Unsere Arbeitsgruppe führt eine Studie zur Erforschung der Ursachen von Lateralisationsdefekten (Lageanomalien von Organen und Organanteilen) durch. Unter den angeborenen Fehlbildungen sind Herzfehler und Anomalien der herznahen Gefäße mit am häufigsten vertreten (betroffen sind ca. 0,8 % aller Neugeborenen). Diese Entwicklungsstörungen bedürfen zum Teil noch im Säuglingsalter der invasiven Diagnostik und einer Herzoperation. Bei einigen der Patienten mit angeborenen Herzfehlern sind zusätzlich auch Anlage- oder Funktionsstörungen anderer Organsysteme vorhanden oder es bestehen Lageanomalien des Herzens und innerer Organe. Ziel unserer Studie ist es, verantwortliche Gene zu finden und deren Funktion bei Lateralisationsdefekten, einschließlich angeborener Herz- und Gefäßfehlbildungen, zu verstehen. Bei der Hälfte aller Patienten mit Primärer Ciliärer Dyskinesie ist die Anordnung der Rechts-Links Körperachse gestört. In den meisten Fällen liegt einen Situs inversus totalis vor, d.h. eine komplett spiegelbildliche Anordnung aller inneren Organe. Bei ca. 6% der Patienten sind die Organe so angeordnet, dass weder von einer normalen Anordnung (Situs solitus) noch von einem Situs inversus gesprochen werden kann. Dieser Zustand wird als Situs ambiguus bezeichnet. Im Gegensatz zum Situs inversus ist ein Situs ambiguus häufig mit einer Malformation oder dem Fehlen eines Organes assoziiert. Der Links Isomerismus geht häufig mit einer Polysplenie einher, beim Rechts Isomerismus fehlt dagegen die Anlage der Milz (Asplenie). In 3% der Fälle ist die Heterotaxie mit einem kongenitalen Herzdefekt assoziiert.

Abbildung 1: Schema der möglichen Situs Variationen. Beim Situs ambiguus werden vier Lateralitätsdefekte unterschieden: Situs inversus thoracalis, Situs inversus abdominalis, Links Isomerismus und Rechts Isomerismus. Beim Situs inversus thoracalis und Situs inversus abdominalis ist jeweils nur ein Teil der Organe im Situs gespiegelt angeordnet. Beim Situs inversus thoracalis sind das die Organe oberhalb, beim Situs inversus abdominalis unterhalb des Zwerchfells. Beim Links Isomerismus liegt die linke Situsseite verdoppelt vor, beim Rechts Isomerismus die rechte. Häufig ist jedoch eine Einteilung in diese vier Kategorien, aufgrund einer Kombination von Fehlbildungen, nicht möglich.

Die ersten Ergebnisse unserer Studie sprechen dafür, das bei Patienten mit Herzfehlbildungen auch Mutationen in einem Gen vorliegen können, das für PCD ursächlich ist. Aufgrund der Schwere der Herzerkrankung stehen die Symptome des respiratorischen Systems jedoch im Hintergrund des klinischen Bildes. Gerne würden wir eine größere Kohorte Patienten mit Situs-Anomalien auf Vorliegen einer PCD untersuchen. Hierfür benötigen wir EDTA- oder Heparin-Blut von Patienten und, wenn möglich, deren Angehörigen. Die Einsendung von Bürstenbiopsie-Präparaten ermöglicht uns das schnelle Sreening auf Defekte der Cilien respiratorischer Epithelzellen, welche bei einer PCD meistens vorliegen.

Wenn Sie als Patient oder behandelnder Arzt unsere weiteren Studie unterstützen wollen, finden Sie die entsprechenden Unterlagen und weitere Informationen in den folgenden Links:

Für den behandelnden Arzt bieten wir ein Bürstenbiopsie-Kit an:   

Dem Bürstenbiopsiekit liegen für den Patienten Informationen und Einwilligungserklärungen zur Teilnahme an unseren Studien Laterialisationsdefekte/Heterotaxie bzw. PCD bei:

In Zusammenarbeit mit dem hiesigen Institut für Humangenetik führen wir ein genetisches Screening auf Mutationen in bekannten PCD-Genen durch. Für diese humangenetischen Untersuchungen benötigen wir zusätzlich eine Einverständniserklärung für eine panel-Diagnostik sowie den Laborüberweisungsschein Nr. 10.

Link zur IF-Diagnostik