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„Den Traum von einem westfälischen Gutshof bewahre ich mir“: Alumnus Prof. Hendrik Lehnert wird Rektor der Universität Salzburg

Prof. Hendrik Lehnert (Foto: Universität Lübeck)

Münster (mfm/sw) – Vom Münsterland in die Alpenrepublik: Der deutsche Mediziner Hendrik Lehnert wird ab Oktober 2019 an der Spitze der Uni Salzburg stehen. Die Paris-Lodron-Universität bekommt damit erstmals einen Rektor von außen. Der gebürtige Schwede, dessen Berufsweg mit Studium (bis 1980) und Promotion (1983) an der Medizinischen Fakultät der Universität Münster begann, setzte sich überraschend gegen den erstgereihten "Hauskandidaten" durch, berichteten die "Salzburger Nachrichten" über die Entscheidung des siebenköpfigen Universitätsrats. Stella Willmann sprach für medAlum, das Ehemaligen-Netzwerk der Medizinischen Fakultät Münster, mit dem WWU-Alumnus.

Weshalb haben Sie sich dazu entschieden, Rektor einer Universität zu werden, die kein Medizinstudium anbietet?

Die Paris-Lodron-Universität in Salzburg ist mit nahezu 20.000 Studierenden eine sehr große Universität, die aber, das ist richtig, aktuell kein Medizinstudium anbietet. Sie hat allerdings erhebliche Stärken im Bereich der Naturwissenschaften und kooperiert hier eng mit der Paracelsus Medizinische Universitätsklinik (PMU), einer privaten universitären Einrichtung. Über diese Kooperation bleibe ich der Medizin verbunden, zumal wir in einigen Fächern auch von der Paris-Lodron-Universität aus den vorklinischen Unterricht anbieten. Unabhängig davon ist spannend und aufregend, auch andere Fächer neben der Medizin zu vertreten und für neue Fragestellungen verantwortlich zu sein.

Was ist Ihre Motivation, an diesem Punkt im Leben, an dem andere das Nichtstun genießen, aus der Forschung in eine Position als Rektor zu wechseln?

In dem Lebensalter, in dem ich mich und meine ganze Generation befinden, verfügen wir über viel Erfahrung und zugleich ein Stück weit Gelassenheit, die gerade für solche Positionen von großer Bedeutung sind. Ich hatte immer sehr viel Freude daran, Verantwortung zu übernehmen – für das „Nichtstun“ fühle ich mich biologisch deutlich zu jung.

Wo sehen Sie die wesentlichen Unterschiede, selber Forschung zu betreiben und Forschung zu "managen"? Und was sind die Chancen und Herausforderungen?

 Es ist ganz normal, dass nach vielen Jahren aktiver Forschung die Zeit ein Stück vorbei ist, in der man selber im Labor steht. Es ist sehr erfüllend, nun den Weg für die Forschungserfolge anderer zu ebnen, den Nachwuchs zu fördern und somit für den Erfolg des Ganzen verantwortlich zu sein. Forschung zu „managen“ funktioniert dabei nur, wenn man über im besten Sinne des Wortes über Netzwerke und Kenntnis der Förderinstitutionen verfügt.

Was nehmen Sie aus Ihren vorherigen Positionen als Präsident der Universität zu Lübeck und Direktor der Medizinischen Klinik am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein mit?

Ich nehme neben sehr viel Erfahrung auch das Gefühl mit, eine erfüllte und erfolgreiche Zeit in Schleswig-Holstein gehabt zu haben, sowohl in der Klinik als auch in Forschung und Lehre. Das waren Zeiten, die ich nicht missen möchte.

Was wird Ihnen im Süden besonders fehlen, vor dem Hintergrund, dass Sie in den letzten Jahren im Norden Deutschlands zuhause waren? Worauf freuen Sie sich?

 Die Jahre im Norden haben mich sicher sehr geprägt, damit meine ich vor allem die Menschen mit ihrer norddeutschen Klarheit und Zuverlässigkeit, aber auch die besondere Landschaft mit ihrer Weite und der Nähe zum Meer. Ich freue mich aber genauso auf die Berge und die neue und zugleich traditionsreiche Umgebung, die von einer spannenden und sicher auch perspektivreichen Verbindung zwischen Kunst und Wissenschaft lebt.

Sie möchten die Universität "international sichtbarer" machen. Wie kann man das angehen, was sind Ihre Wünsche und Pläne für die Universität?

Hierzu zählt vor allem, dass gezielte Partnerschaften mit anderen Universitäten aufgebaut werden, sei es aus wissenschaftspolitischen oder geostrategischen Überlegungen. Mehr denn je ist es entscheidend, dass Universitäten Teile von Allianzen sind, in denen Forschungsprojekte bearbeitet werden und dass ein enger und reger Austausch von Wissenschaftlern und Studierenden stattfindet.

Was verbinden Sie noch mit Ihrer Studienzeit in Münster und mit Münster im Allgemeinen? Sind Sie gelegentlich dort?

Meine eigentliche Heimat ist und bleibt Westfalen; mit Münster verbinde ich die Stadt, in der ich ausgesprochen gerne studiert und auch meine ersten Arbeitsjahre verbracht habe. Ich fahre oft und gerne nach Münster, habe in Münster auch noch viele Freunde und bewahre mir für das ganz hohe Alter den Traum von einem westfälischen Gutshof.

Zur Vita: Hendrik Lehnert wird zum 1. Oktober in die Fußstapfen des Langzeit-Rektors Heinrich Schmidinger treten. Der 65-jährige Internist ging im Ruhrgebiet zur Schule, studierte in Münster Psychologie und Medizin und forschte anschließend in Cambridge und an der Harvard Medical School in Boston. Nach der Promotion 1983 war er Facharzt für Innere Medizin in Mainz, wo er sich auch habilitierte. Es folgte eine steile Karriere: Er wurde Klinikdirektor in Magdeburg, Direktor der Medizinischen Klinik des Uniklinikums Schleswig-Holstein und von 2014 bis 2017 war er Präsident der Uni Lübeck. Dieses Amt legte er wegen der Gründung eines neuen Forschungsinstituts nieder und amtierte – bis 2019 - wieder als Chef des Uniklinikums Schleswig-Holstein.

(Mit diesem Bericht setzt der Alumni-Verein „MedAlum“ der Medizinischen Fakultät Münster seine Porträt-Reihe "Köpfe der Fakultät" fort. Mehr zu dem Verein erfahren Sie hier.)

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