News

Bildgebung bekommt was auf die Ohren: Forschungsteam erprobt Einsatz des neuartigen MSOT-Verfahrens

Loten in der Arbeitsgruppe „Translationale Radiologie“ das Potenzial der neuartigen Bildgebungsmethode MSOT aus (v. l.): Klinikdirektor Prof. Walter Heindel, Oberärztin Dr. Anne Helfen und Assistenzarzt Dr. Max Masthoff (Foto: WWU / M. Heine)

Münster (mfm/jg) – Mit den Ohren sieht man besser – jedenfalls in der Medizin. Die neuartige Bildgebungstechnik „Multi-spektrale Optoakustische Tomografie“ (MSOT) kombiniert optische und akustische Methoden – beide für sich genommen „Dauerbrenner“ der Diagnostik – und ermöglicht derart bessere Eindrücke der Eigenschaften menschlichen Gewebes als herkömmliche Verfahren. Für die Diagnose von Erkrankungen ist MSOT äußerst hilfreich – ob sich die Technik dort in Zukunft etablieren kann, wird zurzeit an der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster erforscht: Eines von deutschlandweit nur fünf Geräten des Herstellers iTheraMedical ist in Uniklinik für Radiologie im Einsatz, wo die Arbeitsgruppe „Translationale Radiologie“ um Oberärztin Dr. Anne Helfen und Assistenzarzt Dr. Max Masthoff in den nächsten Jahren klinische Studien mit dem System durchführen wird.

„Mit MSOT hören wird dem Gewebe zu – auf diesem Weg können wir dessen Eigenschaften detaillierter sehen als mit herkömmlichen Methoden“, hebt Dr. Masthoff die – zunächst paradox anmutende – Besonderheit der Technologie hervor. Wie das funktioniert? „Licht rein, Schall raus“, bringt es der Assistenzarzt schmunzelnd auf den Punkt. Indem die Haut der Patientinnen und Patienten mit Laserlicht bestrahlt wird, dehnt sich deren Gewebe aus. Das verursacht Ultraschallwellen, die das System misst und zu Bildern umwandelt – optische Bestrahlung führt also zu einem akustischen Signal, das wiederum optisch abgebildet wird.

Das Verfahren arbeitet dabei multispektral – sprich: Die Haut wird mit unterschiedlichen Wellenlängen bestrahlt, sodass das Gewebe vielschichtig „abgetastet“ wird. Die Vorteile: MSOT dringt nicht nur tief – bis zu vier Zentimeter – in das Gewebe ein, sondern bildet dessen Eigenschaften auch noch detailliert ab. So lassen sich etwa der Blutfarbstoff Hämoglobin, Lipide oder Wasseranteile auch in tiefen Hautschichten präzise darstellen. Besonders patientenfreundlich ist dabei: Die Technik kommt völlig ohne körperliche Eingriffe aus. Sie ist auch nicht wie manche andere Verfahren auf Kontrastmittel angewiesen, die dem Körper verabreicht werden, um Gewebeeigenschaften detailliert abbilden zu können.

Aus den Eigenschaften der MSOT ergibt sich für diese ein breites Anwendungsfeld: Die neue Technik wird vor allem bei der Diagnose von Tumoren, Entzündungserkrankungen oder Verletzungen verschiedener Art eingesetzt – in Münster liegt der Fokus auf Sehnenerkrankungen. „Mit den Studien wollen wir grundsätzlich erforschen, auf welchen Gebieten das System eingesetzt werden kann. Besonders eng arbeiten wir aber mit dem European Institute for Molecular Imaging der WWU zusammen, das einen Schwerpunkt auf die Erforschung von Entzündungsprozessen hat“, erläutert Dr. Helfen. „Bisher konnte das Team nur präklinische Studien mit Mäusen, doch das ändert sich gerade: „Bei den klinischen Studien, die wir momentan aufsetzten, sind Probanden beteiligt. Die Ergebnisse der sogenannten Translationsphase werden dann in die praktische Anwendung überführt“, so Helfen.

Durch die Studien sollen die Anwendungsmöglichkeiten der Technologie nicht nur erforscht, sondern im Austausch mit dem Hersteller iTheraMedical zugleich weiterentwickelt werden. Ob und wann sich die Technologie tatsächlich in der Diagnostik eingehen wird und ob sie in Zukunft eine ebensolche Selbstverständlichkeit sein wird wie MRT, CET oder PET, ist noch unklar – und hängt wesentlich von den Studien in Münster ab. „MSOT besitzt aber zweifelsohne großes Potenzial“, prognostiziert Klinikdirektor Prof. Walter Heindel.

Folgendes könnte Sie auch interessieren: