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Grünes Licht für Runde zwei: DFG unterstützt SFB "Furcht, Angst und Angsterkrankungen" weiter

Ein Wissenschaftler erklärt Schülerinnen die Arbeit des SFB TRR 58 (Aufnahme aus dem Projekt "Der SFB macht Schule"; Foto: FZ)

Münster (upm) - Ein Projekt mit "weltweit einzigartiger Expertise" geht weiter: Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziert den Transregio-Sonderforschungsbereich zum Thema "Furcht, Angst und Angsterkrankungen" (SFB-TRR 58), für eine weitere Förderperiode. Insgesamt unterstützt die DFG den Mitte 2008 eingerichteten und von den Universitäten Münster, Mainz und Würzburg sowie dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf getragenen Forschungsverbund bis Juni 2016 mit 10 Millionen Euro. Rund 3,2 Millionen davon gehen an die Universität Münster. Sprecher ist Neurophysiologe Prof. Dr. Hans-Christian Pape vom Institut für Physiologie I der Universität Münster.
Furcht und Angst sind wichtige Verhaltensreaktionen, die uns vor unangenehmen Begegnungen oder gar schädigenden Einflüssen schützen. Eine extreme Erfahrung oder Störung dieses Verhaltens kann jedoch zu einem krankhaften, unverhältnismäßig starken Angstzustand führen – einer Angsterkrankung. Allein in Deutschland leiden bis zu 20 Prozent der Menschen im Laufe ihres Lebens an einer solchen Krankheit. Die Wissenschaftler im SFB erforschen die grundlegenden Mechanismen von Furcht, Angst und Angsterkrankungen. In der zweiten Förderperiode werden sie die interdisziplinäre Expertise nun vor allem nutzen, um das Wechselspiel von Genen und Umwelt, Stresserfahrung, Furcht und Ängstlichkeit zu analysieren. "Unser Sonderforschungsbereich bietet dazu die besten Voraussetzungen, denn in dieser Kombination ist die Expertise der beteiligten Wissenschaftler weltweit einzigartig", betont Hans-Christian Pape. Beteiligt sind Experten aus Molekularbiologie, Genetik, Neurophysiologie, Verhaltensbiologie, Psychologie, Psychiatrie und Bildgebung.
"Zunächst besitzt jeder Mensch eine genetisch bedingte Veranlagung, die das Grundgerüst für Ängstlichkeit bildet. Jedes persönliche Erlebnis, jede Angsterfahrung, setzt darauf eine Gedächtnisspur", erklärt Hans-Christian Pape. In einer ähnlichen Situation oder bei der bloßen Erinnerung daran werde die Spur aktiviert, sodass der Mensch die Angst wieder erlebe. Sei eine Angsterfahrung erst einmal fest im Gehirn gespeichert, könne sie also auch wieder aufgerufen werden, wenn die Situation eigentlich nicht mehr bedrohlich ist. "Hier werden vor allem entwicklungsgeschichtlich sehr alte Verbindungen im Gehirn aktiviert." Extreme Erfahrungen können dabei zu Dysbalancen führen, mit der Konsequenz einer eingeschränkten Kontrolle bis hin zu krankhaft verändertem Verhalten.
"Alle Säugetiere legen Furchtgedächtnisspuren an. Das ist überlebenswichtig. Anders als das Tier besitzt der Mensch allerdings vielfältige kognitive Strategien, um mit diesen Gedächtnisspuren umzugehen." Ein wichtiger Mechanismus hierbei sei die Neubewertung der gemachten angstvollen Erfahrung, die zur Löschung – zur Extinktion – des Furchtgedächtnisses führen könne. "Genau diese Balance zwischen Furchtgedächtnis, Neubewertung und Extinktion bestimmt unser tägliches Verhalten, und diese Balance scheint bei Angsterkrankungen gestört zu sein."
In diesem Themengebiet hat der Forschungsverbund bereits einen wichtigen Beitrag geleistet: Die Wissenschaftler haben ein bislang wenig bekanntes Botensystems im Gehirn identifiziert, das die Extinktion positiv beeinflusst. "Bemerkenswert ist, dass es mit Hilfe des interdisziplinären Ansatzes gelungen ist, dieses System von den genetischen Grundlagen bis zu den Mechanismen im Gehirn und der Bedeutung für Panikerkrankung zu erfassen", betont Hans-Christian Pape. Gleichzeitig warnt er jedoch vor voreiligen Hoffnungen: "Nach der ersten Förderperiode sind noch keine konkreten neuen medikamentösen Therapiewege zu erwarten. Wir müssen zunächst die genetischen und neurobiologischen Prozesse in der Wechselwirkung mit individuellen Erfahrungswerten und Umwelteinflüssen verstehen.“

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