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Im Zeichen von Transgender: Dr. Dirk Deuster erhält Gerhard-Kittel-Medaille

Verleihung der Gerhard-Kittel-Medaille an Dr. Dirk Deuster (m.) durch den DGPP-Präsidenten der Prof. Götz Schade (r.) und den Kongresspräsidenten Prof. Peter Kummer (Foto: Klaus Völcker/UKR)

Münster (mfm/sm) - Forschung zu „Stimme und Gender“: Auf der diesjährigen Wissenschaftlichen Fachtagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP) in Regensburg hat der münstersche Unimediziner Dr. Dirk Deuster die Gerhard-Kittel-Medaille entgegengenommen. Dieser Preis wird an wissenschaftlichen Nachwuchs des Faches verliehen und würdigt Forschungsarbeiten, die über mehrere Jahre hinweg dessen Entwicklung wesentlich gefördert haben.
Die Forschung Deusters, der als leitender Oberarzt in der Klinik für Phoniatrie und Pädaudiologie am Universitätsklinikum Münster arbeitet, beschäftigt sich mit der Stimme als Geschlechtsmerkmal. Der 46-Jährige untersuchte, wie Menschen die eigene Stimme wahrnehmen und fand heraus, dass sich Selbst- und Fremdempfinden insbesondere bei Frauenstimmen deutlich unterscheiden. Bei Männern galt aber sowohl bei der Selbst- als auch bei der Fremdeinschätzung: je tiefer der Klang, desto „männlicher“ und damit attraktiver wirkt sie.
In einem weiteren Schritt erforschte der aus Köln stammende Rheinländer, wie sich Testosteron im ersten Jahr der Behandlung von Frau-zu-Mann-transsexuellen Menschen auf deren Stimme auswirkt. Das zentrale Ergebnis: Die Zufriedenheit mit der veränderten Stimme hängt bei den untersuchten Personen nicht von der absolut erreichten Stimmhöhe bzw. -tiefe ab, sondern vom Unterschied zu der natürlichen Stimmlage vor der Testosteronbehandlung. Die wichtigste Erkenntnis Deusters für die medizinische Praxis ist also: Behandler müssen vor, während und nach einer stimmverändernden Maßnahme die Selbsteinschätzung des Patienten einholen, weil sich diese erheblich von der des Behandelnden unterscheiden kann. Doch nur das eigene Empfinden des Patienten definiert den Erfolg der Therapie.
Die Gerhard-Kittel-Medaille ist nach dem gleichnamigen Phoniater benannt, der 1983 die DGPP gegründet hatte. Alle zwei Jahre verleiht die Gesellschaft den mit 1.000 Euro dotierten Preis an Nachwuchswissenschaftler. Dabei können sich die Preisträger nicht selbst für die Auszeichnung bewerben, sondern werden von Fachkollegen vorgeschlagen.

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