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„Da wird man demütig“: WWU-Alumna Dr. Janina Schenke ist weltweit für die German Doctors unterwegs

Die Ambulanz der German Doctors im Matthare Valley: Für Dr. Janina Schenke ist dieser Slum in Nairobi sechs Wochen pro Jahr der Arbeitsplatz (Foto: privat)

Münster (mfm/sw) –  Während andere ihren Urlaub am Strand oder in den Metropolen der Welt verbringen, reist Dr. Janina Schenke auf andere Art. Sie ist ehrenamtlich für die German Doctors tätig, eine international tätige Nichtregierungsorganisation (NGO) – und fährt dafür in Gebiete, in denen dringend medizinische Hilfe gebraucht wird. Das Alltagspendant: eine hausärztliche Praxis im beschaulichen Ostbevern, in der sie als Fachärztin für Innere Medizin tätig ist. Dass die 38-Jährige eines Tages Patienten rund um den Globus behandeln würde, gehörte nicht zu ihrem Lebensentwurf, als sie vor rund zehn Jahren ein Medizinstudium an der Universität Münster (WWU) aufnahm.

Wer sechs Wochen mit den German Doctors unterwegs ist, opfert dafür womöglich Teile seines Jahresurlaubs - für Dr. Janina Schenke offenbar kein Problem, ebenso wenig wie unbekannte Kulturen und Reiseregionen jenseits der Touristenpfade: „Fernweh hatte ich schon immer“, erzählt Schenke und verweist auf ihre zahlreichen Erfahrungen im Ausland, die schon im Studium begannen. „Die Uni Münster hat mir viele Auslandsaufenthalte ermöglicht und war damit wohl auch eine Art Sprungbrett für meine Arbeit bei den German Doctors – so kam ich für eine Famulatur nach Ghana und habe ein Tertial des praktischen Jahres in Indien absolviert“. Von einer gewöhnlichen Reise, wie sie viele junge Leute mit „Backpack“ durch Hostels machen, kann bei den German Doctors allerdings keine Rede sein: Die Freiwilligen reisen in sehr arme Gebiete, in denen es große Defizite an medizinischer Versorgung gibt.

2018 war Janina Schenke im zweitgrößten Slum Kenias, dem Matthare Valley, und versorgte täglich etwa 65 Patienten. Das Spektrum der Krankheiten reichte dabei von einfachen Erkrankungen, wie Bluthochdruck, bis zu Tuberkulose und HIV – wofür es im Slum eine eigene Ambulanz gibt. Mit ihrem Team, welches mit aus einheimischen Ärzten, Pflegekräften und Übersetzer besteht, konnten meist alle wartenden Patienten versorgt werden.  In Indien war die Situation jedoch eine andere, so Dr. Schenke über ihren ersten Einsatz mit den German Doctors in Kalkutta: „Wie in Nairobi bekam jeder einen Stempel, Frauen und Kinder haben wir dann zuerst behandelt. Oft hat man nicht alle Patienten geschafft, die sich für den Tag in die Schlange gestellt haben – schlimm.“

Um auf die medizinische Arbeit vor Ort vorbereitet zu sein, besuchen die Freiwilligen vor der Ausreise Seminare der German Doctors. So wie die Pflegekräfte und Ärzte vor Ort von dem Wissen der German Doctors profitieren, können umgekehrt auch diese einiges von ihnen lernen - denn nur das einheimische Pflegepersonal weiß um die Besonderheiten des Lebens im Slum. Die Projekte in Indien und Kenia prägten Schenkes Weltblick: „In so engen Kontakt mit den Einheimischen kommt man beim ‚normalen‘ Reisen nicht. Während der Behandlungen bekomme ich auch vieles von der Kultur mit – klar, dass ich danach mit anderen Augen auf unser Leben hier schaue. Statt wie in Deutschland über eher banale Themen wie das Tragen von Alltagsmasken zu streiten, stehen dort Entscheidungen an, wer ein Antibiotikum erhält und wer nicht. Da wird man demütiger.“

Die Corona-Pandemie machte auch vor der Arbeit der NGO nicht halt – die Ausreise der ehrenamtlich tätigen Ärzte wurde vorerst gestoppt. Stattdessen werden die Spenden, auf die die German Doctors und die Menschen vor Ort angewiesen sind, für Medikamente und Nahrung eingesetzt – doch auch Hygieneartikel wie Seife sind in Zeiten der Pandemie wichtig, um Ansteckungen innerhalb des Slums so gering wie möglich zu halten.

Trotz Fernweh und Reiselust ist Janina Schenke ihren Wurzeln treu geblieben: Nach Studium und Promotion an der WWU verschlug es sie zunächst für einige Jahre nach Köln, bevor es sie wieder ins Münsterland zog. Auf ihre Studienzeit in Münster blickt die Internistin und Osteopathin gerne zurück und pflegt Kontakte mit ehemaligen Kommilitonen. Nach ihren Erlebnissen in Nairobi und Kalkutta hat nun erst einmal die Familie Vorrang – doch eines steht fest: Das Abenteuer Ausland ist für Dr. Janina Schenke noch lange nicht zu Ende.

Link zu German Doctors: https://www.german-doctors.de


(Mit diesem Bericht setzt der Alumni-Verein „MedAlum“ der Medizinischen Fakultät Münster seine Reihe von Porträts ungewöhnlicher „Ehemaliger“ fort. Basis der Serie ist das Absolventenregister von MedAlum.)

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