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Bakteriophagen als Alternative zu Antibiotika: WWU-Doktorand erhält für seine Biofilm-Studie ein Stipendium der DGIM

Fabian Kunisch an seinem derzeitigen Arbeitsplatz in der Berliner Charité (Foto: Luis Ponce Benavente)

Münster (mfm/lt) – Operationen gehören zum Alltag der Medizin. Aber so selbstverständlich die Eingriffe auch sind: Ein Restrisiko im Hinblick auf infektiöse Komplikationen bleibt bestehen. Gerade bei prothetischen Implantaten können Infektionen schwerwiegende Folgen für die Patienten haben, zumal Antibiotika in solchen Fällen nur unzureichend helfen. Fabian Kunisch, Medizinstudent und Doktorand der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, untersucht in seiner Promotion ein Gegenmittel: Bakteriophagen. Das sind Viren, die gezielt Bakterien infizieren und unschädlich machen können. Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) unterstützt den innovativen Ansatz des Nachwuchsforschers jetzt mit ihrem Peter-Scriba-Promotionsstipendium. Die Förderung läuft über ein Semester und beträgt insgesamt 10.000 Euro.

„Das Thema meiner Arbeit liegt an der Schnittstelle von Chirurgie und Infektiologie“, sagt Kunisch. Nach einer Operation können sich um Implantate Biofilme bilden, in denen Bakterien „siedeln“. Diese Biofilminfektionen gehen meistens mit erheblichen Beschwerden der Patienten einher und führen nicht selten dazu, dass das Implantat wieder entnommen werden muss. „Leider sind die Bakterien allein schon durch den Biofilm sehr gut geschützt“, erläutert der 23-jährige. „Man kann sich diesen vorstellen wie eine Schutzhülle, die die meisten üblichen Antibiotika nur sehr schwer oder gar nicht durchdringen können.“ Ärzte haben immer häufiger auch damit zu kämpfen, dass Standardantibiotika aufgrund von Resistenzen nicht mehr wirken, was eine Therapie von bakteriellen Infektionskrankheiten deutlich erschwert. Die Nichtwirksamkeit entsteht, wenn Antibiotika nicht ordnungsgemäß eingesetzt werden. Bakteriophagen könnten als Ergänzung der Antibiotikatherapie eingesetzt werden, so der Ansatz von Kunisch.

Derzeit forscht der gebürtige Odenthaler in vitro, also in reiner Laborarbeit an Bakterienkulturen, an der Charité in Berlin; langfristig sollen die Bakteriophagen aber versuchsweise auch bei Patienten eingesetzt werden, insofern die jetzige Forschung positiv verläuft. An der Berliner Uniklinik betreuen der Infektiologe, Oberarzt und Sektionsleiter PD Dr. Andrej Trampuz sowie Mercedes Gonzalez Moreno Kunisch bei seinen Forschungen.  Sein Doktorvater an der Heimatuniversität ist Prof. Michael Raschke, Direktor der münsterschen Uniklinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie.

Die DGIM vergibt jährlich zehn Promotionsstipendien für klinisch orientierte und zugleich wissenschaftlich besonders hochwertige Promotionsarbeiten in der Inneren Medizin. Üblicherweise erfolgt die Übergabe der Auszeichnungen auf dem jährlichen Internistenkongress, doch der fiel diesmal coronabedingt aus. Somit kam die Urkunde per Post, was Kunisch „ein bisschen schade“ findet. Allerdings: „Über die Förderung freue ich mich deshalb natürlich nicht weniger.“

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