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„Visionär mit ausgeprägtem Gespür für das Machbare“: Karch-Rede zur Dekan-Verabschiedung im Wortlaut

Prof. Helge Karch (r.) und Prof. Wilhelm Schmitz (Foto: privat)

Als Eloge bezeichnet man - nach dem lateinischen Wort „elogium“ für Ausspruch oder Aussage – eine Lobrede. Prof. Helge Karch hat eine verfasst – für seinen langjährigen Kollegen und Weggefährten Prof. Wilhelm Schmitz, anlässlich von dessen Verabschiedung als Dekan. Die Eloge kam bei den Gästen der akademischen Feier im Schloss bestens an und rief Fragen nach der schriftlichen Fassung hervor. Den vollen Wortlaut können Sie daher hier nachlesen: Magnifizenz, liebe Ursula - Spectabilis, lieber Willi - Herr Kollege Herrmann, lieber Mathias, - lieber Herr Dr. Hoppenheit - liebe Kolleginnen und Kollegen - liebe Gäste,
als langjähriger Freund und Begleiter und „schlichter Pfälzer“ möchte ich zunächst einige Deiner charakteristischen Eigenschaften und Dein Wirken, lieber Willi, als Dekan unserer Fakultät, würdigen. Deine Leistungen haben dazu geführt - und hierin dürften wir alle uns einig sein -, dass Deine Amtszeit als Dekan eine durchgehende Erfolgsgeschichte darstellt.
Dass das Wirken und die Mitarbeit des Dekans gerade und hier am Standort Münster in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung und Einfluss gewonnen haben, ist, wie man an anderen Standorten im Lande sieht, durchaus nicht selbstverständlich. Das Dekanat einer Medizinischen Fakultät liegt nun einmal auf der Schnittstelle zwischen den unverzichtbaren und gerechtfertigten Forderungen von Forschung und Lehre, denen wir uns verpflichtet haben, und – davor sollten wir die Augen nicht verschließen - in den Anforderungen der Hochleistungsmedizin sowie den Zwängen der Ökonomie, denen wir, ob wir es wollen oder nicht, ebenfalls unterliegen. Man kann nicht immer beide Seiten einbinden, aber man muss sie zusammenbringen und ständig miteinander im Dialog halten. Es liegt in der Natur der Sache, dass die in einem derart ambivalenten Gebilde wie einer Universitätsklinik innewohnenden, zum Teil gegenläufigen Interessen nicht immer und auch nicht immer auf befriedigende Weise in Übereinstimmung gebracht werden können. Aber Du, lieber Willi, warst ein Meister darin, hier zumindest optimale Annäherungswerte zu erzielen.
Ein kluger Mensch namens Gunnar Jarring, ein schwedischer Diplomat, hat einmal gesagt: „Wenn einem Vermittler beide Parteien misstrauen, ist das nicht schlecht. Wenn ihm beide vertrauen, ist das noch besser.“ Dir, lieber Willi, haben immer beide Parteien vertraut. Sie haben Dir vertraut, weil sie wussten, dass Dein Wirken immer darauf gerichtet war, die Interessen des großen Ganzen, nämlich unserer Universität und unseres Klinikums, nach vorne zu bringen und gleichbleibend die hohe Qualität von Forschung, Lehre und Krankenversorgung dabei zu fördern, die nun einmal wie siamesische Zwillinge miteinander verbunden sind und miteinander und voneinander leben.
Dabei hast Du als Führungspersönlichkeit mit Augenmaß für die wirklich wichtigen Herausforderungen von Anbeginn an auch die handwerklichen Notwendigkeiten gesehen, indem Du das Dekanat als Verwaltungseinheit über die Jahre hinweg zu einem anerkannten Instrument entwickelt und seine Mitarbeiter zu angesehenen Mitstreitern aufgebaut hast. Du hast aus dem Dekanat, und dazu zählen natürlich auch die Prodekane, Dein persönlicher Referent und die Fakultätsgeschäftsführerin, eine leistungsstarke Einheit gemacht, deren Rat sehr gerne gehört und deren produktive Mitarbeit begehrt ist.
In den vergangenen Jahren ist die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses in den Mittelpunkt des Interesses gerückt. Selbst der Bund hat die Nachwuchsförderung jetzt entdeckt. Wir in Münster können stolz darauf sein - und das ist einer Deiner großen Verdienste -, dass wir diese schon lange vorher in den Fokus genommen und durch zahlreiche Förderprogramme auf unterschiedlichen Stufen der Karriereleiter nach vorne gebracht haben. Hier kommen wir zu einer Deiner entscheidenden Stärken: Jeder Deiner Gesprächspartner konnte sich stets darauf verlassen, dass Du ihm zuhörst und Dich ernsthaft mit seinen Argumenten auseinandersetzt - anders als dies heute bei manchen Amtsträgern und Politikern oft der Fall ist. Selbst nach harten Auseinandersetzungen mit Dir und auch wenn nicht immer alles realisiert werden konnte: Auf Dein Wort konnte man sich uneingeschränkt verlassen!
Als zuverlässiger Patron und fürsorgender Wächter über die Geschicke unserer Fakultät hattest Du immer ein offenes Ohr für Anregungen, Ideen und Neuerungen und hast, wenn Du davon überzeugt warst, die Dinge mit der Dir eigenen Begeisterungsfähigkeit eines leidenschaftlichen Wissenschaftlers forciert. Als Visionär mit ausgeprägtem Gespür für das Machbare, ohne dabei unsere hochgesteckten Ziele aus den Augen zu lassen, hast Du durch Förderung der Forschung und Lehre die Medizinische Fakultät weit voran gebracht. All dies konnte nur geschehen, weil Du selbst auf allen Ebenen unseres Universitätsklinikums als ein anerkannter, verlässlicher, der Sache verpflichteter Kollege und Freund respektiert wirst.
Deinem Nachfolger wünsche ich alles Gute, eine ebenso glückliche Hand in einem Umfeld, das zwar gut bestellt übergeben wird, aber für die Zukunft noch genug Herausforderungen bereit hält, angefangen von der chronischen Unterfinanzierung bis hin zu Investitionsstau und Nachwuchsmangel. Ich darf Dir, lieber Mathias, auch im Namen der Professorinnen und Professoren unserer Fakultät, versichern, dass wir gemeinsam den erfolgreichen Weg der letzten Jahre mit Dir weiter beschreiten werden, auch wenn wir alle wissen, dass dies kein einfacher sein wird.
Dir, lieber Willi, möchte ich am Ende meiner kleinen Eloge noch einmal aus vollem Herzen danken, danken für Deine verdienstvolle Tätigkeit als Dekan der Medizinischen Fakultät und Deine Freundschaft! Lass mich der Hoffnung Ausdruck verleihen, dass wir auch in Zukunft auf Deine Erfahrung und Deinen Rat zurückgreifen dürfen.
Dein Helge

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