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Wissenschaft und Glaubenssachen: Jana Highholder ist Ärztin und „Gottes-Influencerin“

Jana Highholder in ihrem Element (Foto: ICF Church)

Münster (mfm/mew) - „Ich bin ein Chamäleon“, sagt sie über sich. „Christliches Chamäleon“ würde Jana Highholder wohl noch treffender beschreiben. Denn auch wenn die 24-Jährige, deren Name ein Pseudonym ist, in sehr unterschiedliche Rollen schlüpft: Ihr Glaube steht immer im Zentrum ihres Handelns. Highholder ist „Gottes-Influencerin“ in den Sozialen Medien, Autorin von sechs Büchern, Sprecherin - und frisch approbierte Ärztin sowie Absolventin der Medizinischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.

Highholders Glauben wurde geprägt durch ein christliches Elternhaus und eine Krebserkrankung in jungen Jahren. Dass sie inzwischen über 36.000 Menschen auf Instagram von ihrem Glauben erzählt, war nicht geplant: „Ich bin seit zehn Jahren auf Instagram präsent. Damals war es für mich völlig normal, auch meinen Glauben in den sozialen Medien zu zeigen. Das war zu einem Zeitpunkt, als christliche Inhalte auf Instagram noch sehr rar waren, was mich zu einer Art Pionierin gemacht hat.“ So kommt es, dass die Studentin seit 2016 auf virtuellen und realen Bühnen voller Inbrunst von ihrer Liebe zu Gott spricht.

Mithilfe der Agentur „Mediakraft“ wurde auch die evangelische Kirche auf Jana Highholder aufmerksam und gründete 2018 mit ihr „Jana glaubt“, einen Kanal des Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik. „Wenn wir die Menschen nicht in den Gottesdienst bringen können, dann bringe ich den Gottesdienst eben zu den Menschen“, beschreibt sie den Versuch, ein junges Publikum für den Glauben zu begeistern. Insgesamt wurden auf dem Kanal nahezu 200 Videos veröffentlicht. Oft sitzt Highholder entweder allein oder mit Gästen im Studio und bespricht mal mehr, mal weniger tiefgründige Fragen wie „Macht Glaube politisch?“ oder „Darf sich ein Pastor tätowieren?“. In den Videos herrscht eine lockere Atmosphäre und auch abseits des Studios bekommt man Einblicke in Highholders Leben in Form von „Vlogs“ (Video-Blogs), die sie zum Beispiel bei Ausflügen, Famulaturen oder Auftritten zeigen.

Die zwei Jahre währende Zusammenarbeit von Highholder und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) war jedoch nicht durchgängig ein „match made in heaven“. So kollidierten mitunter die konservativen Meinungen der freikirchlich geprägten Influencerin mit der liberalen Haltung der EKD. Die inhaltlichen Diskrepanzen wurden insbesondere in einer Debatte um die Frauenrolle deutlich. 2020 endete dann das Projekt „jana glaubt“. Offiziell wurde der Kanal aus finanziellen Gründen nicht weitergeführt. Highholder vermutet jedoch, dass auch ihre konservative Haltung dazu beigetragen hat: „Die Kirche will Pluralismus - aber nur solange der ins liberale Konzept passt.“

Aktuell ist die gebürtige Koblenzerin auf dem YouTube-Kanal „Hier“ zu sehen, der sich mit Themen rund um Glauben und Nachhaltigkeit beschäftigt. Das Konzept unterscheidet sich vom vorherigen Kanal: „Auf dem neuen nehme ich eher die Rolle einer Moderatorin ein, auch wenn persönliche Einblicke weiterhin Teil des Ganzen sind.“ Doch nicht nur in den Sozialen Medien trifft man auf Jana Highholder: Sie hat auch die analoge Welt für sich entdeckt. „Während des Studiums habe ich jedes Jahr ein Buch herausgebracht. Und das, obwohl ich mit 16 nach Veröffentlichung meines ersten zu meinem Vater gesagt habe, ´Papa, ich habe schon alles gesagt, was ich sagen kann´“, erzählt sie lachend. Ein weiteres Buch ist aktuell nicht in Planung, erst müsse sie etwas „Leben leben“. Im Frühjahr 2023 schloss die 24-jährige ihr Medizinstudium ab. Wo es als nächstes hingehen soll, ist noch nicht sicher. Münster wird sie wohl vorerst den Rücken kehren. „An meine Studienzeit habe ich gute Erinnerungen. Besonders der ´Präp-Kurs` bei Professor Knabe bleibt mir unvergessen“, schmunzelt sie.

Auch dass sie Ärztin wird, war für Highholder früher undenkbar: „Durch meine Krebserkrankung war ich als Kind viel im Krankenhaus. Für mich war damals klar, dass ich nicht auf der anderen Seite des Bettes an diesen Ort zurückkehren möchte.“ Ein Pflegepraktikum zeigte ihr dann allerdings, dass sie besonders wegen ihren eigenen Erfahrungen ein gutes Verständnis für Patienten aufbringen kann. Ein „Halbgott in Weiß“ möchte sie nicht werden – in ihrem Leben ist schließlich nur Platz für einen Gott. Dass die christlichen Vorstellungen sich nicht immer mit der Wissenschaft in Einklang bringen lassen, sieht Highholder anders: „Für mich ist nicht entscheidend, ob Gott die Welt in sechs Tagen erschaffen hat. Sechs biblische Tage könnten ja viel länger sein als 24 Stunden.“ Wenn sie mal nicht über den Glauben spricht, erkundet Highholder am liebsten Städte nach dem besten Kaffee. „Meine größte Investition im Studium war ein JURA-Vollautomat“, erzählt die Kaffee-Fanatikerin.

Dazu, wie sie in Zukunft ihre Öffentlichkeitsarbeit und die Medizin unter einen Hut bringen könnte, hat Highholder noch keine festen Vorstellungen. „Konkrete Ziele setze ich mir keine, aber solange ich weiterhin Spaß daran habe, möchte ich öffentlich über meinen Glauben sprechen“, erklärt sie. Zum Schluss des Interviews stellt sie noch eine Prognose für die evangelische Kirche: „Der Abwärtstrend bei der Mitgliedszahl ist unaufhaltsam. Ich denke, die Freikirche und konservative Strömungen werden Zuwachs erhalten. Es gibt meiner Meinung nach keine Zukunft für die Institution Kirche, aber eine für den Glauben.“  Text: Marie-Elisabeth Wolter

Mit diesem Bericht setzt der Alumni-Verein „medAlum“ der Medizinischen Fakultät Münster seine Reihe von Porträts ungewöhnlicher „Ehemaliger“ fort. Basis der Serie ist das Absolventenregister von medAlum.

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