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Prurigo nodularis: Studie weist den Weg zu Therapiemöglichkeiten für Hautkrankheit mit chronischem Juckreiz

Leiterin des Kompetenzzentrums Chronischer Pruritus in Münster und Erstautorin der neuen Prurigo-nodularis-Studie: Prof. Sonja Ständer (Foto: FZ)

Vorher-nachher-Vergleich bei einer Teilnehmerin der Studie (Foto: FZ)

Münster (mfm/sw) – Nemolizumab: So könnte die neue Lösung für die Hautkrankheit Prurigo nodularis heißen, deren Hauptsymptom der chronische Juckreiz ist. Professorin Sonja Ständer von der Universität Münster widmete sich in einer Studie der seltenen Krankheit und etwaigen Behandlungsstrategien. Gemeinsam mit Kollegen aus den Vereinigten Staaten hat sie vermutlich einen Weg gefunden, den Juckreiz der Betroffenen bald zu lindern. Die Forschungsarbeit, veröffentlicht in der Fachzeitschrift New England Journal of Medicine, gilt als Wegbereiter für weitere Forschungen zu Prurigo nodularis und zu der Wirkung von Nemolizumab.

Prurigo nodularis ist eine seltene, wenig erforschte Hautkrankheit. Der ständige Juckreiz – im Fachjargon spricht man von Pruritus - verleitet die Betroffenen häufig dazu, diesem durch Kratzen entgegenzutreten – ein Teufelskreis: Denn durch das Kratzen entstehen auf der Haut Knötchen, welche noch mehr Juckreiz nach sich ziehen. Die Behandlung dieser Knötchen kann Monate oder gar Jahre dauern und erfordert viel Mitarbeit der Patienten. Unter allen Pruritus-Erkrankungen gilt Prurigo nodularis als die „Maximalvariante“: „Meistens sind Erwachsene über 50 Jahre betroffen, überwiegend Frauen. Bisher wurde die Ursachen und Entstehung dieser Hautkrankheit kaum erforscht, mögliche Therapieansätze sind fachübergreifend und komplex“, erläutert Prof. Sonja Ständer, leitende Oberärztin an der münsterschen Uni-Hautklinik, Leiterin des dortigen Kompetenzzentrums Chronischer Pruritus (KCP) und Erstautorin der jetzt publizierten Studie. Auf die Pruritusforscherin gehen die Idee zu dieser Studie und das Design zurück. Die Wissenschaftlerin konnte nun erstmals eine bedeutende Abheilung der Prurigo nodularis, verbunden mit einer starken Reduktion des Juckens, durch die Behandlung mit Nemolizumab nachweisen.

Die Wirkung dieses Antikörpers wurde in einer Doppelblindstudie getestet: Bei einer solchen wissen weder die Versuchsleiter noch die Studienteilnehmer über ihre Gruppenzugehörigkeit Bescheid. Während eine Gruppe mit Nemolizumab behandelt wurde, erhielt die Kontrollgruppe ein Placebo. Die juckreizlindernde Wirkung von Nemolizumab war in der Forschung bereits bekannt – allerdings nur in Bezug auf Neurodermitis-Patienten, nicht bei Prurigo nodularis. Der Antikörper blockiert den Rezeptor des Proteins Interleukin 31, der als Hauptverursacher von Juckempfinden bei vielen Hautkrankheiten gilt. Dass dies auch auf Prurigo nodularis übertragen werden kann, bewiesen die Wissenschaftler durch die über zwölf Wochen laufende Studie.

Nach dem ersten Monat zeigten sich bereits Ergebnisse: Die Versuchsteilnehmer, die mit Nemolizumab behandelt wurden, zeigten eine über 50-prozentige Verringerung des Juckens. Am Ende der Laufzeit waren 38 Prozent der Betroffenen ganz oder nahezu geheilt – ein vielversprechendes Ergebnis. Komplett ohne Nebenwirkungen verlief die Behandlung nicht: Die Teilnehmer klagten teilweise über Bauchschmerzen oder Durchfall. Die Forschergruppe sieht daher noch größer angelegte Langzeitstudien als notwendig an: Diese sollen untersuchen, wie sicher die Behandlung mit Nemolizumab langfristig ist – und ob sie als reguläre Therapie für Betroffene in Frage kommt.

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