Willkommen bei der AG Schliemann!
In der Hämatologie und Onkologie zeigen konventionelle zytotoxische Chemotherapeutika oft nur eine begrenzte Spezifität für Tumorgewebe, was häufig zu unerwünschten Nebenwirkungen an gesunden Organen führt. Eine elegante Möglichkeit, diese Nachteile zu umgehen, liegt in der gezielten Anreicherung von therapeutischen Substanzen im Tumorgewebe durch monoklonale Antikörper oder kleine Moleküle, die selektiv an tumorassoziierte Zielstrukturen binden. Dabei können sowohl Antigene auf den Tumorzellen selbst als auch Antigene im Tumorstroma (z.B. solche im tumorassoziierten Gefäßsystem oder in der extrazellulären Matrix) adressiert werden. Ein Schwerpunkt der Arbeitsgruppe liegt in der Evaluation innovativer Antikörper-basierter Therapien in der Behandlung hämatologischer Neoplasien (z.B. Akute Myeloische Leukämie (AML)), bei denen die Antikörper als Transportmoleküle für eine gezielte Anreicherung von bioaktiven Substanzen im Tumorgewebe dienen. So konnte unter anderem gezeigt werden, dass Interleukin-2-basierte Antikörper-Zytokin-Fusionsproteine bei der AML ein hohes therapeutisches Potenzial durch Rekrutierung und Aktivierung endogener Immuneffektorzellen am Ort der Krankheitsentstehung entfalten. Diese Konzepte finden zurzeit Anwendung in verschiedenen Phase I Studien bei Patienten mit AML (z.B. im Rezidiv nach allogener Stammzelltransplantation). Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeitsgruppe ist die Identifizierung neuer Zielstrukturen mit Hilfe proteomischer und bioinformatischer Methoden. So konnten wir einen Atlas von blutstromexponierten, AML-assoziierten Knochenmarkantigenen erstellen, der nun als Grundlage für die Entwicklung neuer Antikörper- und Small-Molecule-basierter Therapien zur Behandlung der AML dient. Dabei untersuchen wir die Kandidatenproteine nicht nur auf ihre Eignung als Zielstrukturen für therapeutische Antikörper oder Antikörperderivate, sondern auch auf ihre funktionelle Bedeutung in der Pathophysiologie der AML.