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Was tun bei einem Oberarmbruch? Forscher der Universität Münster geben Empfehlung auf Basis von 50.000 Falldaten

Ein Bruch, zwei Behandlungsformen: Die Preisträger Dr. Jeanette Köppe und Dr. Josef Stolberg-Stolberg (m.) verglichen rund 50.000 Patientendaten – und erzielten ein klares Ergebnis. Mit ihnen freut sich auch der stv. DGOU-Präsident und Klinikdirektor der münsterschen Unfallchirurgie-Uniklinik Prof. Michael Raschke (l.) über den Forschungserfolg (Foto: intercongress)

Münster (mfm/sw) – Die einen sagen so, die anderen sagen so: Beim Bruch des schulternahen Oberarmknochens, einer insbesondere bei älteren Menschen häufig vorkommenden Variante, herrscht in der Fachwelt Uneinigkeit über die optimale Therapieform. Dr. Jeanette Köppe und Dr. Josef Stolberg-Stolberg haben sich dieser Frage angenommen – und eine Antwort gefunden, die den beiden Forschern der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster jetzt den Preis zur Förderung der Versorgungsforschung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) eingebracht hat. Die Auszeichnung ist mit 5.000 Euro dotiert.

„Während einige Experten zur winkelstabilen Plattenosteosynthese raten, bevorzugt die andere Hälfte die inverse Schulterprothese“, erläutert Dr. Köppe vom Institut für Biometrie und Klinische Forschung den Gelehrtenstreit. Bei der ersten Methode, WPO abgekürzt, sollen Schrauben und eine Platte den Knochen zusammenhalten, bei der zweiten – kurz: ISE -handelt es sich um einen künstlichen Gelenkersatz. Doch anders als bei herkömmlichen Prothesen ist diese invers – also „andersherum“: Die künstliche Kugel sitzt auf der Schulterpfanne und nicht, wie üblich, auf dem Schaft. Insbesondere für Fälle, in denen auch die Sehnen der Rotatorenmanschette geschädigt sind, die für die Drehung der Schulter zuständig sind, ist eine solche Prothese sinnvoll“, sagt Dr. Stolberg-Stolberg, der als Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie in der münsterschen Uniklinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie arbeitet. Der Hintergrund: Durch die Vertauschung von Oberarmkopf – dem Humerus - und Schulterpfanne kommt es zu einer Verschiebung des Drehpunktes im Schultergelenk. Das Ergebnis ist mehr Rotationsfähigkeit, da nun ein anderer Muskel die Rotation der geschädigten Rotatorenmanschette übernehmen kann.

Welche Behandlungsform die richtige im Falle einer proximalen Humerusfraktur ist, ist in der Wissenschaft und Praxis umstritten. Stolberg-Stolberg und die Physikerin Dr. Jeanette Köppe vom Institut für Biometrie und Klinische Forschung wollten dem ein Ende setzen – und verglichen WPO und ISE über einen Zeitraum von mehr als drei Jahren anhand von mehr als 50.000 Fällen. Die Patientendaten – anonymisiert zur Verfügung gestellt von einer Krankenkasse – wurden auf die Sterblichkeitsrate, schwerwiegende unerwünschte Ereignisse sowie chirurgische Komplikationen hin untersucht. Das Ergebnis war eindeutig: Die ISE zeigt deutlich niedrigeren Raten – und das in allen Faktoren.

Damit unterstützt die Studie von Köppe und Stolberg-Stolberg den aktuellen Trend in Richtung zur ISE. Gleichwohl betonen die Autoren, dass jeder Bruch des schulternahen Oberarmknochens individuell zu betrachten sei. Mit ihrem 2021 an Köppe, Stolberg-Stolberg und ihrem Team verliehenen Preis will die DGOU herausragende wissenschaftliche Arbeiten über diagnostische, anwendungstechnische oder klinische Neuerungen im Bereich der Krankenversorgung würdigen.

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