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Das aktuelle "Paper of the Month" (06/2020) geht an: Dr. Nils Opel aus dem Institut für Translationale Psychiatrie

v.l.n.r.: Prof. Udo Dannlowski (geteilte Letztautorenschaft), Prof. Bernhard Baune (geteilte Letztautorenschaft), Dr. Nils Opel (Erstautor) (Fotos: privat)

Für den Monat Juni 2020 geht das "Paper of the Month" der Medizinischen Fakultät der WWU Münster an:

Dr. Nils Opel aus dem Institut für Translationale Psychiatrie für die Publikation:

Brain structural abnormalities in obesity: relation to age, genetic risk, and common psychiatric disorders
BY: Opel, Nils; Thalamuthu, Anbupalam; Milaneschi, Yuri; et al.
MOLECULAR PSYCHIATRY (2020); Published online: May 2020

 

Begründung der Auswahl:

Die Publikation untersucht den Zusammenhang zwischen Übergewicht (und dessen genetische Veranlagung), dem Auftreten struktureller Hirnveränderungen sowie dem Vorliegen einer depressiven Erkrankung. Die Autoren konnten in dieser großen Kohorte anhand der ENIGMA Major Depressive Disorder Working Group zeigen, dass eine Übergewicht bzw dessen genetische Veranlagung mit spezifischen strukturellen Hirnveränderungen korreliert, was vermuten läßt, dass ein neurobiologischer Zusammenhang zwischen Übergewicht und strukturellen Hirnveränderungen unter physiologischen sowie pathologischen Bedingungen besteht.

 

Zu Hintergrund, Fragestellung und Bedeutung der Publikation:

Adipositas wird weiterhin primär als kardiovaskulärer Risikofaktor angesehen, wohingegen die Rolle neurobiologischer Veränderungen bei Adipositas unklar bleibt. Ergebnisse erster Studien deuten auf hirnstrukturelle Veränderungen bei Adipositas hin. Welche Bedeutung hierbei Alter und genetisches Risiko spielen könnten blieb bisher unklar, ebenso ein möglicher Zusammenhang mit psychiatrischen Ekrankungen.

In der vorliegenden multizentrischen Studie, welche 6420 Probanden einschloss, konnten wir einen Zusammenhang zwischen Adipositas und hirnstrukturellen Veränderungen, insbesondere einer Reduktion der fronto-temporalen kortikalen Dicke zeigen. Das Ausmaß dieser hirnstrukturellen Veränderungen war mit denen bei neuropsychiatrischen Erkrankungen beobachteten Veränderungen vergleichbar und zeigte hinsichtlich des regionalen Verteilungsmusters große Ähnlichkeit mit affektiven Erkrankungen. Zudem zeigte sich dass der Zusammenhang zwischen Adipositas und kortikaler Dicke von Alter moderiert wurde, wohingegen das genetische Risiko für Adipositas einen regional spezifischen Zusammenhang mit kortikaler Oberflächenstruktur zeigte.

Die Ergebnisse der vorliegenden Studie untermauern die Bedeutung neurobiologischer Veränderungen bei Adipositas, welche weiterhin drastisch unterschätzt werden. Die aktuellen Befunde sollten Ärzte und Wissenschaftler dazu motivierten neurobiologischen Veränderungen bei Adipositas vermehrte Aufmerksamkeit zu widmen.
 

Background and fundamental question of the publication:

The role of obesity as a cardiovascular risk factor is well-known. Yet, relatively little is still known about the neurobiological underpinnings of obesity. While preliminary evidence has suggested associations between obesity and brain structural abnormalities, their relation with age, genetic risk and psychiatric disorders remains largely unkown.

Here we show that obesity is associated with wide-spread brain structural abnormalities, first and foremost with reductions in fronto-temporal cortical thickness in a large multi-site sample including 6420 participants from 28 sites. Of note, the extent of brain structural abnomalities in obesity is comparable to those frequently observed in neuropsychiatric disorders and specifically the regional distribution of obesity related brain structural abnormalities shows high similarity with brain structural abnormalities in affective disorders. In addition, we show that obesity related cortical thickness decrease is moderated by age while genetic risk for obesity showed a specific effect on cortical surface area.

The present results point to the relevance of altered brain physiology in obesity that still appears to be drastically underestimated in current research. These findings should urge clinicians and scientistis to devote increased attention to neurobiological characteristics of obesity.
 

Die bisherigen ausgezeichneten "Papers of the Month" finden Sie HIER.

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