Zahnbehandlung auch für Seelenheil und AIDS-Bekämpfung: Alumna Sr. Michael hilft als Dentistin und Missionsschwester in Südafrika

Sr. Michael in einem Behandlungszimmer in Mariannhill mit einer Assistentin (Foto: privat)

Münster/Mariannhill (mfm/ps) - Eine Frau mit Sendungsbewusstsein: Mission leitet sich vom lateinischen Wort für „Sendung“ ab - und dieser hat sich Dorothea Klosson zur Gänze verschrieben. „Mission ist für mich vor allem der Dienst am Menschen, der als ein ganzheitliches Wesen, jenseits der Grenzen von ethnischer Zugehörigkeit und Glaubensrichtung, zu verstehen ist“, sagt die 70-jährige Ordensschwester. Als Mitglied der Missionsschwestern vom Kostbaren Blut leistet sie seit 36 Jahren humanitäre Hilfe in Südafrika – und das mit Wort und Bohrer. Schwester Michael, wie die Paderbornerin seit ihrem Ordenseintritt heißt, setzt sich als Zahnärztin für eine bessere medizinische Versorgung der ärmeren Bevölkerung im Großraum Mariannhill/Pinetown (Südafrika) ein – was dort zugleich Kampf gegen AIDS bedeutet. Erlernt hat sie die Dentalmedizin an der Universität Münster.
Warum wählt eine junge Frau ein solches Leben? „Die eigentliche Entscheidung, einem Orden beizutreten kann man nicht rational erklären. Ordensleben ist Berufung“, stellt Sr. Michael fest. Der erste Kontakt zu den Missionsschwestern vom Kostbaren Blut ergab sich schon sehr früh: Noch während ihrer Schulzeit an einem Mädchengymnasium in Paderborn besuchte sie den Vortrag einer im Kongo tätigen Missionsschwester und arbeitete in den Ferien in einem Krankenhaus des Ordens. Beeindruckt von der Lebensart der Ordensschwestern entschied sich die Schülerin, kurz nach dem Abitur 1966 dem Orden beizutreten. Da in Südafrika, dem vorrangigen Tätigkeitsgebiet der Gemeinschaft, die medizinische Versorgung schlecht war und es vor allem an Zahnärzten mangelte, schrieb sich Sr. Michael 1971 an der Universität Münster für Zahnmedizin ein und promovierte fünf Jahre später. Damals legte sie auch das ewige Gelübde ab und erklärte sich so bereit, überall dorthin zu gehen, wohin der Orden sie schicken würde. Seit dem Jahre 1979 missioniert sie nun in Mariannhill.
Die Wirkungsstätte von Sr. Michael ist gleichzeitig der Geburtsort des Ordens: 1882 gründete der Trappistenabt Pfanner dort ein Kloster, um den Menschen vor Ort neben seelsorgerischem Beistand vor allem eine schulische und handwerkliche Ausbildung und medizinische Versorgung zu ermöglichen. Maxime war es dabei, jedem Hilfe angedeihen zu lassen, unabhängig von Geschlecht, Volkszugehörigkeit und Religion. Drei Jahre nach der Klostergründung startete Pfanner einen Aufruf in Deutschland, um Frauen für seine Arbeit zu begeistern. Aus diesem Anlass gründete er die Gemeinschaft der Missionsschwestern vom Kostbaren Blut, die sich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts von den Trappisten emanzipierten.
Sr. Michael arbeitet seit nunmehr dreieinhalb Jahrzehnten im südafrikanischen Mariannhill (Gemeinde Pinetown) als Zahnärztin. Die Praxis ist Teil des St. Mary’s Hospitals, das rund eine Million Menschen allgemein- und zahnmedizinisch versorgt. Vor allem unterstützt der Orden die arme Bevölkerung, die sich weder eine Krankenkasse noch eine Privatbehandlung leisten kann. Manche Patienten kommen mit langanhaltenden Schmerzen zu Sr. Michael, sodass der Zahn oftmals gezogen werden muss. Gleichzeitig werden die Menschen über Grundlagen der Zahngesundheit aufgeklärt: Zahnstein, Karies und Füllungen sind häufig Fremdworte. Fortgeschrittene Zahnerkrankungen oder in Rivalitätskämpfen ausgeschlagene Zähne machen oft Prothesen nötig. Diese müssen von den Patienten selbst bezahlt werden, wohingegen die Kosten für die „basale“ Versorgung vom Orden und der öffentlichen Hand getragen werden.
Die zahnmedizinische Untersuchung leistet nebenbei auch einen wichtigen Beitrag im Kampf gegen die Immunerkrankung AIDS: Zwischen 60 und 70 Prozent der Erkrankten weisen explizite Symptome im Mund auf. Daher sind Sr. Michael und ihre Kolleginnen oftmals die ersten, die die HIV-Erkrankung eines Patienten bemerken und ihn über seinen Status aufklären müssen. Da Menschen, die HIV-positiv sind, in Südafrika nach wie vor stigmatisiert werden, ist dies eine der schwierigsten Teile der ärztlichen Tätigkeit.
Die humanitär wichtige Rolle, die Sr. Michael in Südafrika übernimmt, wird auch von ihrer Familie in Deutschland unterstützt. Den Kontakt zu ihr und ihrem Freundeskreis in NRW pflegt sie über Telefon und E-Mail. In diesem Jahr bot sich für sie eine besondere Gelegenheit: Sr. Michael war in den Sommermonaten für sieben Wochen in Deutschland und besuchte ihre alte Heimat.

(Mit diesem Bericht setzt der Alumni-Verein „MedAlum“ der Medizinischen Fakultät Münster seine Porträt-Reihe "Köpfe der Fakultät" fort. Mehr zu dem Verein erfahren Sie hier.)

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