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Mehr Durchblick für die Anatomen: Missler-Team misst in Millionstel Millimeter

In die Röhre zu schauen, gehört bei Prof. Markus Missler zum Beruf. Künftig wird er das bei einem neuen Kryo-Elektronenmikroskop tun können, das ihm die Deutsche Forschungsgemeinschaft bewilligt hat (Foto: FZ)

Münster (mfm/tb) – Der Teufel steckt im Detail. Wo genau, weiß ein Forscherteam um Prof. Dr. Markus Missler – und das dank eines Briefes aus Bonn künftig noch besser als schon jetzt. Inhalt des Schreibens ist eine Förderzusage der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG): Dessen Hauptausschuss bewilligte den münsterschen Wissenschaftlern ein 1,2 Mio. Euro teures Kryo-Elektronenmikroskop. Mit dem neuen Gerät können sich die Forscher künftig ein lebensechtes Bild von den kleinsten zellulären Strukturen des Körpers machen.
Das Mikroskop hatte Prof. Missler, der als Geschäftsführender Direktor das Institut für Anatomie leitet, nach seiner Berufung an die Medizinische Fakultät Münster im letzten Jahr beantragt. Es wird das erste Gerät seiner Art an der Westfälischen Wilhelms-Universität sein. Seine Bezeichnung leitet sich ab vom griechischen Begriff für Kälte („kryo“). „Herkömmliche Verfahren in der Elektronenmikroskopie setzen Chemikalien zur Konservierung der Gewebe ein. Das kann zu unerwünschten Veränderungen an deren Darstellung führen“, erläutert der Neurowissenschaftler. Das neue Gerät hingegen sei für die Betrachtung tiefgefrorener Gewebeproben geeignet, so Missler weiter.
Diese werden durch extrem schnelles Einfrieren unter sehr hohem Druck gewonnen, um die Eiskristallbildung in den Zellen und damit deren Zerstörung zu vermeiden. Spezielle Schneidegeräte erlauben danach bei Temperaturen unter minus 135 Grad Celsius das Anfertigen hauchdünner Schnitte. Auf ihnen sind selbst solche Details zu erkennen, die nicht mehr als einen millionstel Millimeter messen. „Die Methoden sind aber keine Routineanwendungen“, stellt Missler klar. „Daher werden wir noch sehr viel Entwicklungsarbeit leisten müssen.“
Da die Kryo-Elektronenmikroskopie somit nicht nur erhebliche Anforderungen an die Mitarbeiter stellt, sondern auch an die Laborräumlichkeiten, kommt den Wissenschaftlern der Zeitpunkt der DFG-Zusage sehr gelegen. Das Anatomie-Institut am Vesaliusweg soll in den nächsten Monaten saniert und umgebaut werden. „Die Ausführungsplanung läuft gerade, so dass wir das neue Forschungsgroßgerät gleich einfließen lassen und optimale Arbeitsbedingungen schaffen können“, freut sich Prof. Missler.
Das Hochleistungsmikroskop wird der Forscher, wie bei solchen aufwändigen Forschungsgroßgeräten üblich, mit seinem Team nicht allein nutzen. Konkrete Gemeinschaftsprojekte seien bereits geplant mit den Sonderforschungsbereichen 629 („Zelldynamik“) und 492 („Extrazelluläre Matrix“) der DFG sowie mit weiteren Einrichtungen. „Wir freuen uns in der Fakultät auf die zusätzlichen Möglichkeiten und hoffen auf wichtige neue Erkenntnisse beispielsweise über die Organisation von Zell-Zell-Kontakten zwischen Nervenzellen“, so Missler. Das derzeit von ihm genutzte Transmissionselektronenmikroskop vom Typ Philips CM10 bleibt trotz seiner 20jährigen „Dienstzeit“ im Einsatz und wechselt in ein anderes Institut.

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