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Virtuos mit Mikroelektrode und Pinsel: Ehrung für Prof. Speckmann

Prof. Erwin-Josef Speckmann

Münster (mfm/tb) – Er führt ein Doppelleben, und das schon seit Jahrzehnten. Seinem Ruf hat es nicht geschadet - im Gegenteil: Dass Professor Erwin-Josef Speckmann auch fünf Jahre nach seiner Emeritierung hoch angesehen ist sowohl in der Hirnforschung - seiner Fachdisziplin - als auch in der Kunstwelt – seiner zweiten „Heimat“ -, belegt die Festveranstaltung, die aus Anlass seines 70. Geburtstages am letzten Freitag stattfand. Dazu eingeladen hatte das Institut für Physiologie I (Neurophysiologie), dessen Direktor, Prof. Dr. Hans-Christian Pape, die Karriere des Emeritus in der Begrüßungsrede skizzierte.
Speckmann sei in der Neurowissenschaft früh gestartet und bis heute als Leiter eines DFG-geförderten Projektes darin aktiv geblieben. „Letzteres gemeinsam mit mir als seinem Nachfolger - ein seltener Fall im Wissenschaftsbereich“, ergänzte Pape. In der akademischen Selbstverwaltung habe Prof. Speckmann mehrfach als Dekan und Prodekan des Fachbereichs Vorklinische und Theoretische Medizin Verantwortung übernommen. Von den Studierenden sei er zum „Lehrer des Jahres gewählt worden und habe damit die maximal mögliche Auszeichnung erhalten, die ein Hochschuldozent erreichen könne. In der Kunst sei „EJS“, wie er dort firmiere, weit über den regionalen Rahmen hinaus bekannt und geschätzt, so Pape in seiner Laudatio.
Zum Wissenschaftler Speckmann nahm Prof. Dr. Rüdiger Köhling, einer seiner Schüler und heute als Direktor des Physiologischen Instituts der Universität Rostock tätig, ausführlich Stellung. Er machte deutlich, dass Ergebnisse und Ideen, die Speckmann vor mehr als 30 Jahren veröffentlicht hat, bis in die Gegenwart wirksam sind und in rezenten Publikationen anderer Arbeitsgruppen aus aller Welt ihre Fortführung finden. Das alltägliche Erscheinungsbild des Institutsdirektors Speckmann ließ anschließend die Medizinisch-technische Assistentin Angela Borgmann in ihrem Beitrag wieder lebendig werden: Eine monastische - also an Klosterregeln orientierte - Lebensweise und Führung sowie die Überzeugung, dass in der Wissenschaft nur das wirklich gelingen kann, was von Begeisterung getragen ist, habe die Arbeit ihres früheren Vorgesetzten geprägt. „Wer erinnert sich nicht an typische Speckmann-Slogans wie ‚Es muss Spaß machen!’ oder ‚Wo ist das Problem?’“, stellte sie den Teilnehmern eine mehr rhetorisch gemeinte Frage.
In Bezug auf den Künstler „EJS“ lenkte Prof. Dr. Max J. Kobbert (Kunstakademie Münster) die Aufmerksamkeit des Publikums auf das, was sich bei den reduzierten Arbeiten in dessen umfangreichem Werk nicht auf den ersten Blick erschließt. Prof. Speckmann nenne seine Kunst „extrakt“ und nicht „abstrakt“: Er entferne sich nicht von dem, was er zum Ausdruck bringen wolle, sondern tauche hinein, um das Wesentliche herauszuziehen. Das so herausgefilterte „Extrakt“ sei mit Worten nicht zu beschreiben. „Wenn ich mit den Worten am Ende bin, fange ich an zu malen“, zitierte auch Kobbert den Geehrten. Umfangreiche Ausstellungen, zumeist von Ehefrau Dr. Hildegard Speckmann kuratiert, seien dem künstlerischen Oeuvre von „EJS“ in den letzten Jahren gewidmet worden. Zurzeit seien dessenArbeiten in Essen sowie im Gallitzin-Haus in Münster-Angelmodde zu sehen, lud Prof. Kobbert das Publikum zu einem Besuch ein.
Abgerundet wurde die Festveranstaltung durch zwei wissenschaftliche Vorträge von Prof. Michael Madeja und Prof. Jürgen Hescheler. Madeja, ebenfalls ein Schüler Speckmanns und jetzt Geschäftsführer und Leiter des Bereichs Hochschule und Neurowissenschaften bei der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, gab einen Einblick in den aktuellen Stand der Forschung auf dem Gebiet der Alzheimer-Erkrankung. Hescheler, Direktor des Instituts für Neurophysiologie der Universitätsklinik zu Köln, berichtete über den Kenntnisstand und die Perspektiven der Stammzellforschung.
Die musikalische Umrahmung der Festveranstaltung lag bei der Blechbläsergruppe „Ensemble Melange“ unter der Leitung von Alfred Holtmann. Den Schlusspunkt unter den Festakt zu setzen, blieb aber dem Geehrten vorbehalten, der sich bei den Anwesenden bedankte und alle, die ihn bisher begleitet haben, bat, dies auch in Zukunft zu tun.

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