Bewegen mit Degen: Friederike Rothmund focht sich durch vom Hochschulsport zum Mannschafts-Meistertitel
Münster (mfm/sw) – „Etwas durchfechten“ ist eine altbekannte Redewendung – und für Friederike Rothmund gelebter Alltag: Die 39-jährige Medizinerin ist Hobby-Fechterin. Das Besondere dabei: Kennen – und lieben – gelernt hat die gebürtige Schwäbin diese Leidenschaft beim Hochschulsport „ihrer“ Universität, der WWU Münster. Aus dem netten Zeitvertreib neben dem Studium wurde schnell mehr: Rothmund fand Gefallen am Sport, trainierte hart – und belegte bei den Deutschen Hochschul-Meisterschaften 2015 den ersten Platz im Degenteam der Damen. Was das Besondere am Fechten ist, worauf es ankommt und wie man einen Gegner am besten besiegt: Die mitterweile in der Arbeitsmedizin tätige Ärztin weiß es.
Friederike Rothmund ist eine Sportskanone – doch darauf allein kommt es beim Fechten nicht an. „Tatsächlich ist vor allem eine hohe Konzentration gefragt, denn neben der Muskelarbeit sind schnelle Reaktionsfähigkeit, Strategie und Durchhaltevermögen - vor allem geistiges - unabdingbar“, so die WWU-Alumna. Einen kühlen Kopf zu bewahren sei das Wichtigste - denn dann sei jeder Gegner schlagbar, erklärt Rothmund: „Es kann vorkommen, dass man als Anfängerin eine wirklich erfahrene Fechterin beim Turnier besiegt. Da muss die Fortgeschrittene nur einen schlechten Tag haben und die Unerfahrene die Schwächen ausnutzen“. Ein wenig „Mindgame“, wie die 39-Jährige die psychologische Kompenente nennt, ist also immer dabei. Generell gilt Fechten als ein sehr integrativer und anfängerfreundlicher Sport. „Bei guter Athletik kommt man schnell auf einen grünen Zweig“, so die Arbeitsmedizinerin, „Und bei den Turnieren ficht jeder gegen jeden – man hat eben auch als Einsteiger eine Chance“.
Zum Fechtsport ist sie „rein zufällig“ gekommen – genauso wie nach Münster und an die WWU. „Ich hatte mich damals für mehrere Unis beworben, der Zufall hat dann für mich entschieden“, erzählt Rothmund. „Ähnlich war es mit dem Hochschulsport: Dessen Angebot habe ich rauf- und runtergetestet, von Schwimmen über Pilates bis eben hin zum Fechten“, so die Ärztin, „Bei letzterer Sportart lief es ziemlich schnell ziemlich gut - dabei bin ich dann geblieben“.
„Ziemlich schnell ziemlich gut“ – das klingt bescheiden, wenn man die Erfolge der WWU-Alumna bedenkt: Nach nur wenigen Jahren Fechterfahrung konnte Friederike Rothmund Siege und Platzierungen verbuchen. Nach dem Beginn der Corona-Pandemie bestritt die sportbegeisterte Ärztin kein Turnier mehr – wie andere Sportarten musste auch ihre lange Zeit pausieren. Auch ohne die Krise sind für Turniere weite Anfahrten notwendig, denn trotz des regen Zuspruchs beim Hochschulsport ist Fechten eine Nischensportart. In Münster existieren jedoch gleich zwei Fechtvereine: Neben dem Turnverein TG Münster haben sich aus dem Hochschulsport heraus die „Fechtfreunde“ gegründet, die aktuell etwa 40 Mitglieder zählen und deren Vorsitzende Rothmund selbst ist.
Ein Fechtturnier würde die Fachärztin gern „auch mal wieder mitnehmen“ – obwohl diese Treffen nicht spurlos an den Aktiven vorbeigehen: „So ein Fechtturnier läuft ab wie eine Fußball-WM: Der Tag startet um acht Uhr auf der Matte mit einer Vorrunde. Nach und nach wird dann ausgesiebt und am Ende sieht man, wer sich ‚durchficht‘ und die Konzentration den ganzen Tag aufrecht erhalten kann“. Degen, Florett oder Säbel: Bei der Wahl der Waffe scheiden sich die Geister – und die jeweiligen Vereine. Während sich die Fechtfreunde für Degen und Florett entschieden haben, beschränkt sich der TG Münster auf das Florett – Rothmund „verficht“ das Degenfechten. „Dabei gefällt mir, dass der gesamte Körper ‚Zielscheibe‘, also Trefferbereich, ist“, erklärt sie. „Das erfordert besonders viel strategisches Denken und Konzentration.“ Beim Florett hingegen zählen nur Treffer auf dem „Torso“, dem Gitternetz am Oberkörper, und beim Säbel wiederum sind der gesamte Oberkörper sowie Arme und Kopf das Ziel.
Ob Laufen oder Fechten – Friederike Rothmund bleibt immer in Bewegung. „Ich trainiere mittlerweile ‚nur‘ noch zweimal die Woche im Verein: einmal laufen, einmal fechten“. Doch nicht nur die Fechtfreu(n)de haben die 39-Jährige im Münsterland gehalten: „2019 bin ich zurück in den Süden gegangen, nach Stuttgart“, so die Schwäbin, „Da hat es mich aber nicht lange gehalten: Nach nur einem Jahr wollte ich zurück nach Münster“. Die Stadt hat es ihr angetan – und ist nun ihre Wahlheimat seit 14 Jahren, mit nur kurzer Unterbrechung. Tätig ist sie als Arbeitsmedizinerin in Münster-Hiltrup beim Chemiekonzern BASF, nachdem sie eine Facharztausbildung für Innere Medizin und Arbeitsmedizin absolviert hat. Mit vielen ehemaligen Kommilitonen steht sie noch in Kontakt, die Stadt und die Uni trägt sie „nah am Herzen“: „Münster ist mein Zuhause geworden“, schwärmt Rothmund. „Ich wüsste keine Gründe, hier jemals weg zu gehen“. Freuen kann sich somit auch der münstersche Fechtsport, in dem die agile Betriebsärztin noch viele Treffer landen wird.
Text: Stella Willmann
(Mit diesem Bericht setzt der Alumni-Verein „MedAlum“ der Medizinischen Fakultät Münster seine Reihe von Porträts ungewöhnlicher „Ehemaliger“ fort. Basis der Serie ist das Absolventenregister von MedAlum.)