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Das "Paper of the Month" 05/2025 geht an Alexander Dermietzel und Sonja Dahmann aus der Klinik für Plastische Chirurgie
Haben zusammen den Zusammenhang von Scharlach beim Säugling und der Gefahr einer Brustinfektion bei der stillenden Mutter untersucht (v.l.): Dr. Joke Tio, Dr. Carl Opitz (beide: UKM-Brustzentrum) sowie Erstautorin Dr. Sonja Dahmann, Letztautor Dr. Alexander F. Dermietzel und Prof. Tobias Hirsch (Klinik für Plastische Chirurgie) (Foto: Uni MS/E. Wibberg)
Für den Monat Mai 2025 geht das „Paper of the Month“ der Medizinischen Fakultät der Universität Münster an:
Alexander Dermietzel und Sonja Dahmann aus der Klinik für Plastische Chirurgie
Dahmann S; Kueckelhaus M; (…); Dermietzel A. Maternal mastitis and streptococcal toxic shock syndrome risk from breastfeeding children with scarlet fever: case report and literature review. 2025 Apr 16: S1473-3099(25)00088-X.
Begründung der Auswahl:
Eine Brustentzündung (Mastitis) betrifft jede zweite stillende Frau. Die vorliegende Arbeit beschreibt einen seltenen Fall, in dem ein an Scharlach erkranktes Kind das Bakterium Streptococcus pyogenes über das Sillen auf die Mutter übertrug. In der Folge entwickelte diese eine schwere Mastitis, begleitet von einer lebensbedrohenden Sepsis. Die berichtende Expertenrunde erarbeitete klinische Kriterien und Symptome, Epidemiologie, Pathophysiologie, Risikofaktoren, Infektionsmechanismen sowie Empfehlungen zu Therapie und Prävention. Damit wird das Bewusstsein geschärft für die Fähigkeit des Scharlacherregers, eine schwere Mastitis zu verursachen, und Fachpersonen in Medizin und Stillberatung erhalten eine wertvolle Entscheidungshilfe.
Zu Hintergrund, Fragestellung und Bedeutung der Publikation:
Laktationsmastitis betrifft bis zu 50 Prozent der stillenden Frauen. In seltenen Fällen kann sie durch Streptococcus pyogenes (GAS) zur nekrotisierenden Mastitis und weiter zum Streptokokken-bedingten toxischen Schocksyndrom (STSS) führen. Die Literatur bietet bisher kaum Hinweise auf das Infektionsrisiko der Mutter beim Stillen eines Kindes mit Scharlach.
Die Veröffentlichung beschreibt den Fall einer gesunden Mutter, die nach dem Stillen ihres an Scharlach erkrankten Kindes eine GAS-Mastitis entwickelte, die in ein STSS mündete. Eine Literaturrecherche ergab sechs ähnliche Fälle, in denen enger Kontakt zu infizierten Kindern der einzige gemeinsame Risikofaktor war. Die Autoren schlagen als praktikable Präventionsstrategie vor, das Stillen während der ersten 24 Stunden der antibiotischen Behandlung des Kindes auszusetzen und stattdessen abgepumpte Muttermilch zu geben. Diese Empfehlung basiert auf der hohen Pathogenität von GAS im Rachen des Kindes und dem direkten Kontakt mit der mütterlichen Brust – ein bisher fehlender, aber relevanter klinischer Hinweis.
Die Studie schließt eine entscheidende Wissenslücke zur GAS-Übertragung beim Stillen und liefert eine konkrete Handlungsempfehlung. Sie trägt zur Verbesserung der mütterlichen Gesundheitsvorsorge bei und kann zukünftige Leitlinien prägen – insbesondere in ressourcenschwachen Regionen mit hoher STSS-Sterblichkeit. Die Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit einer sorgfältigen Diagnostik und die Entwicklung evidenzbasierter Strategien.
Background and fundamental question of the publication:
Lactational mastitis is common, affecting up to 50% of breastfeeding women. While typically mild, it can rarely progress to necrotizing mastitis caused by Streptococcus pyogenes (GAS), leading to streptococcal toxic shock syndrome (STSS), a severe complication with high mortality. Existing literature lacks detailed guidance on maternal infection risk during breastfeeding a child with scarlet fever.
This publication presents a case of a healthy mother developing STSS following lactational GAS mastitis after breastfeeding her child with scarlet fever. A comprehensive literature review uncovered six similar cases, all pointing to close contact with infected children as the only consistent risk factor. The authors propose a practical strategy: temporarily suspending breastfeeding for 24 hours during the child's antibiotic treatment while feeding with expressed breast milk. This approach acknowledges the high pathogenicity of GAS in the child’s pharynx and its direct contact with maternal nipple tissue as a likely infection route, offering a concrete, preventive recommendation previously lacking in clinical guidelines.
This study closes a critical gap by highlighting the transmission risk of GAS during breastfeeding and offers an actionable recommendation. It contributes to maternal health by informing future guidelines, especially relevant in low-resource settings where STSS has higher fatality. The findings emphasize the need for vigilant diagnosis and the development of evidence-based strategies.
Die bisherigen ausgezeichneten „Papers of the Month“ finden Sie HIER.
