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GAIN: Deutschlandweites Neurologisches Netzwerk mit münsterscher Beteiligung gegründet

Münster (mfm/mk) – Leidet ein Patient gleichzeitig an epileptischen Anfällen und Gedächtnis-, Affekt- und Wahrnehmungsstörungen, kann die Ursache eine Autoimmunenzephalitis sein. Diese Entzündung der Nervenzellen des zentralen Nervensystems kann im Zusammenhang mit einem Tumor oder ohne erkennbare Ursache auftreten. Sie ist schwer diagnostizierbar und kompliziert zu behandeln – das wollen Forscher aus ganz Deutschland nun ändern und haben das Deutsche Autoimmunenzephalitis-Netzwerk (GAIN) gegründet. Beteiligt an dem Verbund sind auch Wissenschaftler der Universität Münster.
Das Netzwerk, dessen Abkürzung für den englischen Projekttitel steht, umfasst Forscher aus sechs verschiedenen Institutionen in ganz Deutschland. Dazu gehören das Institut für Neuropathologie der Universität Bonn, das Epilepsie-Zentrum Bethel Bielefeld und die Kliniken für Neurologie der Universitäten Düsseldorf, Jena und Münster. In Münster koordinieren der Leiter der Uni-Klinik für Neurologie, Prof. Dr. Heinz Wiendl sowie Dr. Nico Melzer, das Projekt. „Unser Ziel ist es, sowohl die Entstehung, Entwicklung und neurologischen Merkmale der verschiedenen Autoimmunenzephalitiden besser zu charakterisieren, als auch neue Therapiestrategien zu entwickeln“, fasst Wiendl das Ziel von GAIN zusammen.
Dabei gehen die Wissenschaftler in zwei Schritten vor. Zum einen soll ein Patientenregister aufgebaut werden, in dem standardisierte Daten zu klinischer Symptomatik und Verlauf der Autoimmunenzephalitiden und zu den Ergebnissen bildgebender und elektrophysiologischer Verfahren erhoben werden. Zum anderen wollen die beteiligten Mediziner eine Biodatenbank mit Blut- und Liquorproben von Patienten, die an verschiedenen Autoimmunenzephalitiden leiden, anlegen, die dann später im Rahmen von Studien analysiert werden können. „Die Sammlung all dieser Informationen soll das Verständnis der entzündlichen Erkrankungen und daraus folgend auch die Entwicklung neuer Behandlungskonzepte voranbringen“, schildert Wiendl.
Ein weiterer Schwerpunkt des Projekts liegt in der Verbesserung der diagnostischen Möglichkeiten, für die bestimmte, gegen die Nervenzellen gerichtete Antikörper im Blut und Liquor der Patienten nachgewiesen werden sollen. Diese Antikörper charakterisieren die der Erkrankung zu Grunde liegenden Entzündungsreaktionen. „Nicht zuletzt wollen wir als Forscher aber auch betroffene Patienten und deren Angehörige sowie behandelnde Ärzte für dieses äußerst komplexe Krankheitsbild sensibilisieren“, so Wiendl: „Wird die Diagnose einer Autoimmunenzephalitis nämlich früh gestellt, kann die Erkrankung durch eine kombinierte Immuntherapie und gegebenenfalls eine Tumortherapie häufig gut beherrscht werden.“

Link zur Webseite des Netzwerkes
Kontakt: Dr. Nico Melzer, Klinik für Allgemeine Neurologie, nico.melzer@ukmuenster.de

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