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Forensische Altersbestimmung: Rechtsmedizin-Preis für münstersches Forscherteam

Erstautor Dr. Dr. Maximilian Timme MBA freut sich über die Auszeichnung der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin (Foto: WWU)

Münster (mfm/lt) – Diese Szene kennt jeder Krimifan: Die Kripo-Beamten stehen ratlos vor einer Leiche, die nicht mehr zu identifizieren ist. Nicht einmal das Alter lässt sich noch bestimmen. Auftritt Rechtsmedizin. Deren Fachleute können das Alter unbekannter Toter und lebender Personen mit zweifelhaften Altersangaben anhand bestimmter zahnmedizinischer und skelettaler Entwicklungsmerkmale schätzen. Jedoch können äußere Faktoren diese Indikatoren beeinflussen, was dann zu ungenauen Ergebnissen führen könnte. Eine Arbeitsgruppe aus Rechtsmedizinern, Epidemiologen und Radiologen der Universität Münster untersuchte zwei dieser Faktoren in einer Studie. Für die Präsentation der Ergebnisse erhielten sie von der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin den diesjährigen, mit 500 Euro dotierten Posterpreis.

Wie wirkt sich unser Ernährungsstatus auf unser „geschätztes“ Alter aus? Und inwiefern haben unsere sozioökonomischen Lebensumstände Einfluss auf unsere Altersmerkmale? Diese Fragen wollten die münsterschen Forscher beantworten. Das Team untersuchte in der Studie die Entwicklung der Altersmerkmale an über 650 Studienteilnehmern im Alter von 12 bis 24 Jahren und bezog dabei die unterschiedlichen sozioökonomischen Hintergründe sowie Ernährungszustände ein. Die Ergebnisse waren zunächst überraschend: Scheinbar gab es keinen Zusammenhang zwischen sozioökonomischem Status und Entwicklung von Skelett oder Zähnen. Doch die Arbeitsgruppe erkannte schnell, dass dies an der Zusammensetzung der Gruppe der Studienteilnehmer lag: Diese stammten zum Großteil aus Haushalten mit deutlich höherem sozioökonomischem Status, gegenüber dem Bevölkerungsdurchschnitt. „Die Lebensumstände der Studienteilnehmer und                          -Teilnehmerinnen unterschieden sich zu wenig, um sich signifikant auf die Skelett- und Zahnentwicklung auszuwirken“, erläutert der Erstautor der Studie, Dr. Dr. Maximilian Timme.

Als auffälliger erwies sich der Einfluss des Ernährungszustandes auf die Entwicklung der Altersmerkmale. Jedoch nahm auch hier der Einfluss auf die untersuchten Merkmale ab, wenn der natürliche Anstieg des Body-Mass-Index mit steigendem Lebensalter berücksichtigt wurde. Die Wissenschaftler stellten durch ihre Forschungen außerdem fest, dass die Zahnentwicklung unabhängig von sozioökonomischem Status und Ernährungszustand war. Ausgehend von diesen Ergebnissen hat das Team, dem neben Dr. Dr. Timme Prof. Andreas Schmeling, Prof. André Karch, Dr. Denys Shay und Dr. Christian Ottow angehörten, einen klaren Rat an die Fachwelt: Methoden zur Beurteilung der Zahnentwicklung sollten Bestandteil jeder forensischen Altersbestimmung sein, da diese unabhängig von sozioökonomischem Status und Ernährungsstatus verläuft.

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