Der Umfang unbewusster Informationsverarbeitung

Leiter der Arbeitsgruppe: Dr. Maximilian Bruchmann

Ein großer Teil der sensorischen Informationen, die unser Gehirn erreichen, wird nicht bewusst wahrgenommen. Es ist immer noch umstritten, welche neurokognitiven Mechanismen für die Verhinderung der bewussten Wahrnehmung verantwortlich sind und in welchem Umfang unbewusste Reize verarbeitet werden. Die Arbeitsgruppe untersucht 1) die kognitiven und neuronalen Voraussetzungen und spezifischen experimentellen Methoden, die eine bewusste Reizwahrnehmung verhindern, 2) die Rolle spezifischer Verhaltensmaße bei der Unterscheidung zwischen unbewussten und bewussten Reizen und 3) das Ausmaß der Verarbeitung unbewusster Reize in Abhängigkeit von spezifischen Reizattributen (Low-Level-Information, Bedeutung, emotionale Relevanz). Zu den Voraussetzungen gehören zum Beispiel Aufmerksamkeitsbedingungen oder Erwartungen und phasische Fluktuationen in der Erregbarkeit von Neuronen. Es wird angenommen, dass verschiedene experimentelle Methoden (wie visuelle Maskierung, Attentional Blink, Flash Suppression oder Inattentional Blindness) die bewusste Wahrnehmung auf verschiedenen Ebenen des Informationsverarbeitungsstroms unterdrücken. Darüber hinaus können Verhaltensmaße auf objektiven und subjektiven Kriterien beruhen und unsere Konzeptualisierung des Bewusstseins als ein dichotomes Alles-oder-nichts- oder ein graduelles Phänomen beeinflussen. Wir nutzen verschiedene neurowissenschaftliche Methoden wie Elektroenzephalographie (EEG) und funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRT), um den Umfang der unbewussten Reizverarbeitung besser zu verstehen.

Zentrale Fragen

  1. Wie wirkt sich die spezifische Aufmerksamkeitsfokussierung und -auslastung darauf aus, ob Stimuli bewusst werden, und wie beeinflusst sie die Verarbeitung von erkannten oder nicht erkannten Stimuli?
  2. Welche Bedingungen und neuronalen Prozesse liegen veridikalen und nicht-veridikalen Wahrnehmungen des Vorhandenseins oder der Abwesenheit von Stimuli zugrunde (z. B. in Bezug auf Antwortkriterien, Antwortsicherheit, illusorische Wahrnehmungen oder falsche Alarme)?
  3. Wann und wo im Gehirn beeinträchtigen verschiedene „Blinding“-Methoden die Entstehung einer bewussten Wahrnehmung?
  4. Unter welchen experimentellen Bedingungen und in welchem Ausmaß können wir eine Verarbeitung der emotionalen Relevanz von unbewussten Stimuli beobachten?

Ausgewählte Publikationen

  • Bruchmann, M., Fahnemann, K., Schindler, S., Busch, N.A., & Straube, T. (2023). Early neural potentiation to centrally and peripherally presented fear-conditioned faces. Psychophysiology, e14215. doi.org/10.1111/psyp.14215
  • Roth-Paysen, M.L., Bröcker, A., Bruchmann, M., & Straube, T. (2022). Early and late electrophysiological correlates of gradual perceptual awareness in- and outside the Attentional Blink window. Neuroimage, 263, 119652. doi.org/10.1016/j.neuroimage.2022.119652
  • Bruchmann, M., Schindler, S., & Straube, T. (2020). The spatial frequency spectrum of fearful faces modulates early and mid-latency ERPs but not the N170. Psychophysiology, 57(9), e13597. doi.org/10.1111/psyp.13597
  • Schlossmacher, I., Junghöfer, M., Straube, T., & Bruchmann, M. (2017). No differential effects to facial expressions under continuous flash suppression: An event-related potentials study. Neuroimage, 163, 276-285. doi.org/10.1016/j.neuroimage.2017.09.034

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