News

Medizinische Kommunikation digital trainieren: Projekt zur Gesprächsführung startet mit WWU-Beteiligung

Das – für das Bild eigens getestete – Team von eKommMed.nrw in Münster (v.l.n.r.): Studiendekan Prof. Bernhard Marschall, Juliane Schopf und Janina Sensmeier (Foto: WWU/M. Heine)

Münster (mfm/sw) – „Diversity“ im Krankenhaus: An wohl keinem anderen Ort treffen so viele Menschen verschiedener Altersstufen, Religionen, Sprachen und sexueller Orientierungen aufeinander. Dies stellt die Behandlung – und vor allem die Kommunikation – vor Fragen und Herausforderungen: Wie lassen sich Sprachbarrieren überwinden? Wie spreche ich transgeschlechtliche Personen am besten an? Kann ich eine Muslimin bitten, ihr Kopftuch für die Untersuchung abzulegen? Kommunikationstraining für Behandlungssituationen steht im Medizinstudium auf dem Lehrplan – und die Westfälischen-Wilhelms-Universität (WWU) Münster legt darauf einen besonderen Fokus. Sie ist daher auch an eKommMed.nrw beteiligt: Das landesweite Projekt zur Kommunikationsausbildung und Gesprächsführung im Gesundheitswesen soll freie multimediale Bildungsmaterialien bereitstellen – hochschulübergreifend. Gefördert wird eKommMed.nrw vom NRW-Ministerium für Kultur und Wissenschaft über zwei Jahre mit einer Summe von 1,4 Millionen Euro.

„Ob Anamnese-Gespräche, Überbringen schlechter Nachrichten oder telemedizinische Online-Sprechstunde – die Interaktion zwischen medizinischem Personal und Patientinnen oder Patienten stellt je nach Kontext unterschiedliche kommunikative Anforderungen. Und die müssen gelernt und trainiert werden“, sagt die wissenschaftliche Mitarbeiterin Juliane Schopf. Genau da setzt eKommMed.NRW an: Das Projekt bündelt die Erfahrung von insgesamt sieben Medizinischen Fakultäten in NRW, die gemeinsam E-Learning-Angebote entwickeln. In Ergänzung zum klassischen Lehrangebot werden hier multimediale Materialien erarbeitet, die interaktiv gestaltet sind und von Studierenden sowie Lehrenden flexibel genutzt werden können – zum Beispiel Videos, in denen Behandlungsgespräche simuliert werden. In eKommMed.nrw arbeiten Expertinnen und Experten aus zahlreichen Bereichen zusammen – an den Standorten sind von Linguistik über Medizin und Psychologie bis Medientechnik und Didaktik mehrere Fachbereiche vertreten.

Den Projektschwerpunkt an der WWU bildet die diversitätssensible Kommunikation. „Bis heute ist der Standard in der medizinischen Lehre der weiße männliche Durchschnittspatient. Alles, was von der ‚Norm‘ abweicht, ist in klassischen Lehrbüchern sehr unterrepräsentiert“, erklärt Schopf, die als Linguistin für die Konzeption und Produktion eines der sieben Module zuständig ist. Ziel des münsterschen Projektteams ist es, Diversität in die Kommunikationsausbildung zu integrieren: „Angefangen bei einem professionellen Umgang mit Dolmetscherinnen und Dolmetschern bis hin zum adäquaten Ansprechen schambehafteter Themen – ein diversitätssensibler Umgang mit Patientinnen und Patienten erfordert viele Kompetenzen, deren Ausbildung und Training auf die Interaktion mit den unterschiedlichsten Menschen im Berufsalltag vorbereitet“, so Juliane Schopf.

eKommMed.nrw ist Teil der Förderlinie OERContent.nrw: Hierin wird hochschulübergreifend die Erstellung freier Bildungsmaterialien zur Bereitstellung auf dem Landesportal ORCA.nrw mit insgesamt mehr als zehn Millionen Euro gefördert. Beteiligt sind neben der WWU die Universitäten Bielefeld, Bochum, Bonn, Düsseldorf, Köln und Duisburg-Essen, wobei die Leitung des Verbundes bei letzterer liegt.

This could be interesting for you too: