Aus der Vitrine auf den Tablet-PC: Wiedereröffnung und zugleich didaktische Neubelebung der Anatomischen Sammlung

Schattendasein beendet: Bei der offiziellen Wiedereröffnung der Anatomischen Sammlung testeten neben Prosektur-Leiter Prof. Wolfgang Knabe auch Dekan Mathias Herrmann, Stiftungsgründer Prof. Rolf Dierichs, Studiendekan Dr. Bernhard Marschall, Institutsdirektor Prof. Markus Missler und Dr. Stefan Washausen (v.r.) die Visualisierung von Präparaten auf Tablets (Foto: C. Fuhrmann).

Münster (mfm/wk) - Eine Eröffnungsfeier besonderer Art erlebte jetzt die Anatomische Sammlung der Universität Münster: Im alten Institutsgebäude im Dachgeschoss untergebracht und im Zuge der Bauarbeiten für das neue PAN-Zentrum notgedrungen eingelagert, rückt die wertvolle Sammlung nun wieder ins Blickfeld der Studierenden – und zwar real wie auch virtuell. In Anwesenheit von Vertretern der Medizinischen Fakultät nahmen die Anatomen ihr Schmuckstück mit einem kleinen Festakt wieder „in Betrieb“ – geholfen haben dabei auch private Fördermittel.„In den neuen Räumlichkeiten liegt das Herzstück der Sammlung vis-à-vis des hoch­modernen Prä­pa­­rier­saals. Somit konnte der lang gehegte Wunsch, das Eigenstudium unserer Stu­die­renden durch eine zeit­­gemäße Präsentation qua­li­tativ hochwer­tiger Sammlungsprä­pa­rate zu unter­stüt­zen, endlich in die Tat um­­­­ge­setzt werden“, freut sich Prof. Wolfgang Knabe, Leiter der Prosektur Anatomie der Medizinischen Fakultät. Er hatte die Sammlung direkt nach seiner Ernennung 2011 unter seine Fittiche genommen, auch mit dem erklärten Ziel, sie didaktisch und konzeptionell zu modernisieren. „Das erfolgte dann in mehreren Schritten“, erläutert der Mediziner. Um­fang­reiche, vom Alumni-Verein med­Al­um geförderte Vorarbeiten bein­hal­te­ten die Durch­sicht, Pflege und Neugrup­pie­rung zahl­reicher Sammlungsobjekte sowie deren hoch­schul­­öf­fent­liche Präsentation im Foyer und auf den bei­den Hörsaalebenen. Höhepunkt dieser er­sten Kam­pagne war die unter Feder­führ­ung von Prof. Dipl.-Des. Cordula Hesselbarth (FH Mün­ster) in Ko­­op­e­ration mit der Pro­sek­tur ver­anstaltete Aus­stellung „An-a-tomie: Einsichten in den Kör­per - Kunst und Medizin im Dia­log“. Im Jahr 2015 stieg dann auch die Rolf-Dierichs-Stiftung in das Vorhaben ein, indem sie das Pro­jekt „Inno­vative Leh­re: Präpa­rier­kurs trifft Ana­tomi­sche Sammlung“ bewilligte.Dass die zusammen 7.000 Euro Fördermittel sinnvoll investiert wurden, davon konnten sich Dekan Prof. Mathias Herrmann und Studiendekan Dr. Bernhard Marschall sowie Stiftungsgründer Prof. Rolf Dierichs bei der Eröffnungsfeier selbst ein Bild machen. „Ziel des Projektes ist es, instruk­ti­ve ma­kro­sko­pische Sammlungsobjekte pho­tographisch zu doku­men­tieren, umfassend zu an­notieren und elektro­nisch zu implementieren. Mit Hilfe der über das Stiftungsprojekt finanzierten Tablets kön­nen die Studieren­den gezielt diejenigen Originalpräparate aufsuchen und selbst­stän­dig ana­ly­sie­ren, die Gegenstand ihres persönlichen Lernplans sind“, so Prof. Knabe in seiner Einleitung. Studierende und Dozenten zeigten sich gleichermaßen begeistert von dem neuen Lerntool, dessen erste praktische Demonstration Dr. Ste­fan Washausen und Thora Deppe (beide: Prosektur Anatomie) bei der Veranstaltung übernahmen. Primäre Ziel­­gruppe in der ersten Test­phase sind Studie­ren­de der Human- und Zahnmedizin, die den Präpa­rier­­kurs be­suchen oder ihn als stu­­den­tische Ho­no­rarkräfte ­betreuen. Künftig sollen zudem auch diejenigen Studierenden an­gesprochen wer­den, die im klinischen Studienab­schnitt von einer kom­binierten Prä­sen­tation anato­mischer und pathologisch-anatomischer Expona­te profitieren möchten. „Hierzu muss al­lerdings die Zahl von aktuell rund 350 Samm­lungs­objek­ten, die schon in das Projekt integriert sind und bei denen es sich über­wiegend um makro­sko­pi­sch-anatomische Schnitt­prä­parate zu Be­we­gungs­apparat, inneren Organen, Kopf/Hals und Gehirn handelt, noch beträchtlich gestei­gert werden“, blickt Knabe nach vorn. Er hofft, dass das neue Lerntool breite Akzeptanz findet und einen Beitrag zu dem von der Prosektur Ana­tomie und den beiden Ana­tomischen Instituten entwickelten Gesamtlehrkonzept leistet. Das ist im bundes­wei­ten Ver­gleich schon jetzt sehr erfolgreich: So belegen die münsterschen Studierenden im schriftlichen Teil des 1. Staatsexamens (dem „Physikum“) im Fach Anatomie seit 2011 einen der ersten drei Plätze. Seit 2016 stehen sie durchgehend auf Rang 1.

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