DFG-Projekt: Paul Martini und die klinisch-therapeutische Forschung 1920 bis 1970

(abgeschlossen)

Ziel des Projekts war es, die Geschichte der klinisch-therapeutischen Forschung im deutschsprachigen Raum durch eine genaue historische Analyse des Wirkens von Paul Martini präziser zu fassen. Das Gesamtwerk von Martini ist auf Basis seines reichhaltigen wissenschaftlichen Nachlasses eingehend untersucht sowie um weitere Quellen unterschiedlicher Provenienz (aus über 20 Archiven) ergänzt worden. Auf dieser Basis konnten wir die Hervorbringung, Positionierung und Rezeption von Martinis Verwissenschaftlichungsprogramm der klinischen Medizin herausarbeiten. Dabei fanden auch die jeweiligen politischen Dimensionen, epistemologischen Überzeugungen und ethischen Implikationen Berücksichtigung. Zudem wurden für den Untersuchungszeitraum nach 1945 vergleichende Analysen und transnationale Perspektivierungen vorgenommen.

In der Frage, was als nutzbringendes therapeutisches Wissen angesehen werden kann, wie es zu gewinnen ist, und welche Voraussetzungen es dafür braucht, hat Paul Martini innovative und gewichtige Antworten formuliert. Er hat maßgeblich dazu beigetragen, dass klinische Studien heute nach belastbaren und einheitlichen methodischen Standards durchgeführt werden. Darüber hinaus kreuzen sich in seiner Person klinisch-wissenschaftliche und politische Entwicklungslinien – insbesondere in der frühen Bundesrepublik, in der Martini als Arzt und Vertrauter von Bundeskanzler Konrad Adenauer eine privilegierte Position erlangte und in wissenschaftspolitischen Gremien und Organisationen zur Geltung bringen wusste. Die erzielten Ergebnisse sind solcherart sowohl für die Wissenschaftsgeschichte der Medizin als auch für die medizinische Zeitgeschichte von Relevanz. Die Ergebnisse des Forschungsprojekts sind in einer Reihe von Vorträgen präsentiert sowie in mehreren Veröffentlichungen (Fachzeitschriften mit peer-review) dargelegt worden.

Projektleiter: Prof. Dr. Hans-Georg Hofer
Hauptbearbeiter: Dr. Christian Sammer
Studentische Mitarbeiterin: Vina Zielonka