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Fast ein Vierteljahrhundert im Dienst der Transfusionsmedizin: Prof. Walter Sibrowski in den Ruhestand verabschiedet

Nach 24-jähriger Tätigkeit am UKM verabschiedete sich der Transfusionsmediziner Prof. Dr. Dr. Walter Sibrowski in den Ruhestand (Foto: privat)

Nachfolger von Prof. Sibrowski ist dessen bisheriger Stellvertreter PD Dr. Georg Geißler (Foto: UKM)

Münster (mfm/tb) - Vom Werkzeugmacher zum Medizinprofessor: Karrieren wie die von Walter Sibrowski sind rar geworden in Deutschland. Fast ein Vierteljahrhundert lang prägte der gebürtige Wolfsburger die Transfusionsmedizin am Universitätsklinikum Münster. Nach Erreichen der Altersgrenze verabschiedete er sich nun in den Ruhestand; seine Arbeit führt PD Dr. Georg Geißler fort.
Als Prof. Dr. Dr. Walter Sibrowski 1950 in der VW-Stadt geboren wurde, war seine Karriere keineswegs vorauszusehen: Nach dem Volksschulabschluss machte er zunächst eine Ausbildung zum Facharbeiter. Der zweite Bildungsweg führte ihn dann zum Abitur und anschließend zum Medizinstudium. Parallel war Sibrowski – auch das heute schwer vorstellbar – an der Universität Hamburg noch in Chemie eingeschrieben, was seine beiden Doktortitel erklärt: 1980 wurde er in den Naturwissenschaften, ein Jahr später in der Medizin promoviert. Diese Doppelqualifikation kam ihm zugute, als er 1986 erstmals in die Fachdisziplin eintrat, die fortan sein Berufsleben bestimmen sollte: In der Abteilung für Transfusionsmedizin und Transplantationsimmunologie der Chirurgischen Uniklinik in Hamburg fand der talentierte Nachwuchsmediziner eine Anstellung.
Rasch folgten an der Alster weitere Karrierestufen, so die Ernennung zum Oberarzt (1990), der Habilitation (1991) und die Verleihung der Venia legendi (1992), bevor Sibrowski nach Westfalen wechselte, um dort eine C3-Professur für Transfusionsmedizin anzunehmen und damit zugleich die – zunächst kommissarische – Leitung des gleichnamigen Instituts. Rufe aus anderen Standorten lehnte er ab und nahm stattdessen 1993 den seiner eigenen Universität an, die ihm 1997 schließlich eine C4-Professur anvertraute.
Prof. Sibrowskis wissenschaftlicher und klinischer Schwerpunkt lag vor allem auf der Methodenentwicklung für transfusionsmedizinische sowie transplantationsimmunologische Fragestellungen. Hinzu kamen die Physiologie der Blutkonservierung, transfusionsbezogene Immunologie, Infektionsimmunologie und Immunhämatologie. Der Institutsdirektor befasste sich zudem mit dem Einsatz von Knochenmark und Stammzellen für therapeutische Zwecke, mit klinischer Hämotherapie und therapeutischer Hämapherese.
In einem Arbeitspapier, dass er kurz nach Dienstbeginn in Münster verfasste, kündigte er als eines seiner prioritären Ziele an den „Auf- und Ausbau einer modernen Blutbank sowie einer Blutspendeeinrichtung am Institut für Transfusionsmedizin für die gesamte therapeutische und diagnostische Blutversorgung des Klinikums mit sämtlichen modernen Blutpräparationen und hämotherapeutischen Leistungen“. Was aus dieser ehrgeizigen Ankündigung geworden ist, zeigt ein Blick auf die heutige Akzeptanz und die Erfolge der UKM-Blutspende. Sibrowski engagagierte sich aber nicht nur klinisch und wissenschaftlich für sein Fachgebiet, sondern auch durch die Mitarbeit in vielen Gremien. So gehörte er mehrere Jahre lang dem Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie an und leitete diese ab 2011 als Vorsitzender.
Die Leitung der Transfusionsmedizin hat im März Privatdozent Dr. Georg Geißler übernommen. Der 57-jährige war schon zuvor – seit 2010 – in der Einrichtung tätig und fungierte seit 2014 als stellvertretender Institutsdirektor. Der gebürtige Kölner ist Facharzt für Innere Medizin und Transfusionsmedizin und kam nach seinem Medizinstudium, das er in seiner Heimatstadt und in Innsbruck absolvierte, sowie beruflichen Stationen in Wuppertal, Frankfurt/Main und an der MHH Hannover ins Münsterland. Von 1998 bis 2007 leitete Geißler den Bereich „Stationäre Versorgung“  beim Medizinischen Dienst der Krankenversicherungen in Niedersachsen. Die Umhabilitation an die Universität Münster ist erfolgt.