Proximale Humerusfraktur beim älteren Menschen
Bildquelle: Stolberg-Stolberg et al, 2021.
Angesichts des demographischen Wandels stellt die Versorgung von Alters-assoziierten Frakturen eine wachsende Herausforderung an das deutsche Gesundheitssystem dar. Primär untersuchen wir daher aktuell die Versorgungslage von älteren Patient*innen (ab 65 Jahren) mit Oberarmkopffraktur. Ziel ist es durch detaillierte Untersuchungen die Versorgungslage in Deutschland abzubilden und Risikoprofile für komplikative Verläufe zu erarbeiten, um später auf Grundlage dieser Arbeiten eine individualisierte Therapiestrategie entwickeln zu können. Hierdurch können im bestmöglichen Fall Komplikationen verringert und die Lebensqualität der Patient*innen gesteigert werden. Wir haben hierfür die Daten aller AOK-Versicherungen und die Daten der BARMER-Versicherung zur Verfügung.
Bei der operativen Therapie dominieren bei Patient*innen ab 65 Jahren die Versorgung mit winkelstabiler Plattenosteosynthese und die Versorgung mit totaler inverser Schulterendoprothese. Es gibt nur wenige randomisierte kontrollierte klinische Studien (RCT) zu unterschiedlichen operativen Behandlungsverfahren der proximalen Humerusfraktur, die auf kleinen Fallzahlen beruhen und auch noch teils zu widersprüchlichen Aussagen führen – insbesondere für ältere Patient*innen. Nicht zuletzt wegen fehlender Evidenz aus den randomisierten Studien, herrscht derzeit auch unter erfahrenen Chirurg*innen kein Konsens über die optimale Behandlungsstrategie.
Wir wollten daher Licht ins Dunkel bringen und systematisch an großen Datensätzen aus der realen Versorgung (real world data) die Behandlung proximaler Humerusfrakturen analysieren.
Im Detail sind wir den folgenden Fragestellungen nachgegangen:
- Ist die winkelstabile Plattenosteosynthese im Vergleich zur inversen Schulterendoprothese während der Hospitalisierung mit niedrigeren Komplikationsraten assoziiert?
- Welche der beiden Therapien ist langfristig mit einem günstigeren Verlauf assoziiert?
- Gibt es Unterschiede zwischen Männern und Frauen?
- Haben primär mit RTSA behandelte Patient*innen einen Vorteil gegenüber jenen, die nach versagter Plattenosteosynthese eine inverse Schulterendoprothese erhalten?
- Wie geht es mit den Patient*innen weiter? Erleiden sie weitere Frakturen und was hat eine entsprechende Anti-Osteoporose Therapie für einen Nutzen?
- Wie verhält es sich mit der konservativen Therapie?