News

Heilsame Spätfolge eines Herzinfarktes: Lancier-Stiftung fördert Kardiologie-Professur

Freuen sich über den Wechsel von Prof. Klaus Tiemann (l.) nach Münster: Prof. Norbert Roe-der (ÄD UKM), Dekan Prof. Volker Arolt und Klinik-Direktor Günter Breithardt. Für die Lancier-Stiftung nahm Anne Kathrin Lancier an der Begrüßung teil.

Münster (mfm/tb) – Es passierte mitten im Urlaub: Während einer Reise durch Polynesien erlitt Peter Lancier überraschend einen schweren Herzinfarkt. Der Unternehmer wurde in seine Heimatstadt Münster ausgeflogen, wo ihn die Ärzte des dortigen Universitätsklinikums (UKM) behandelten. Das war 1988 – aber die Erkrankung hatte Folgen, die bis heute sichtbar sind: Sein eigenes Schicksal veranlasste den damals 64-jährigen, eine Stiftung zu gründen. Und die finanziert zwanzig Jahre nach dem Herzinfarkt eine Professur, mit der die münstersche Hochschulmedizin nun ihre Forschung und Krankenversorgung erheblich ausbauen kann. Den Ruf für die Anfang Juni neu eingerichtete "Stiftungsprofessur für Kardiovaskuläre Bildgebung" erhielt Privatdozent Dr. Klaus Tiemann aus Bonn. Dass er trotz des schweren Infarktes anschließend wieder ein normales Leben führen konnte, führt Lancier auf die Möglichkeiten der modernen Herz- und Kreislaufmedizin zurück. "Ich weiß aber auch, dass es noch bessere und effektivere Heilmethoden für Herzkranke geben könnte, wenn genügend Geld dafür zur Verfügung stünde", begründet der frühere Firmenchef sein Engagement. Mit 85.000 Euro jährlich unterstützt die "Peter-Lancier-Stiftung zur Förderung der Herz- und Kreislaufforschung" die neue Professur sowie die Einrichtung weiterer Stellen, die an Prof. Tiemanns Tätigkeit gekoppelt sind. Darüber hinaus fördert die Stiftung auch die technische Ausstattung des mit der Professur verbundenen Arbeitsfeldes. Bereits bestellt ist ein High-End-Ultraschallgerät, das rund 125.000 Euro kosten wird. Eine Vereinbarung zwischen der Universität und dem Universitätsklinikum Münster sichert die Stiftungsprofessur für zunächst fünf Jahre, sie soll nach dem Willen der Verantwortlichen aber auch darüber hinaus fortgeführt werden. "Die Anschubfinanzierung durch die Peter-Lancierung-Stiftung schafft die Möglichkeit, eigene Forschungsprojekte durchzuführen und darüber dann weitere Drittmittel einzuwerben", freut sich Dekan Prof. Volker Arolt über die Verstärkung in seiner Medizinischen Fakultät. Als kardiovaskuläre Bildgebung werden Verfahren bezeichnet, die die Vorgänge im Herz und im Gefäßsystem veranschaulichen. Prof. Tiemann wird in diesem Bereich überwiegend forschend tätig sein und sich beispielsweise mit der Entwicklung neuer Bildgebungssysteme befassen, ist aber auch in die Krankenversorgung eingebunden. Seine in der Medizinischen Klinik C des UKM angesiedelte Professur soll mittelfristig zur Keimzelle werden für ein geplantes Zentrum für Kardiovaskuläre Bildgebung, in dem Mediziner aus verschiedenen Fachrichtungen zusammenarbeiten und dessen Hauptziel die Früherkennung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist. In den Vereinigten Staaten seien solche Zentren schon geraumer Zeit interdisziplinär besetzt, hob Anne Kathrin Lancier, Stiftertochter und Vorstandsmitglied, bei der Amtseinführung Prof. Tiemanns hervor. "Mit der Stiftungsprofessur wollen wir dazu beitragen, dass das Expertenwissen, vor allem das aus der Radiologie und der Nuklearmedizin, auch hierzulande stärker gebündelt und vernetzt wird. Das ist in dieser Form einmalig und könnte Modellcharakter für vergleichbare Einrichtungen haben", so Lancier, die ihren erkrankten Vater bei der Begrüßungsrunde vertrat. Mit der neuen Stiftungsprofessur baut die Medizinische Fakultät gleich zwei ihrer traditionellen Stärken weiter aus: Die Herz- und Gefäßmedizin gehört zu den fünf Schwerpunkten der münsterschen Hochschulmedizin, und auch die Querschnittsdisziplin der Bildgebung genießt hohes Ansehen und werde, so Prof. Arolt, "in rasantem Tempo ständig weiter ausgebaut". Die Berufung von Prof. Tiemann ist laut dem Dekan insofern ein "wirklicher Glücksgriff", als sich in dessen Person beide Bereiche verbinden. Der Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie war vor seinem Wechsel nach Münster Universitätsklinikum Bonn tätig, wo er als Oberarzt u.a. die Echo-Kardiographie und die Kardio-Bildgebung leitete. Der 39-jährige ist Mitherausgeber renommierter Fachzeitschriften und Mitglied in zahlreichen nationalen und internationalen Fachgesellschaften. Er ist verheiratet und Vater zweier Kinder.

Folgendes könnte Sie auch interessieren: