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Zielgerichtet gegen das Rhabdomyosarkom: DFG fördert Forschung von Sebastian Balbach mit 240.000 Euro

Dr. Dr. Sebastian Balbach leitet das Projekt zur Entwicklung einer zielgerichteten Therapie für das Rhabdomyosarkom (WWU/E. Deiters-Keul)

Münster (mfm/hh) - Wer die Bauanleitung für ein Möbelstück verliert, wird es kaum schaffen, das Teil richtig zusammenzusetzen. Ähnlich ist es bei Krebszellen, denen die mRNA fehlt: Sie ist die „Bauanleitung“ für Proteine in Zellen. Fehlt sie, stirbt die Zelle ab. Dieses Wissen macht sich Dr. Dr. Sebastian Balbach, Assistenzarzt und Biologe der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster, zunutze. Indem er die Produktion von mRNA unterdrückt, entwickelt er eine zielgerichtete Therapie für das Rhabdomyosarkom, eine vor allem bei Kindern zu findende Tumorvariante. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert sein Projekt innerhalb der nächsten zwei Jahr mit 240.000 Euro.

Das Rhabdomyosarkom ist der häufigste bösartiger Tumor des Muskelgewebes bei Kindern. Bisher wird er durch eine Operation, Chemotherapie und Bestrahlung behandelt. „Das ist eine sehr giftige und nebenwirkungsreiche Therapie“, sagt Balbach. Um die Behandlung zu verbessern, forschen er und sein Team seit 2015 an einem zielgerichteten Mechanismus gegen das Rhabdomyosarkom: „Wir haben uns eine Reihe von Genen der Tumorzelle angesehen, die bei der Herstellung der mRNA eine Rolle spielen“. Diese Gene sind beim sogenannten „Spleißen“ relevant, einem Prozess, der mRNA in der Zelle funktionsfähig macht. „Wir sind auf ein bestimmtes Gen in den Tumorzellen gestoßen, das besonders wichtig zu sein scheint. Wenn man das blockiert, dann sterben die Krebszellen ab“, erklärt Balbach, der in der pädiatrischen Hämatologie und Onkologie der Uniklinik Münster tätig ist.

Seit Beginn der Forschungen wird das Team durch den Verein „Kinderkrebshilfe Münster e.V.“ unterstützt. „Ohne diese Förderung wären wir nicht da, wo wir heute sind“, so Balbach. Die Zusage der DFG ermöglicht es nun, den entdeckten Mechanismus genauer zu untersuchen. Bisher wurden die Versuche nur in der Zellkultur durchgeführt; im nächsten Schritt wird Balbachs Team die Behandlung im Mausmodell überprüfen. In der Versuchsreihe werden Tumorzellen aus dem Menschen in eine Maus injiziert. Der Tumor wächst in der Maus, die dann mit der zu testenden Substanz behandelt wird. „Danach wissen wir, ob unsere Ergebnisse auch im lebenden Organismus gelten“, sagt Balbach. „Und ob man das Gen für die mRNA-Produktion gefahrlos unterdrücken kann oder ob stärkere Nebenwirkungen zu erwarten sind.“

Außerdem überprüft das Team mithilfe von Sequenzierungstechniken, welche mRNAs durch den entdeckten Mechanismus blockiert werden. „Wir gehen davon aus, dass nur ganz spezifische mRNAs betroffen sind“, erklärt der Biologe. Das wiederum zeigt, für welche Patientinnen und Patienten die Therapie infrage kommt und ob der gleiche Behandlungsmechanismus auch bei anderen Tumorerkrankungen eingesetzt werden kann. „Es gibt internationale Screeningportale, in denen die mRNA vieler Tumorerkrankungen gelistet sind. Wenn die von uns gefundenen mRNAs mit den dort gelisteten übereinstimmen, könnten möglicherweise auch diese von der Spleißing-Behandlung profitieren“, sagt Balbach.

Die Forschungen im tierexperimentellen Bereich werden drei Jahre in Anspruch nehmen. „Die Förderung ist bisher für zwei Jahre bewilligt, aber es besteht die Möglichkeit auf Verlängerung“, sagt Balbach. Wenn das Projekt Erfolg habe, könne er danach eine erste klinische Studie planen, als vorletzten Schritt in Richtung einer zielgerichteteren und schonenderen Therapie des Rhabdomyosarkoms.

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