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Genanalyse für verbesserte Leukämie-Diagnostik: Deutsche Krebshilfe fördert Projekt mit 400.000 Euro

Gemeinsam wollen Prof. Carsten Müller-Tidow (l.) und Prof. Martin Dugas herausfinden, welche genetischen Veränderungen in Leukämiezellen vorhanden sind, um so die bestmögliche Therapie für jeden einzelnen Patienten zu finden (Foto: FZ)

Münster (mfm/mk) – Kooperation im Kampf gegen Krebs: Unter der Leitung der Professoren Martin Dugas und Carsten Müller-Tidow von der Universität Münster arbeiten Forscher zusammen, um Genveränderungen von Leukämiezellen besser und schneller erkennen zu können. Über drei Jahre hinweg werden dabei die Kompetenzen von medizinischer Informatik und Leukämieforschung kombiniert, um Patienten eine auf sie zugeschnittene Therapie ermöglichen zu können.
„Leukämien und andere Tumorerkrankungen werden durch Genmutationen ausgelöst, die auch das Ansprechen auf Therapien bestimmen“, erläutert Müller-Tidow, „Die Bestimmung dieser Mutationen ist daher für die Patienten und für die Forschung nach besseren Therapiemöglichkeiten sehr wichtig.“ Die Sequenzierung aller wichtigen Gene bei Patienten mit Tumorerkrankungen ist noch zu langwierig und teuer, um bei der Behandlung der Patienten zum Einsatz zu kommen. Diese Lücke in der internationalen Krebsforschung wollen Müller-Tidow, leitender Oberarzt in der Medizinischen Klinik A der Uni-Klinik Münster, und Dugas, Direktor des Instituts für Medizinische Informatik, nun mit ihrem Projekt schließen. Ihre Arbeit wird von der Deutschen Krebshilfe über drei Jahre hinweg mit insgesamt mehr als 400.000 Euro gefördert.
Projektziel ist es, die Bestimmung aller relevanten Mutationen, zunächst für Leukämien und später für andere Krebserkrankungen, in wenigen Tagen möglich zu machen. Eine spezielle bioinformatische Analyse von Tumorzellen kann dann innerhalb kurzer Zeit eine rasche Aussage zu den wichtigen Genveränderungen bei jedem einzelnen Patienten liefern. Danach wird dann eine individualisierte Therapie ausgerichtet.
Das Projekt läuft in mehreren, gemeinsam koordinierten Schritten ab. Die Patientenproben kommen von der Medizinischen Klinik A, wo auch die Laboruntersuchungen stattfinden. „Die anschließende bioinformatische Auswertung der Daten übernehmen dann wir“, so Dr. Hans-Ulrich Klein, der das Projekt von informatischer Seite gemeinsam mit Prof. Dugas betreut. Die Wissenschaftler sehen sich im Projekt der Mammutaufgabe gegenüber, bei jedem Patienten Millionen von DNA-Sequenzen auszuwerten und aus dieser Fülle von Informationen einen individuellen Bericht über die Mutationen zu erstellen, der hinterher in der klinischen Praxis einsetzbar ist.
„Die große Herausforderung auf Seiten der Informatik ist die riesige Datenmenge - von Fachleuten ‚big data‘ genannt -, mit der wir es hier zu tun haben“, so Dugas. Auf medizinischer Seite wird es vor allem darum gehen, die richtigen Schlüsse aus den Berichten zu ziehen. Denn, so führt Müller-Tidow aus, „jede Leukämie hat ihr eigenes Muster an Mutationen und damit einen spezifischen genetischen ‚Fingerabdruck‘. Wir müssen feststellen, welche Mutation die Erkrankung auslöst und damit das beste Ziel für eine Behandlung darstellt.“ Mit Hilfe dieser Auswertungen kann dann eine spezielle Behandlung entworfen werden. „So ist eine in höchstem Maße individualisierte Medizin und personalisierte Diagnostik möglich“, sagt Müller-Tidow.
Das Verfahren, das die Wissenschaftler und ihr Team im Laufe des Projekts entwickeln wollen, kommt dann zunächst den Patienten am Universitätsklinikum Münster zugute. Ein weiteres wichtiges Ziel von Dugas und Müller-Tidow ist es, die Software danach nicht-kommerziell zu veröffentlichen, um auch andernorts eine raschere und effizientere Diagnostik und Behandlung von Krebspatienten zu ermöglichen. Denn, so veranschaulicht Müller-Tidow, „es leidet zwar jeder Krebspatient an Krebs, die einzelnen Tumormutationsmuster sind aber höchst verschieden. Wenn wir diese erkennen, sind individuell zugeschnittene Therapien und damit deutlich bessere Heilungschancen möglich.“

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