Zystische Nierenerkrankungen (Nephronophthise)

Die Nephronophthise ist eine seltene, autosomal-rezessiv vererbte Krankheit, die ca. 1:50000 Personen betrifft. Sie ist die häufigste genetisch bedingte Ursache für terminales Nierenversagen im Jugendalter. Bislang sind 19 Gene (NPHP1 - NPHP19) bekannt. Je nach ursächlichem Gen tritt das Nierenversagen im Alter zwischen 0 und 19 Jahren auf. Erste Anzeichen der Erkrankung sind Polyurie (stark erhöhter Harndrang) und entsprechend Polydipsie (ständiger Durst). Die betroffenen Kinder haben auch nachts das Bedürfnis zu trinken. Ursächlich ist die abnehmende Fähigkeit der Nieren zur Harnkonzentration, die mit Dehydrierung und dem Verlust von Salzen bzw. einer Elektrolytverschiebung einhergeht. Die Patienten leiden zunehmend unter Anämie (Blutarmut) und metabolischer Azidose (Übersäuerung). Die Diagnose erfolgt meist durch ein bildgebendes Verfahren, in dem die typischen kortikomedullären Zysten erkannt werden. Die Nephronophthise kann mit Erkrankungen der Augen, der Leber, der Knochen und des Kleinhirns assoziiert sein.
Ein ähnliches Kranheitsbild zeigt die autosomal-dominante medullary cystic kidney disease (MCKD), diese führt erst im Erwachsenenalter zum terminalen Nierenversagen. Bisher wurden zwei Genorte auf Chromosom 1q21 für ADMCKD1 und auf Chromosom 16p12 für ADMCKD2 beschrieben. Beide Erkrankungen werden unter dem Begriff NPH/MCKD-Komplex zusammengefasst.
Unsere Arbeitsgruppe befasst sicht seit mehr als 16 Jahren mit dieser Erkrankung und konnte, zusammen mit der AG Hildebrandt (University of Michigan Medical School, USA), ursächliche Gene bestimmen. Nephrocystine, die Genprodukte der Nephronophthisegene, sind an der Basis von Cilien lokalisiert und nach neuesten Forschungsergebnissen am Transport bestimmter ciliärer Proteine beteiligt.
Bislang ist außer der Nierenersatztherapie (Dialyse, Nierentransplantation) keine Behandlungsmöglichkeit gegeben. Um diese seltene und im klinischen Bild sehr variable Erkrankung besser zu verstehen, soll ein Register des deutschsprachigen Raumes (Deutschland/Österreich/Schweiz) aufgebaut werden. Ziel dieser Erfassung ist es, anhand retro- und prospektiver Dokumentation von Krankheitsverläufen Aussagen zur Prävalenz und Prognose in verschiedenen Altersgruppen treffen zu können.
Für behandelnde Ärzte und interessierte Patienten sind ausführliche Informationen zum Erkrankungskomplex auf den Seiten des Nephronophthise- Registers erhältlich: Nephronophthise-Register
    

NPHP1 (Nephrocystin (rot gefärbt)) ist an der Basis respiratorischer Epithelzellen lokalisiert, bei Patienten ist es dort nicht nachweisbar. Diese Färbung erfolgte in unserem Labor.