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Erfolgreiche Forschung zum chronischen Pruritus wird fortgeführt: DFG-Forschungsgruppe geht in zweite Förderphase

Freuen sich über die Verlängerung der DFG-Forschungsgruppe „Translationale Pruritusforschung“: Prof. Sonja Ständer (l.) und ihr Team (v.l.n.r.: Dr. Manuel Pereira, Dr. Konstantin Agelopoulos, Aysenur Süer, Henning Wiegmann) (Foto: Herbert Gerbling)

Mannheim/Münster - Die interdisziplinäre Forschungsgruppe „Translationale Pruritusforschung“ (FOR 2690) setzt ihre erfolgreiche Forschung fort: Sie wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) für weitere drei Jahre gefördert. Der Verbund mit Beteiligung der Westfälischen-Wilhelms-Universität (WWU) Münster hatte sich 2018 gegründet, um die grundlegenden Mechanismen des Juckens aufzudecken und damit wirksamere Therapien gegen chronischen Pruritus entwickeln zu können.

Pruritus ist nicht nur eine häufige Begleiterscheinung vieler Hauterkrankungen; auch im Zusammenhang mit Leber- oder Nierenerkrankungen und bei Nervenschädigungen, etwa bei Diabetes, kann das lästige Jucken auftreten. Bis heute gibt es kaum Linderung des Pruritus, da die Einflussfaktoren vielfältig und die zugrundeliegenden Mechanismen komplex und wenig verstanden sind.

Das Besondere an der Forschungsgruppe „Translationale Pruritusforschung“ ist ihre Interdisziplinarität: Expertinnen und Experten aus Dermatologie, Neurologie, Innerer Medizin, Neurophysiologie, Radiologie, Anästhesiologie und Medizininformatik forschen hier mit dem gemeinsamen Ziel. In ihrem patientenzentrierten Ansatz konzentrierten sie sich auf drei wichtige klinische Juck-Formen: entzündlichen, systemischen und neuropathischen Pruritus.

In der ersten Förderphase gelang es dem Team, mehr als 800 Patienten zu gewinnen und zu untersuchen, um die Mechanismen von chronischem Jucken zu erforschen. Von der erfolgreichen Zusammenarbeit in insgesamt acht Projekten zeugt ein hoher wissenschaftlicher Output mit einer Vielzahl von wissenschaftlichen Veröffentlichungen. Unter anderem wiesen die Beteiligten nach, dass eine stärkere Verästelung von Nervenfasern deren Erregbarkeit erhöhen und damit zum Pruritus beitragen kann. Und es konnten mit Interleukin 31 und dem Brain Derived Neutrophic Factor (BDNF) Mediatoren identifiziert werden, die eine solche Verästelung verstärken. Darüber hinaus wurden Verfahren für die elektrische Stimulation von Jucken entwickelt, die spezifisch die obersten Hautnerven aktivieren und der Pruritusforschung am Patienten dienen.

„Unsere Forschungsgruppe ist ein exzellentes Beispiel für gelungenen Austausch zwischen grundlagen- und klinisch orientierten Forschern“, so Prof. Martin Schmelz, Sprecher der Forschungsgruppe, der an der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg die Abteilung „Experimentelle Schmerzforschung“ leitet. „Durch diesen Austausch können wir beispielsweise Daten aus der Einzelzell-RNA-Sequenzierung von Hautbiopsien mit der klinischen Ausprägung des Pruritus von individuellen Patienten verknüpfen.“ „Ein weiterer interessanter neuer Ansatzpunkt ist das Mikrobiom – und dabei insbesondere die Frage, welche Mikroorganismen der Haut eines Patienten den Pruritus verstärken können“, ergänzt Prof. Sonja Ständer, die stellvertretende Sprecherin der Forschungsgruppe, die an der Universitätsklinikum Münster das erste Kompetenzzentrum für chronischen Pruritus leitet. Die DFG unterstützt die Forschungsgruppe in den kommenden drei Jahren mit insgesamt 4 Mio. Euro.

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