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Honorarprofessor mit 69: Mediziner der WWU Münster ehren Dr. Theodor Windhorst für seine Verdienste

Dekan Prof. Frank Ulrich Müller, ÄKWL-Präsident Dr. Hans-Albert Gehle und der Ärztliche Direktor des UKM, Prof. Hugo Van Aken, (v.l.n.r.) gratulierten Prof. Theodor Windhorst (m.) zur Honorarprofessur. Zu dem kleinen Festakt angereist waren auch die Ehefrau Inge und der Sohn Christoph des Geehrten (hinten l.; Foto: WWU / Erk Wibberg)

Prof. Theodor Windhorst mit der Ernennungsurkunde (Foto: WWU/Erk Wibberg)

Münster (mfm/tb) – In Lexika heißt er Theodor. In seinem Umfeld nennt ihn niemand so: Leute, die ihn kennen, sprechen ihn mit Theo an. Das sagt viel aus über den Chirurgen, ehemaligen Chefarzt und langjährigen Präsidenten der Ärztekammer Westfalen-Lippe Theodor Windhorst. Der Mediziner gilt als jemand, der alles andere ist als ein „Halbgott in Weiß“, als einer, der stets ein offenes Ohr hat, als einer, der sagt, was er denkt und tut, was er sagt. Bekannt in der Öffentlichkeit ist vor allem sein unermüdlicher Einsatz für mehr Organspenden. Aber auch für die Medizin allgemein und eine gute Ausbildung in diesem Fach hat sich der Bielefelder stark gemacht. Dafür hat ihm die Medizinische Fakultät der Universität Münster (WWU) nun den Titel eines Honorarprofessors verliehen. In einem Festakt übergab Dekan Prof. Frank-Ulrich Müller dem „Neuzugang“ die Ernennungsurkunde.

Die coronabedingt klein gehaltene Veranstaltung markiert den Abschluss eines intensiven Prüfungsverfahrens: Im Herbst 2019 hatte ein Klinikdirektor aus der Fakultät den Antrag auf die Honorarprofessur gestellt. Diese ist ein selten vergebener und daher wenig bekannter Titel. Die Bezeichnung leitet sich ab von lateinischen Begriff honor („Ehre“, „Ehrenamt“) und macht deutlich, dass die Funktion in der Regel ehrenamtlich, also ohne Vergütung, ausgeübt wird. Laut Hochschulgesetz des Landes Nordrhein-Westfalen ist eine Verleihung möglich an Personen, „die auf einem an der Hochschule vertretenen Fachgebiet hervorragende Leistungen in der beruflichen Praxis bei der Anwendung oder Entwicklung wissenschaftlicher Erkenntnisse und Methoden (…) erbringen“.

Neben dieser allgemeinen Vorgabe müssen die Kandidaten an der Medizinischen Fakultät weitere Hürden überspringen: Die Ehrenkommission bewertet das Ansinnen, holt dafür neben einem internen Gutachten auch ein externes ein und gibt ihr zusammenfassendes Votum an den Fachbereichsrat weiter, bei dem via Abstimmung die letzte Entscheidung. Im Fall von Windhorst war die Organspende nur ein kleineres der Argumente. Gewürdigt wurde vor allem der Einsatz des Chirurgen für Qualitätssicherung und -management in der Humanmedizin, gemäß seiner Maxime „Qualität erreicht man nur durch Qualifikation“.

Besonderes Augenmerk habe der Kammerpräsident auf eine wissenschaftsbasierte Ausbildung gelegt und auf die Verzahnung von Forschung und Praxis: „Ein gutes Beispiel ist das Clinician-Scientist-Programm, das mit der Weiterbildung der Kammer verknüpft ist und dass wir dank Herrn Windhorst schon sehr früh, nämlich 2011, als Modellprojekt starten konnten“, nennt der Ärztliche Direktor des UKM, Prof. Hugo van Aken, ein konkretes Beispiel. Auch die Krebsmedizin – hier vor allem die Einrichtung eines zentralen Registers in Deutschland -, die Verteidigung der ärztlichen Entscheidungsfreiheit, das Engagement für die medizinische Versorgung im ländlichen Raum und die Unterstützung für Kinder als schwächste Glieder der Gesellschaft (in Form des "Forums Kinderschutz") wurden von den Gutachtern hervorgehoben.

Eine Verpflichtung, an „seiner“ Fakultät Lehrveranstaltungen abzuhalten, besteht laut NRW-Hochschulgesetz für den frischgebackenen Professor nicht. „Aber natürlich ist er hier immer willkommen“, betont Medizin-Dekan Müller - und fügt an: „so wie bisher“. Die Hörsäle in Münster kennt Windhorst nämlich schon seit seiner Jugend: 1974 nahm er ein Medizinstudium an der WWU auf und legte damit den Grundstein für seinen Berufsweg. Und schon als Student kam Windhorst in Kontakt mit einem späteren Lebensthema, indem er als Hilfskraft für den „Transplantationsdienst“ jobbte, die für die Arbeitsprozesse rund um eine Organtransplantation verantwortliche Einrichtung. Nach Assistenzarzt-Tätigkeit und Promotion (1983) avancierte Theodor Windhorst 1986 am Klinikum Bielefeld zum Oberarzt in der Allgemeinchirurgie, drei Jahre später zum stellvertretenden Chefarzt der Viszeralchirurgie und 2000 schließlich zum Chefarzt der Thoraxchirurgie. Von 2009 bis zum Ruhestand 2016 leitete er als Chefarzt im selben Haus das interdisziplinäre Lungenzentrum.

Parallel zur „Schneiderei“, wie Windhorst sein Fach scherzhaft nennt, engagierte sich der Chirurg kontinuierlich für berufspolitische Fragestellungen. Ab 1989 saß das aktive Marburger-Bund-Mitglied in der Kammerversammlung der Ärztekammer Westfalen-Lippe (ÄKWL), rückte 1993 in deren Vorstand auf und wurde 2005 zum Präsident gewählt. In dieser Funktion zeichnete sich der Mediziner vor allem dadurch aus, dass er wichtige Themen für die Ärzteschaft entscheidend beeinflusste und pragmatische, patientenzentrierte Lösungen durchsetzte. So war er maßgeblich an der Initiierung des NRW-Ausführungsgesetzes für Organspende beteiligt, etablierte Curricula für Transplantationsbeauftragte und kämpfte auch in der Bundesärztekammer für eine bundesweit einheitliche Umsetzung dieser Themen. Diverse Ämter in den zentralen Einrichtungen dieses Gebietes spiegeln den Enthusiasmus wider, das Transplantationswesen in Deutschland zu verbessern.

Zweimal im Amt des Kammerpräsidenten bestätigt, hat sich Theodor Windhorst Ende 2019 aus seinen berufspolitischen Verpflichtungen zurückgezogen. Seine Nachfolger an der ÄKWL-Spitze trat Dr. Hans-Albert Gehle an – der zur Titelverleihung eigens nach Münster reiste. Die frei werdende Zeit soll der Familie und der Buchlektüre zugutekommen, erzählte der Ex-Chefarzt der lokalen Tageszeitung. Mit Interesse verfolgen wird der Geburts-, Wahl- und Überzeugungs-Bielefelder sicher auch den Aufbau einer Medizinischen Fakultät an der Universität seiner Heimatstadt, für die sich Windhorst - auch als Instrument gegen den regionalen Ärztemangel - jahrelang eingesetzt hat.