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Wissenschaftspreis für münsterschen Nuklearmediziner: Dr. Kambiz Rahbar forscht für individuellere Diagnostik bei Prostatakrebs

Dr. Kambiz Rahbar (Foto: UKM/M. Thomas)

Münster (mfm/sr) - Wie lassen sich Tumorzellen in der Prostata genau lokalisieren? Und wie lässt sich die Behandlung von Patienten mit diesem Wissen noch zielgerichteter planen? Diese Fragen hat sich Dr. Kambiz Rahbar, Oberarzt in der Klinik für Nuklearmedizin am Universitätsklinikum Münster (UKM), gestellt. Herausgefunden hat er, dass die bildgebende Untersuchung mit speziellen radioaktiv markierten Substanzen (Ga-68-PSMA PET/CT) helfen kann, die Ausdehnung des Tumors in der Prostata von Patienten genau einzugrenzen. Die mit diesem Verfahren erzeugten Schichtbilder der Prostata lassen zunächst von außen darauf schließen, wo und in welchem Ausmaß sich Turmorzellen in der Prostata befinden. Für seine Pilotstudie ist der Wissenschaftler der Medizinischen Fakultät der Universität Münster jetzt mit dem „Georg-von-Hevesy-Preis“ der Deutschen Gesellschaft für Nuklearmedizin (DGN) ausgezeichnet worden. Dieser gilt als der wichtigste Forschungspreis in der deutschen Nuklearmedizin.
„Unsere Ergebnisse könnten dazu beitragen, Biopsien zur Sicherung der Diagnose in Zukunft zielgerichteter durchzuführen und damit die Belastung von Patienten zu verringern“, sagt Rahbar. Darüber hinaus könnte die Untersuchung mit dem PSMA PET/CT dabei helfen, die Therapie für den einzelnen Patienten besser zu planen, weil der Tumor genauer abgegrenzt werden kann.
Das Prostatakarzinom ist der häufigste bösartige Tumor bei Männern. Bei der Untersuchung, wie weit die Krankheit fortgeschritten ist, hilft seit rund drei Jahren ein neues bildgebendes Untersuchungsverfahren in der Klinik für Nuklearmedizin am UKM: Mithilfe einer speziellen Positronen-Emissions-Tomographie (PET) können die Mediziner das prostataspezifische Membran-Antigen (PSMA) im Körper des Patienten sichtbar machen. Bei PSMA handelt es sich um ein Eiweiß, das auf der Zelloberfläche von Prostatakrebszellen vermehrt vorhanden ist. Bei der Untersuchung spritzen die Mediziner den Patienten eine Substanz, die radioaktiv markiert ist. Diese Substanz spürt PSMA im Körper auf und bindet dort. Durch die radioaktive Markierung lässt sich darstellen, wo sich die Substanz im Körper anreichert. Darüber kann der Arzt Prostatatumore erkennen und feststellen, ob und wo sich bereits Metastasen gebildet haben.
Das Verfahren bietet viele Chancen für die Diagnostik sowie Therapie von Tumorerkrankungen und wird in hochspezialisierten Zentren eingesetzt. Dr. Rahbar untersuchte nun erstmals, wie genau und zuverlässig sich der Tumor mithilfe der Bildgebung von gesundem Gewebe abgrenzen lässt. Dazu fertigte er Schichtbilder der Prostata an. Danach wurde den Patienten die Prostata entnommen – denn bei allen Studienteilnehmern stand bereits im Vorfeld fest, dass aufgrund ihrer Erkrankung eine solche Operation unausweichlich sein würde. Pathologen untersuchten anschließend die einzelnen Prostataschichten unter dem Mikroskop. Das Ergebnis: Die Analyse des Gewebes und die Daten der vorherigen bildgebenden Untersuchung mit PSMA-PET/CT stimmten sehr gut überein. „Unsere Bilder zeigten eine hohe Korrelation mit der Histologie, also der Gewebeuntersuchung“, berichtet Rahbar. So konnten die Mediziner mit 92-prozentiger Sicherheit bereits im Vorfeld sichtbar machen, wo und in welchem Ausmaß sich die Tumorzellen befanden.
So könnten die Ergebnisse dazu beitragen, Biopsien in Zukunft zielgerichteter durchzuführen und damit die Belastung von Patienten zu verringern. Bisher müssen Ärzte für die Diagnostik quasi blind Gewebeproben aus der Prostata entnehmen. Ein einziger Einstich reicht dabei häufig nicht aus. Mithilfe der Bildgebung ließe sich die Zahl der notwendigen Gewebeproben reduzieren. Darüber hinaus könnte die Untersuchung dabei helfen, die Therapie besser zu planen und auf den Patienten abzustimmen. Das Verfahren steht jedoch noch am Anfang; bei der aktuellen Untersuchung handelt es sich um eine Pilotstudie.
Kambiz Rahbar beschäftigt sich intensiv mit Verfahren für die Diagnostik und Therapie von Prostatakrebs. Seit 2008 ist er in der Klinik für Nuklearmedizin am UKM tätig, seit 2013 als Oberarzt.
Der Georg-von-Hevesy-Preis der DGN ist nach dem Pionier des Faches Nuklearmedizin benannt. Seine grundlegenden experimentellen Forschungsarbeiten über künstliche Radionuklide, also radioaktive Atomsorten, waren die Voraussetzung für die Anwendung radioaktiver Tracer in der Medizin. Tracer sind injizierbare Substanzen, die bestimmte Zielmoleküle im Körper aufspüren, sich an sie binden und die Moleküle markieren. Der mit 2.500 Euro dotierte Georg-von-Hevesy-Preis wird jährlich verliehen, und zwar an den Hauptautor einer hochrangigen Publikation des Vorjahres.

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