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Innovationsfonds bewilligt Projekt aus der Schmerztherapie: POET-Pain erhält sieben Millionen Euro Fördermittel

Die wissenschaftliche Leitung von POET-Pain liegt bei Prof. Esther Pogatzki-Zahn aus der münsterschen Uniklinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie (Foto: privat)

Münster (mfm/sw) – Der gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat entschieden: Das Projekt POET-Pain ist als weiteres Projekt aus der Universitätsmedizin Münster zur Förderung aus dem Innovationsfonds angenommen. Dieses Finanzierungsinstrument soll die Versorgung in der gesetzlichen Krankenversicherung verbessern - dafür stellt jährlich der G-BA, das oberste Beschlussgremium der gemeinsamen Selbstverwaltung der Ärzte, Zahnärzte, Psychotherapeuten, Krankenhäuser und Krankenkassen in Deutschland, ein Budget von 300 Millionen Euro zur Verfügung. Hiervon fließen sieben in „POET-Pain“, das von der Deutschen Schmerzgesellschaft geleitet und an der Universität Münster mitverantwortet wird: Die Medizinprofessorin Esther Pogatzki-Zahn übernimmt die wissenschaftliche Leitung des Projektes, dessen Ziel die Prävention einer Chronifizierung akuter Schmerzen nach Operationen ist. Als Verbundprojekt von insgesamt dreizehn Partnern, darunter die Krankenkassen Barmer und IKK Classic, wird POET-Pain drei Jahre lang laufen.

Schmerzen nach einer Operation sind oft unvermeidlich – doch im Normalfall nicht von Dauer. „Bei bestimmten Patienten besteht allerdings das Risiko, dass sich die Schmerzen chronifizieren, sprich: zu dauerhaften Schmerzen werden und damit zu schmerzbedingten Beeinträchtigungen bis hin zu einer Schmerzerkrankung“, erläutert Prof. Esther Pogatzki-Zahn, die in der münsterschen Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie tätig ist, seit 15 Jahren den Akutschmerzdienst der münsterschen Uniklinik leitet sowie der Arbeitsgruppe „Translationale Schmerzforschung“ vorsteht. Um der Gefahr der Schmerzverstetigung zu bannen, wollen die Oberärztin und ihr Projektteam eine neue Versorgungsform einführen – den sogenannten „Transitional Pain Service“, kurz TPS. Dieser soll Risikopatienten vor der Operation, perioperativ stationär und ambulant sechs Monate lang nach der Operation integrativ und sektorenübergreifend behandeln. Das TPS-Team, bestehend aus Ärzten, Physiotherapeuten, Psychologen und Pflegenden, soll die Risikopatienten bedarfsgerecht und über die Klinikgrenzen hinaus begleiten, Fehlanpassungen identifizieren und diesen aktiv entgegensteuern.

Ambulant sollen die Patienten darüber hinaus durch eine eHealth-App unterstützt werden. Insgesamt stehen Strategien der Selbstkontrolle und Selbstwirksamkeit sowie physiotherapeutische Unterstützung von Alltagsaktivitäten im Mittelpunkt. Sowohl die App als auch die multidisziplinäre Arbeitsform des Teams im Akutschmerzsetting werden eigens für die neue Präventions- und Behandlungsform entwickelt. Getestet wird die Effektivität des TPS in sechs Universitätskliniken in fünf Bundesländern – neben Münster sind dies die Standorte Lübeck, Würzburg, Göttingen, Dresden und Bochum. Durch eine randomisiert-kontrollierte Studie – diese Form gilt in der medizinischen Forschung als die beste, um bei einer Fragestellung eine eindeutige Aussage zu erhalten - wird ermittelt, ob durch den TPS im Vergleich zur derzeitigen Regelversorgung Faktoren wie die schmerzbedingte Beeinträchtigung verbessert oder die Einnahme starker Analgetika vermindert werden können. Sollte das Fall sein, könnte der TPS nach Projektende in die Strukturen des deutschen Gesundheitswesens eingebaut werden.

Der Innovationsfonds des G-BA bezuschusst aus früheren Förderrunden bereits sieben weitere Projekte an der Universität Münster, darunter das Vorhaben „VerSI-MS-PV“ zur Multiplen Sklerose. Die Förderung des G-BA ermöglicht den Projekten intensive Forschung und unterstützt sie dabei, bessere Behandlungsmöglichkeiten für Patienten zu entwickeln, die dann in die Regelversorgung aufgenommen werden.

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