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Land und Bund im Schulterschluss: Grundsteinlegung für zwei Forschungsbauten für Uni-Medizin Münster mit Volumen von 240 Mio. Euro

Bundesministerin Anja Karliczek (3.v.l.) und NRW-Staatssekretärin Annette Storsberg legten unter fachkundiger Anleitung des Maurers Vladimir Specht (l.) den Grundstein für das MedForCe und das BBIM. Unterstützt wurden sie dabei vom Ärztlichen Direktor Prof. Hugo Van Aken, Dekan Prof. Frank Ulrich Müller, Bürgermeister Gerhard Joksch, WWU-Rektor Prof. Johannes Wessels, Klinikdirektor Prof. Heinz Wiendl (Antragsteller BBIM) und dem Kaufmännischen Direktor Dr. Christoph Hoppenheit, (Foto: Peter Leßmann)

Qualitätsarchitektur in exponierter Lage: So sollen MedForCe und BBIM – vom Stadtring aus betrachtet – nach Fertigstellung aussehen (Visualisierung: Nickl & Partner Architekten, München)

Münster (mfm-ukm/tb) – Der Sachstand ist unterirdisch, die Erwartung hoch: Rund neun Meter unter Geländeniveau haben sich die Bagger am Coesfelder Kreuz in den Boden gefressen, um Platz zu schaffen für zwei Neubauten, die die münstersche Universitätsmedizin einen großen Schritt nach vorn bringen sollen. Auf dem früheren Parkplatz am Stadtring entstehen mit dem „Medizinischen Forschungscentrum“ (MedForCe) und dem „Body & Brain Institut Münster“ (BBIM) zwei Großprojekte, die nach Fertigstellung 2025 rund 900 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern modernste Arbeitsplätze bieten werden. Die Arbeiten liegen im Plan – weshalb die Medizinische Fakultät der Universität Münster und das Universitätsklinikum Münster (UKM) für heute (23.10.) zur Grundsteinlegung in der 80 mal 180 Meter messenden Baugrube einladen konnten.

„Diese Veranstaltung hat einiges mit Corona zu tun“ machte der Dekan der Medizinischen Fakultät, Prof. Frank Ulrich Müller, in seiner Begrüßung deutlich – und meinte damit keineswegs nur das strenge Hygienekonzept: Unter dem Dach des MedForCe werden künftig drei Institute – Virologie, Hygiene, Medizinische Mikrobiologie – vereint sein, die derzeit weit voneinander entfernt arbeiten müssen. Die Infektionsmedizin – laut Müller schon seit Jahrzehnten eines der Aushängeschilder des Standesortes – rücke damit buchstäblich enger zusammen. Der Dekan verwies darauf, dass von den 13 nationalen Schwerpunkt-Projekten in der Corona-Forschung zehn mit münsterscher Beteiligung laufen. „Das zeigt, wo wir stehen – und welche Potenziale hier vorhanden sind“, so Prof. Müller.

Insgesamt werden die beiden Bauprojekte inklusive der Ersteinrichtung sowie der wissenschaftlichen Großgeräte und Ausstattungsgegenstände rund 240 Millionen Euro kosten. Das Land Nordrhein-Westfalen fördert zur Stärkung der Universitätsmedizin das MedForCe und das BBIM mit rund 205 Millionen Euro. „Mit dem Medizinischen Forschungscentrum und dem Body & Brain Institute entstehen in Münster zwei exzellente Einrichtungen für die Spitzenforschung in Bereichen wie Infektionsmedizin und Krebsforschung. Die kurzen Wege zwischen den Instituten, Disziplinen und Forschenden fördern die Interdisziplinarität und den Wissensaustausch. Die Baumaßnahmen und Investitionen sind ein starkes Zeichen für die Universitätsmedizin Münster, aber auch für den Wissenschafts- und Forschungsstandort Nordrhein-Westfalen“, sagte Annette Storsberg, Staatssekretärin im Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, bei der Grundsteinlegung.

Bundesforschungsministerin Anja Karliczek verwies auf die Aktualität der Bauvorhaben: „Die Pandemie zeigt uns, wie wichtig langfristig angelegte Investitionen in medizinische Versorgung und Forschung sind. Spitzenforschung braucht attraktive und wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen. Dazu gehören auch hervorragende Infrastrukturen. Mein Haus stellt für die Förderung von Investitionsvorhaben von besonderer wissenschaftlicher Qualität und überregionaler Bedeutung pro Jahr mehr als 316 Millionen Euro bereit. Der Bund beteiligt sich an Investitionskosten des BBIM mit rund 31 Millionen Euro. Das BBIM ist erneut ein herausragendes Beispiel für die gelungene Zusammenarbeit zwischen Bund und dem Land NRW. Darüber freue ich mich sehr“, machte Bundesforschungsministerin Anja Karliczek deutlich.

Mit den neuen Gebäuden werden grundlegende Entwicklungsblockaden des Standortes angepackt. Eine dezentrale Gebäudestruktur, Folge einer fast hundert Jahre währenden Baugeschichte, sowie Raumknappheit sind große Herausforderungen für UKM und Medizinische Fakultät – aber nicht die einzige. In vielen Bereichen mangelt es an modernen Laborflächen. Das MedForCe mit seinen knapp 32.000 qm Fläche auf sieben Geschossen (zwei davon unter der Erde) wird daher nicht nur Institute, sondern vor allem Laboreinheiten beherbergen. Diese werden nicht fest an bestimmte Nutzer vergeben, sondern auf Zeit und in internen Auswahlverwahren, abhängig vom Thema und von der wissenschaftlichen Exzellenz der Anträge. Durch diese Flexibilität will die Universität in Sachen medizinischer Forschung stets „am Puls der Zeit“ sein.

Wo das MedForCe baulich endet, schließt sich nahtlos das BBIM an. Beide Bauvorhaben sind unter einem Dach vereint und bilden einen durchgehenden, aus modular konzipierten und versetzt gruppierten Gebäudeteilen bestehenden Komplex, der sich vom Coesfelder Kreuz aus entlang des Stadtrings erstreckt. Beim BBIM stehen die späteren Nutzer bereits fest: Es handelt sich um die zehn Arbeitsgruppen, die sich 2019 für die Beantragung des „Body & Brain Institute Münster“ zusammengefunden haben. Ihm liegt ein hoch innovatives und hochgradig interdisziplinäres Konzept zugrunde: Im BBIM wollen Forscherinnen und Forscher aus Neurologie, Psychiatrie, Physiologie, Anästhesiologie, Dermatologie, Onkologie und Hygiene die Interaktion zwischen Körper und Gehirn untersuchen. Anhand der gewonnenen Erkenntnisse sollen dann neue Behandlungs- und Versorgungsstrategien für neurologische und psychiatrische Erkrankungen entwickelt werden. Multiple Sklerose, Entzündungen des zentralen Nervensystems sowie Angststörungen dienen hierbei als Modellerkrankungen, um typische Ursachen und Prozesse zu erkunden.

Von der Arbeit im BBIM profitiert auch die Krankenversorgung: „Fragestellungen, die im klinischen Bereich auftauchen, werden unmittelbar in die Forschung einfließen und erarbeitete Lösungen dem Patienten ohne Umwege zugutekommen“, erläutert Prof Hugo Van Aken, Ärztlicher Direktor des UKM. Der Ansatz des BBIM fand auch in den überregionalen Gremien der deutschen Forschungslandschaft Anklang: Erst der Wissenschaftsrat und dann die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern gaben dem BBIM ihr Votum, weshalb Anja Karliczek, Bundesministerin für Bildung und Forschung, und Annette Storsberg, Staatssekretärin im Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, den symbolischen Akt der Grundsteinlegung gemeinsam vornahmen.

Zur Zufriedenheit in Düsseldorf und Berlin dürfte auch beitragen, was Dr. Christoph Hoppenheit bei der Grundsteinlegung mitteilte: „Die Arbeiten sind voll im Zeitplan, wir liegen sogar etwas davor“, so der Kaufmännische Direktor des UKM. Trotz der immensen Logistikleistung – zu der beispielsweise der Abtransport von 170.000 Tonnen Bodenhaushub gehörte – habe es bislang keine einzige Anwohnerbeschwerde gegeben. Während die UKM IM GmbH, ein Tochterunternehmen des UKM, die Baustelle MedForCe und BBIM weiter vorantreibt, blickt Hoppenheit bereits nach vorn: MedForCe und BBIM sind der Einstieg in den künftigen „Forschungscampus Ost“; gemäß dem „Masterplan 2028“ der münsterschen Universitätsmedizin sollen weitere Gebäude in direkter Nachbarschaft entstehen.

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