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Auf Pilzsuche mit künstlicher Intelligenz: Dermatologisches Forschungsprojekt erhält Millionenförderung

Die Dermatologen Dr. Stephan Braun (l.) und Dr. Paul Schmidle mit einer Pilzplatte und Gewebeschnitten auf einem Glasobjektträger (Foto: WWU/Gerbling)

Münster (mfm/mew) – Die Digitalisierung in der Medizin schreitet immer schneller voran. So auch in der Pathologie: Der bisherige Goldstandard in diesem Fach, die Lichtmikroskopie, könnte in Zukunft durch eine rein digitale Befundung am Computer abgelöst werden. Ein großer Vorteil wäre der mögliche Einsatz von Software, die die Pathologinnen und Pathologen bei der Diagnostik unterstützt. Im Verbundprojekt „ELBSTRAND“ wollen Forschende der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster, die Mindpeak GmbH und das Dermatologikum Hamburg nun eine auf künstlicher Intelligenz (KI) basierende Assistenzsoftware entwickeln, die Pilzelemente in Gewebepräparaten automatisch detektiert. Das Vorhaben wird über die Initiative „KMU-innovativ“- des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) mit einer Fördersumme von mehr als einer Million Euro unterstützt.

Bei der histologischen Diagnostik von entzündlichen Hauterkrankungen erfolgt standardmäßig der Ausschluss einer Hautpilzinfektion. „Einen gesamten Gewebeschnitt auf Pilzelemente zu untersuchen, ist zeitaufwändig – und kleinste Pilzstrukturen werden im stressigen Arbeitsalltag nicht selten übersehen,“ erläutert Dr. Stephan Braun, stellvertretender Leiter des dermatopathologischen Labors der münsterschen Uni-Hautklinik. In Zukunft soll diese Aufgabe von der KI-Software übernommen werden. Bis zu deren Einsatz müssen aber zunächst geeignete Gewebeproben identifiziert und mit Hilfe von Hochdurchsatz-Scannern digitalisiert werden. Ein solcher Scanner konnte für die Uni-Hautklinik bereits mit der BMBF-Förderung angeschafft werden.

Im nächsten Schritt des Projekts müssen die Pilzelemente in den digitalisierten Proben von den Medizinern exakt beschrieben werden. Auf dieser Basis kann dann die geplante KI-Software des ELBSTRAND-Projektes trainiert werden. Zu guter Letzt soll der Software-Prototyp in den Arbeitsalltag verschiedener Labore integriert und dabei auf Zuverlässigkeit, Zeitersparnis, Genauigkeit und intuitive Handhabbarkeit hin evaluiert werden.

Dr. Braun erklärt das Besondere an dem Verbundprojekt: „Es kommen immer mehr Apps auf den Markt, die Pathologinnen und Pathologen bei verschiedenen Aufgaben unterstützen sollen. Wichtig ist aus unserer Sicht, dass gerade in der frühen Phase der Entwicklung solcher Programme die Akteure aus der Medizin und der KI-Entwicklung sehr eng zusammenarbeiten. Genau das wird in diesem Vorhaben gefördert.“ ELBSTRAND trage zu einem sinnvollen Einsatz der ärztlichen Ressourcen bei, ergänzt Brauns Berufs- und Projektkollege Dr. Paul Schmidle: „Hautärztinnen und Hautärzte können von stets wiederkehrenden Standardaufgaben befreit werden und sich stattdessen komplexeren Diagnosen zuwenden.“ Das ELBSTRAND-Projekt soll bis Mitte 2024 abgeschlossen sein.