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400 Gäste beim WWU-Neujahrsempfang: Zwei Universitätspreise gehen in die Medizin

Rektorin Prof. Ursula Nelles (vorn, m.) mit den Preisträgern, darunter auch Laura Tegtmeyer (hinten, m.) sowie Kathrin Bönte, Björna Althoff (vorn, r.) und Janina Sensmeier (dahinter; alle drei von „MitKind“) (Foto: WWU/P. Grewer)

Münster (upm) - Es waren nicht wenige Gäste des Neujahrsempfangs der Universität Münster (WWU), die am Freitagabend bei ihrem Gang zum Schloss stutzten und die Fassadenansicht mit einem "Wow!" kommentierten. Tatsächlich bot sich den rund 400 Besuchern ein spektakulärer Anblick: Der kroatische Installationskünstler Goran Petercol hatte das Schloss mit Hilfe von Licht sowie Vorhängen in eine dunkle und eine gleißend helle Hälfte verwandelt.
Nur zu häufig ist die Realität in zwei Hälften unterteilt, lautet die Botschaft des 66-jährigen Künstlers, der sein Können schon bei zahlreichen Biennale-Teilnahmen und auf Ausstellungen unter Beweis gestellt hat. So sei Europa während des Kalten Krieges in Ost und West unterteilt gewesen. Überhaupt prägte Europa den gesamten Empfang. Nachdem die WWU bereits Ende 2015 ein "WWU-Centrum Europa" gegründet hatte, kündigte Rektorin Prof. Ursula Nelles an, dass die Hochschule eine eigene Anlaufstelle in Brüssel eröffnen wird. Ziel ist es vor allem, die bereits zahlreichen Europa-Aktivitäten der WWU-Wissenschaftler zu bündeln und gleichzeitig neue Forschungsprojekte zu initiieren.
Im Mittelpunkt des Neujahrsempfangs stand auch diesmal die Vergabe der Universitäts-Preise - zwei gingen an die münstersche Universitätsmedizin. Den mit insgesamt 20.000 Euro dotierten Gleichstellungspreis der Universität erhalten zu gleichen Teilen die Projekte "MitKind" und der "Philosophinnen-Salon“, letzterer ein Projekt des Philosophischen Seminars. Die Initiative "MitKind" der Medizinischen Fakultät hat das Ziel, optimale Bedingungen zur Vereinbarkeit von Familie und Studium zu bieten. So werden junge Medizinstudierende mit Familienwunsch oder -planung unterstützt, einerseits ihr Studium zu bewältigen und andererseits dem Kind und der Familie genug Platz einzuräumen. So kann später die berufliche Karriere fachlich kompetent begonnen werden. Eine Elternzeit und die Kleinkinderziehung entfallen möglicherweise sogar.
Der Studiendekan der Medizinischen Fakultät und Direktor des Instituts für Ausbildung und Studienangelegenheiten, Dr. Bernhard Marschall, hat das Projekt ins Leben gerufen. Die Bandbreite bisheriger Aktivitäten umfasst digitale wie analoge Informationen, Beratungsmöglichkeiten, Vortragsreihen, Veranstaltungen zum Austausch sowie Impulse zur Schaffung familienfreundlicherer curricularer Vorgaben. Die Jury betont, dass das Projekt vorbildlich auf die Bedürfnisse der Studierenden eingeht. Schließlich seien die einzelnen Angebote nachhaltig verankert.
Sechs WWU-Absolventen erhalten einen Dissertationspreis, der mit jeweils 7.500 Euro dotiert ist. Zu ihnen gehört auch Dr. Laura Tegtmeyer mit ihrer Doktorarbeit zum PGM1-Mangel. Enzyme sind für jedes Lebewesen unverzichtbare Moleküle, die zahllose biochemische Reaktionen im Körper steuern. Tegtmeyer hat in ihrer Doktorarbeit ein internationales Team aus Wissenschaftlern und Medizinern koordiniert und mit ihm gezeigt, dass der Mangel an einem bestimmten Enzym, nämlich Phosphoglukomutase 1 (PGM1), die Ursache einer angeborenen Stoffwechselerkrankung beim Menschen ist, die tödlich verlaufen kann. Das Enzym spielt eine zentrale Rolle im Zuckerstoffwechsel und ist unter anderem nötig dafür, dass Zuckerreserven im Körper aufgebaut werden und der Blutzuckerspiegel reguliert wird.
Die lebensbedrohliche Erkrankung wurde molekulargenetisch entschlüsselt, biochemisch analysiert und klinisch beschrieben. Laura Tegtmeyer hat zudem nachgewiesen, dass die Erkrankung mit relativ einfachen Maßnahmen – vor allem durch die Gabe des Zuckers Galaktose – erfolgreich behandelt werden kann. Die PGM1-Defizienz wurde damit nun 50 Jahre nach der klinischen Beschreibung des ersten Patienten entschlüsselt. Die aus der Arbeit resultierenden Behandlungsempfehlungen werden voraussichtlich weitere Todesfälle und schwere körperliche Schäden betroffener Patienten vermeiden. Die Studie leistet somit einen bahnbrechenden Beitrag zur aktuellen Forschung und zum medizinischen Fortschritt im Bereich der angeborenen Stoffwechselstörungen.
Für all diejenigen, die beim WWU-Neujahrsempfang nicht die Gelegenheit hatten, das Kunstwerk von Goran Petercol zu bestaunen, hatte die Rektorin abschließend noch eine gute Nachricht: Die Installation wird noch bis zum 13. Januar an jedem Abend zu sehen sein.

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