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Mal Spritze, mal Schlachtgesang: Die WWU-Alumni Fechtrup und Maurer sind Teamärzte des USC - und zugleich Fans

Dr. Stephan Maurer (2.v.r.) und Dr. Christian Fechtrup (2.v.l.) mit der USC-Mannschaft, hier in der Saison 2017/18 (Foto: J. Peperhowe)

Teamarzt, Fan, Alumni, Münsteraner: Dr. Christian Fechtrup (Foto: Jürgen Peperhowe)

Ob Tennis, Volley- oder Fußball – Hauptsache ein Ball ist mit von der Partie: Chirurg und Unfallarzt Dr. Stephan Maurer (Foto: J. Peperhowe)

Münster (mfm/sw) – Pritschen, Baggern, Springen, Schlagen: Jeden Herbst füllen sich die Tribünen der Sporthalle Berg Fidel, wenn die Volleyballsaison beginnt und die Profispielerinnen des USC Münster die Halle stürmen - Münster ist stolz auf „seine“ Bundesligisten. Wie jede Sportart birgt auch Volleyball Verletzungsrisiken, wie jeder andere Mensch können auch Topathletinnen erkranken: Zuständig dafür sind die Mannschaftsärzte – in diesem Fall zwei Medizin-Alumni der Universität Münster (WWU). Dr. Christian Fechtrup und Dr. Stephan Maurer betreuen den USC seit über 20 Jahren – eine gern ausgeübte Nebentätigkeit und eine willkommene Abwechslung zum Praxisalltag. Die letzte Saison endete zwar infolge Corona vorzeitig, doch ist das für den USC, kein Grund, die Köpfe hängen zu lassen: Das Training wurde – unter Einschränkungen – wieder aufgenommen und die nächste Saison soll vorgezogen beginnen. Dann heißt es wieder: „#oneteam“ – und zusammen in den Kampf um den Meister-Titel.

Zum USC sind die beiden Mediziner eher durch Zufall gekommen. Im Jahr 1998 begann für Christian Fechtrup nicht nur die Tätigkeit in der eigenen Praxis, sondern auch die als Mannschaftsarzt des Volleyballvereins – wobei er selbst früher Handball gespielt hat. Zu seinem USC-Amt kam er dadurch, dass seine fachübergreifende Praxis für Innere Medizin am Aasee schon zuvor die Volleyballerinnen betreut hatte. Kollege Maurer hingegen hatte einen Großteil der Spielerinnen schon vor der Vereinsbetreuung auf dem Behandlungstisch: Als der 58-Jährige noch an der münsterschen Uniklinik tätig war, kam der Orthopäde und Chirurg häufig in Kontakt mit den Leistungssportlerinnen. „Alle möglichen Arten von Verletzungen brachten viele von ihnen zu mir in die Klinik“, erzählt Maurer. Da der Verein dringend einen Chirurgen und Unfallarzt brauchte, lag es nahe, den aus dem Ruhrgebiet stammenden „Allrounder“ anzufragen. Dessen Zusage gilt bis heute: Seit über 20 Jahren bekleidet Maurer nun sein Amt als Teamarzt.

Zwar sind weder Fechtrup noch Maurer Volleyballprofis, doch eines ist beiden gemein: die große Liebe zum Sport. Fechtrup betreibt gern Ausdauersport; sein Kollege spielt Fußball und Tennis. Beide sind schon Marathons gelaufen und bewegen sich viel und gern - „ohne eine gewisse Affinität zum Sport würde der Job aber auch nur halb so viel Spaß machen“, so Maurer. Wenn der USC in Münster spielt, sind die medizinischen Betreuer nah dran am Geschehen – nämlich neben den Trainern und Physiotherapeuten am Spielfeldrand. Umjubelt werden die Volleyballerinnen reichlich – der offizielle Fanclub „Critters“ verpasst kein Spiel der Bundesligisten. Unter die Fans mischen sich auch die beiden Mediziner: „Natürlich schauen wir uns die Spielerinnen, insbesondere gesundheitlich ‚vorbelastete‘, während des Spiels konzentriert an, aber wir sitzen auch als Fans in der Halle. Klar fiebern wir mit, wenn es darum geht, einen Satz oder das Spiel für Münster zu holen.“ so das Teamarzt-Duo. Ihre Arbeit für den USC ist für die WWU-Alumni eine Nebentätigkeit, die sie gerne machen – und ehrenamtlich.

Arbeit „hinter den Kulissen“: das Team hinter den USC-Spielerinnen

Hinter den Spielerinnen steht ein großes Team aus Sportpsychologen, Physiotherapeuten und Ärzten. Jeder einzelne trägt dazu bei, dass die Spielerinnen gesund durch die Saison kommen – dabei bildet das Duo Fechtrup/Maurer nach 20 Jahren Zusammenarbeit ein eigenes eingespieltes Team. Bei jedem Heimspiel ist einer der beiden anwesend – so sehen es die Regeln in der 1. Bundesliga vor. Beim Training herrscht eine klare Aufgabenverteilung: Während sich Christian Fechtrup als Internist und Kardiologe vor allem um die Ernährung, um Infekte und Impfungen kümmert, ist Stephan Maurer für Verletzungen und chronische Überlastungsbeschwerden zuständig – und davon gibt es einige.

„Jede neue Spielerin bringt ihre eigene Krankheitsgeschichte mit, ihre eigenen Stärken und Schwachstellen – und das alles müssen wir erst einmal kennenlernen. Dann heißt es: prophylaktisch arbeiten und die Spielerinnen individuell betreuen.“ Dafür arbeitet Maurer viel mit den vier Physiotherapeuten zusammen, die die Volleyballerinnen auch auswärts begleiten. Doch das letzte Wort liegt bei dem Chirurgen – ob eine Spielerin nach einer Verletzung wieder einsatzfähig ist, muss er beurteilen: „Oftmals ist das keine leichte Entscheidung, denn alle wollen ja spielen. Manchmal geht das aus gesundheitlichen Gründen aber nun mal nicht.“

Anders als der Fußball lebt der Volleyball nicht vorrangig von Fernsehgeldern, sondern von Sponsoren und – die wichtigste Einnahmequelle – von Eintrittsgeldern. Corona machte der den Vereinen einen Strich durch die Rechnung: Die letzte Saison konnte nicht zu Ende gespielt werden und endete bereits im März; die sogenannten Playoffs, in denen die neuen deutschen Meister – genauer: Meisterinnen – gekrönt werden, entfielen komplett. Der USC landete auf Platz sechs von zwölf und bewegte sich damit im soliden Mittelfeld. „Als Arzt war ich mit der letzten Saison sehr zufrieden, sportlich gesehen hätte das Team noch Platz vier oder fünf erreichen können – und hätte aufgrund der guten Leistungen mehr Fans verdient gehabt“, kommentiert Fechtrup das Ergebnis.

Münster: nicht nur Heimat des USC

Der USC wurde 1961 als Universitätssportclub Münster gegründet – heute steht die Abkürzung für Unabhängiger Sportclub Münster. Wo früher gespielt wurde, sind nun die Sportstätten der Universität – der Horstmarer Landweg. Waren es damals die Männer, die ein Abo hatten auf vordere Tabellenplätze und einen Meistertitel nach dem anderen einheimsten, stehen, seit der Club unabhängig ist und die Volleyballabteilung eigenständig wurde, die Frauen an der Spitze: Seit 1976 gehört der USC ununterbrochen der 1. Bundesliga an. Er galt lange als die Volleyballmannschaft Deutschlands – kein Wunder angesichts von neun deutschen Meistertiteln, elf DVV-Pokalen, vier Titeln im Europapokal. Doch seit einigen Jahren müssen sich die Profisportlerinnen öfter geschlagen geben. Der Grund: „Neue Spielerinnen einkaufen ist teuer“, so Maurer. Der Verein setzt daher vermehrt auf Nachwuchsarbeit – und kooperiert unter anderem mit dem Sportinternat Münster, um junge Spielerinnen zu fördern.

Die Domstadt hat es beiden Ärzten angetan – und sie bis heute nicht mehr gehen lassen: Während der gebürtige Münsteraner Fechtrup nach dem ersten Staatsexamen in München und einem Jahr im Ausland nach Münster zurückkehrte, zog es den aus dem Ruhrgebiet stammenden Maurer in seiner Jugend ins Münsterland. Mittlerweile sieht der Chirurg und Unfallarzt sich als Münsterländer und fühlt sich in seiner Praxis in der westfälischen Metropole „sauwohl“: „Als junger Erwachsener war es mir hier schon fast zu schön, da wollte ich wieder zurück in den ‚Pott‘“, erzählt der Chirurg, der sich nach seiner Zeit an der Uniklinik Münster 2000 mit mehreren Kollegen in einer Praxis am Germania-Campus niederließ.

Christian Fechtrup lebt mit seiner Familie nur wenige Kilometer von seiner Praxis am Aasee entfernt. „Manche nennen Münster vielleicht spießig, aber ich fühle mich einfach wohl hier“, so Fechtrup. An seiner Studien- und Ausbildungszeit an der Medizinischen Fakultät der WWU kommt er buchstäblich kaum vorbei - täglich passiert der Arzt die Universitätsinstitute seiner Alma Mater, wenn er auf der Leeze zur Arbeit radelt.

Autorin: Stella Willmann

(Mit diesem Bericht setzt der Alumni-Verein „MedAlum“ der Medizinischen Fakultät Münster seine Reihe von Porträts ungewöhnlicher „Ehemaliger“ fort. Basis der Serie ist das Absolventenregister von MedAlum.)

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