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Bluthochdruck als weltweites Problem: Etwa 1,13 Milliarden Menschen sind betroffen – vor allem in ärmeren Ländern

Auch seine Studien gingen in die globale Trendanalyse zum Bluthochdruck ein: Prof. Ulrich Keil (Foto: S. Meijerink)

Münster (mfm/sm) - Bluthochdruck ist ein weltweites Problem – das ungleich verteilt ist über den Globus. Das ist das Ergebnis eines jetzt veröffentlichten epidemiologischen Projektes, in das Untersuchungen aus allen Ländern der Erde eingeflossen sind. Hunderte Forscher sammelten von 1975 bis 2015 Daten von etwa 20 Millionen Menschen. Eingeflossen in die Trendanalyse sind auch Erhebungen des Instituts für Epidemiologie und Sozialmedizin der Universität Münster. Die Studie mit Beteiligung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist die weltweit größte ihrer Art.
Ein zentrales Ergebnis der Wissenschaftler: Die Zahl der von Bluthochdruck betroffenen Menschen weltweit hat sich in den letzten 40 Jahren etwa verdoppelt. Inzwischen haben rund 1,13 Milliarden Männer und Frauen dieses Leiden, wobei erstere häufiger betroffen sind. Untersucht wurde jedes Land der Erde. Dabei ist in den weiteren Ergebnissen eine deutliche und auf den ersten Blick überraschende Tendenz zu erkennen: Während sich die Zahl der Erkrankten in den reichen Industriestaaten stark verringert hat, ist sie in armen und einkommensschwachen Staaten gestiegen. „Bluthochdruck ist nicht länger ein alleiniges Problem wohlhabender Gesellschaften, wie es noch 1975 der Fall war, sondern betrifft inzwischen vor allem ärmere Länder“, so Hauptautor der Studie, Prof. Majid Ezzati vom Imperial College aus London. Diesen Trend führen die Forscher unter anderem auf schlechte Ernährung in der Kindheit dieser Menschen zurück.
Der frühere Direktor der münsterschen Epidemiologie, Prof. Ulrich Keil, aus dessen Ägide deutsche Beiträge zu der Studie stammen, erklärt sich den starken Rückgang bei der Zahl der Zahl der an Bluthochdruck Erkrankten in reichen Industrieländern so: „Immer mehr Menschen haben Zugang zu gesunden Lebensmitteln wie Obst und Gemüse und das allgemeine Gesundheitsniveau steigt ebenfalls. Außerdem wird Bluthochdruck früher und häufiger erkannt und kann mit Änderungen des Lebensstils sowie mit Medikamenten behandelt werden. Diese Entwicklungen könnten Fettleibigkeit entgegenwirken, einem Risikofaktor von zu hohem Blutdruck. Leider gilt aber der Rückgang nicht für die Länder Osteuropas.“
Die Forscher bringen die global gestiegene Zahl an Erkrankten auch mit der erhöhten Lebenserwartung der Menschen und der wachsenden Weltbevölkerung in Zusammenhang. Bluthochdruck bedeutet eine zusätzliche Belastung wichtiger Organe wie Herz, Gehirn und Nieren. Weltweit ist er die häufigste Ursache kardiovaskulärer Erkrankungen, die zu Herzinfarkten und Schlaganfällen führen können. So ist den Wissenschaftlern zufolge die Bekämpfung von Bluthochdruck in der Weltbevölkerung eine der wichtigsten Aufgaben für die Zukunft.
Das Fachmagazin „Lancet“ veröffentlichte die Studienergebnisse in seiner aktuellen Ausgabe. Geleitet wurde die Studie von Forschern des Imperial College in London.

Link zur Trendanalyse

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