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Atemstillstand zum Anklicken: Wie Fachaufsätze und Lehrmaterial das „Sprechen“ lernen

Prof. Cornelius Faber, Leiter der Arbeitsgruppe für Experimentelle Magnetische Kernresonanz

Mediziner aus Berlin und Münster integrieren 3D-, Bild- und Tonaufnahmen in PDF-Dateien
Münster (mfm/pc) - Anders als Geisteswissenschaftler erkunden Mediziner ihr Wissensgebiet nicht hauptsächlich mit Wörtern: Sie benutzen für Forschung und Diagnostik vielfach Geräte, die Werte messen oder Bilder liefern. In ihre wissenschaftlichen Aufsätze konnten sie aus der Fülle der Daten bisher jedoch nur wenige statische Fotos oder Schaubilder einbinden. Erstmals haben jetzt Forscher der Charité-Universitätsmedizin Berlin – mit Beteiligung von Wissenschaftlern der Universität Münster  – verschiedene multimediale Inhalte in eine PDF-Datei eingebettet und diese im Fachblatt „BMC Medicine“ veröffentlicht.
„Die Möglichkeit, neben Schrift beispielsweise auch Filmsequenzen in PDF-Dateien zu integrieren, besteht bereits seit längerer Zeit. Sie wurde in der Medizin bislang jedoch noch nicht genutzt“, erklärt Prof. Dr. Cornelius Faber. Im Institut für Klinische Radiologie leitet der Physiker die Arbeitsgruppe für Experimentelle Magnetresonanz. Die Grundlagenforscher entwickeln neue Methoden und Techniken für Magnetresonanztomographie und -spektroskopie und tragen so zu einer verbesserten Diagnostik bei. „Für die Publikation unserer Berliner Kollegen haben wir aus Aufnahmen mit dem Magnetresonanz-Tomographen ein menschliches Gehirn dreidimensional rekonstruiert und so aufgearbeitet, dass auch der interessierte Laie dessen Strukturen interaktiv erkunden und gut nachvollziehen kann“, berichtet Faber.
Hauptautor des Aufsatzes ist Dr. Alexander Ziegler vom Institut für Immungenetik der Charité. Gemeinsam mit Faber und weiteren Kollegen aus Berlin, Jena und Erlangen zeigt Ziegler das Spektrum der Möglichkeiten auf, die das Dateiformat PDF mittlerweile bietet: Das elektronische Schriftstück enthält neben dem interaktiven 3-D-Modell eines Gehirns auch das eines Gesichts, ein Video mit Ultraschall-Aufnahmen eines schlagenden menschlichen Herzens sowie O-Töne eines Patienten mit Schlafapnoe-Syndrom (Atemstillstände während des Schlafs). Zum Abspielen der multimedialen PDF reicht der weltweit millionenfach auf Rechnern installierte und frei verfügbare „Adobe Reader“ (ab Version 9).
„Natürlich wurde auch bislang in vielen elektronischen Publikationen auf ergänzendes Material wie Filme, Tonspuren oder 3-D-Modelle verwiesen, das die Wissenschaftler auf ihren Websites hinterlegt haben“, sagt Faber. Doch die Bequemlichkeit des Nutzers, das weiß der Forscher aus eigener Erfahrung, steht dem häufig entgegen: „PDF mit multimedialen Inhalten benötigen zwar etwas mehr Speicherplatz, enthalten dafür aber kompakt die vollständige Information. Zudem können sie unabhängig von einem Internetzugang genutzt werden.“ Die Zusammenführung von Text- und Multimediadateien in einem einzigen Dokument wird, so Fabers Prognose, künftig insbesondere bei der Weiterentwicklung von Lehrmaterialien eine wichtige Rolle spielen: „Der wesentliche Vorteil ist, dass wir den Studierenden auf diese Weise sehr viel anschaulichere Beispiele präsentieren können, als das bisher der Fall war.“

Literaturangabe: Ziegler et al.: Effectively incorporating selected multimedia content into medical publications. BMC Medicine 2011 9:17. doi:10.1186/1741-7015-9-17
(Die interaktive PDF-Version kann durch Klick auf "PDF" oben rechts auf der Seite – Rubrik „viewing options" - heruntergeladen werden.)

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