Infektionsbezogene Mikrobiologie

Koagulase-positive Staphylokokken (KoPS) wie S. aureus und S. argenteus verursachen Infektionen, die von oberflächlichen Wund- und Weichteilinfektionen bis hin zu schweren systemischen Infektionen wie Sepsis reichen. Beide Spezies spielen zudem eine bedeutende Rolle als Besiedler bzw. Infektionserreger der Lunge, insbesondere bei Personen mit Mukoviszidose. In respiratorischen Materialien dieser Personen können „schleimig wachsende“ Isolate nachgewiesen werden, die infolge erworbener Mutationen Biofilme bilden können. Diese schützen die Bakterien z.B. vor Immunzellen und Antibiotika. In Zusammenarbeit mit der AG Kahl konnten wir bereits mehrere Mechanismen identifizieren, die an der Bildung Polysaccharid-basierter Biofilme beteiligt sind; die Aufklärung weiterer Mechanismen ist derzeit Gegenstand laufender Untersuchungen.
Koagulase-negative Staphylokokken (KoNS) wie S. haemolyticus gehören zur kommensalen Haut- und Schleimhautflora, können aber auch Fremdkörper-assoziierte Infektionen verursachen. Ihre Biofilme bestehen im Gegensatz zu denen der KoPS überwiegend aus Proteinen und extrazellulärer DNA. Die daran beteiligten Gene und Proteine sind bislang nur unzureichend charakterisiert und stehen im Fokus unserer aktuellen Forschung. Zudem weisen einige, atypische S. haemolyticus-Isolate offenbar Pathogenitätsfaktoren von S. aureus auf. Derzeit wird untersucht, welche Faktoren dies sind und ob sie zu einer erhöhten Pathogenität dieser atypischen Isolate beitragen.
Ein besonderer Fokus unserer AG liegt auf einer erst kürzlich entdeckten KoNS-Spezies und der Frage, ob sie ein bisher unentdecktes Uropathogen sein könnte. Die klinischen Daten deuten darauf hin, dass S. borealis sowohl als Kommensale als auch als pathogener Erreger des Urogenitaltraktes vorkommt, insbesondere bei älteren männlichen Personen. Aktuell wird erforscht, ob bestimmte Eigenschaften von S. borealis, wie die Bildung von Urease und die eines gelben Pigmentes, sie pathogener machen als die eng verwandte Spezies S. haemolyticus.