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Iran-Petition an UN-Generalsekretär: Ban Ki-Moon antwortet münsterschem Uni-Mediziner Prof. Ali Gorji

Prof. Ali Gorji (Foto: privat)

Münster (mfm/tw) – Medizinische Not durch Wirtschaftssanktionen: Der münstersche Neurophysiologe und Epilepsieforscher Prof. Dr. Ali Gorji warnt seit Monaten vor einer humanitären Katastrophe in Iran. Gemeinsam mit mehr als 70 Wissenschaftlern und Ärzten aus 18 Ländern hat er im Sommer eine Petition an Ban Ki-Moon, den Generalsekretär der Vereinten Nationen (UN), gesandt – und erhielt nun eine persönliche Antwort aus dem UN-Hauptquartier in New York. Ban verspricht darin, sich für eine bessere Versorgung einzusetzen.
Im englischsprachigen Wissenschaftsmagazin Nature machte Gorji bereits im März darauf aufmerksam, dass die Wirtschaftssanktionen gegen Iran zu einem Engpass in der medizinischen Versorgung geführt haben und fast ausschließlich die Zivilbevölkerung treffen. In seinem Artikel weist er darauf hin, dass die Medikamente knapp werden, die Preise steigen und vor allem die sechs Millionen chronisch kranken Patienten darunter leiden. Er berichtet zudem, dass viele Notfälle nicht behandelt werden könnten und Krankenhäuser nicht in der Lage seien, ihre Patienten ausreichend zu versorgen.
Mit Fachkollegen aus 18 Ländern (USA, Kanada, Südafrika, Afghanistan, Indien, Sri Lanka, Malaysia, Australien, Neuseeland, Schweden, Norwegen, Dänemark, Großbritannien, Belgien, Schweiz, Niederlande, Italien und Deutschland) forderte Gorji im Juni gegenüber UN-Generalsekretär Ban, die Sanktionen im medizinischen Bereich aufzuheben. Sanktionen trügen selten zur Lösung politischer Probleme bei, so die Unterzeichner – stattdessen hätten sie bereits im Irak, in Kuba, Libyen und Jugoslawien zu riesigen humanitären Katastrophen geführt. Die Unterzeichner fordern zum sofortigen Handeln auf, um eine Katastrophe in Iran zu verhindern.
In seinem Antwortschreiben zeigt Ban Verständnis für die Situation. Er werde sich für eine humanitäre Lösung in Iran einsetzen. Ban weist darauf hin, dass Medikamente durch die Sanktionen des UN-Sicherheitsrates und der einzelnen Mitgliedsstaaten nicht direkt betroffen sind – bestätigt aber, dass die Sanktionen indirekt die medizinische Versorgung der Bevölkerung verschlechtern. Um die Sanktionen aufzuheben oder zu mindern, müsse Iran durch konkrete Schritte Vertrauen in die ausschließlich friedliche Nutzung der Atomenergie schaffen. Ban erklärt, er wolle sich weiterhin für die medizinische Versorgung einsetzen. Sofern die iranische Regierung anfrage, stehe die Weltgesundheitsorganisation außerdem bereit, um notwendige Medikamente zu beschaffen und zu liefern.
Dr. Ali Gorji, Professor am Institut für Physiologie I der Universität Münster, ist iranischer Staatsbürger. Seit 1998 forscht und arbeitet er in Münster. Gorji setzt sich vielen Jahren aktiv für die medizinische Versorgung in Iran ein. Er ist an mehreren humanitären Hilfsaktionen in Iran beteiligt – so sammelte er unter anderem Spenden für den Wiederaufbau eines iranischen Waisenhauses in Bam, das durch ein Erdbeben im Jahr 2003 vollkommen zerstört worden ist. Die medizinische Versorgung der Kinder in Iran liegt ihm besonders am Herzen. Zudem setzt sich Prof. Dr. Gorji für einen wissenschaftlich-medizinischen Austausch ein und lädt regelmäßig anerkannte Wissenschaftler aus der ganzen Welt zu internationalen Symposien und Kongressen nach Iran ein.

Link zum Nature-Text:
Gorji, Ali: Health care: Medical supplies in Iran hit by sanctions. In: Nature 495, 314 (21, März 2013).

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