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Fortpflanzung „in neuem Licht“: DFG fördert Projekt zur Sperma-Analyse auf molekularer Ebene

CeRA-Direktor Prof. Stefan Schlatt am Zellsortierer: Das jüngst angeschaffte Gerät ermöglicht ein besseres Verständnis der Spermienphysiologie (Foto: WWU/E. Wibberg)

Münster (mfm/sw) – Wie viele Spermien eines Mannes sind tatsächlich „gut“? Welches Spermium hat schlechte Mitochondrien – und welche sollten am besten für klinische Behandlungen heraussortiert werden? Bisher verfügbare Methoden wissen auf diese Fragen keine Antwort – doch das könnte sich ändern: Eine Arbeitsgruppe um Prof. Stefan Schlatt, Direktor des Centrums für Reproduktionsmedizin und Andrologie (CeRA) an der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster, will sich den Problemen widmen – und erhält dafür von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) über 440.000 Euro Förderung über drei Jahre. Weitere 100.000 Euro in Form eines Großgerätes bringt die Medizinische Fakultät der Universität in das Projekt ein, das nach einem positiven der Ethikkommission nun startet – und womöglich zu einem besseren Verständnis der Spermienphysiologie beiträgt, was wiederum die Diagnostik von unfruchtbaren Männern künftig erleichtern könnte.

Die aktuelle Standardmethode zur Spermaanalyse – das Spermiogramm – vermag zuverlässig vorherzusagen, wie viele Spermien ein Mann hat, wie beweglich diese sind und welche Form sie haben. Doch welches einzelne Spermium genau „gut“ - also funktional, gesund und beweglich - oder „schlecht“ ist, lässt sich bisher nicht ermitteln. Der Hintergrund: „Mit dem Spermiogramm können wir zwar die Unfruchtbarkeit feststellen, aber Spermien nie auf molekularer Ebene betrachten - und diese zum Beispiel auf DNA-Schäden untersuchen“, erklärt Schlatt. „Das wäre doch mal was“, findet der Centrums-Direktor, denn: „Für die tatsächliche Befruchtung hat ein Spermium einen weiten Weg vor sich und muss häufig seinen Rhythmus ändern, zum Beispiel zum Eindringen in die Eizelle“. Um dafür das bestmögliche Spermium herauszusuchen, bedürfe es mehr als nur der bisher verfügbaren mikroskopischen Parameter.

Dafür bedient sich das Forschungsteam unter anderem der sogenannten Raman-Spektroskopie – einem Verfahren, das es erlaubt, sämtliche chemische Substanzen eines Stoffes zu untersuchen. „Warum es nicht auch für Spermaanalysen nutzen?“, fragte sich Schlatt – und entwickelte ein Konzept, das die Raman-Spektrometrie mit der multiparametrischen Durchflusszytometrie kombiniert, um so bestmöglich die Mechanismen hinter einer erfolgreichen Befruchtung zu verstehen. Von einem verbesserten Verständnis der Spermienphysiologie sollen im Endeffekt die Patienten profitieren: „Unsere Aufgabe ist es, herauszufinden, was im Hoden schiefläuft und den Betroffenen zu helfen“, so Schlatt. „Deren Diagnostik könnte sich durch diese Forschung erheblich verbessern“. Der CeRA-Direktor denkt bereits einen Schritt weiter: „Unsere Vision ist es, dass wir mit dieser Technik eines Tages die ‚besten‘ Spermien heraussortieren können, um die Reproduktions-Technologien für unsere Patienten zu optimieren“. Dafür bedürfe es noch weiterer Forschungen – aber den Grundstein will das Team mit dem neuen Projekt legen.

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