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Medizin als Improvisation: Münsterscher Frauenarzt unterstützt Ärzte in Tansania bei Krebsbehandlung

Prof. Ralph Lellé (l.) mit einheimischen Kollegen bei einer Operation im Krankenhaus der tansanischen Stadt Mbeya (Foto: privat)

Münster – Der Krebsbericht der Weltgesundheitsorganisation ist ein Warnsignal: Krebsarten wie der Lungenkrebs, so die WHO in ihrem gerade vorgelegten Zahlenwerk, sind weiter auf dem Vormarsch, sowohl in den Industrienationen als auch auf dem afrikanischen Kontinent. Dabei sind viele Krebsarten vermeidbar – wie der Gebärmutterhalskrebs. Während er hierzulande dank der Vorsorgeuntersuchungen stark zurückgegangen und inzwischen selten ist, sieht dies in vielen Regionen der Welt ganz anders aus. Diese Beobachtung machte jetzt auch Ralph Lellé, Professor am Universitätsklinikum Münster und Spezialist für Krebserkrankungen bei Frauen, in Tansania.
Der Uni-Mediziner war für ein gemeinsames Projekt mit der Ludwigs-Maximilian-Universität München nach Afrika gereist. Die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanzierte Studie soll die Zusammenhänge zwischen Gebärmutterhalskrebs und der Immunschwächekrankheit AIDS im südlichen Hochland von Tansania näher untersuchen. Gleichzeitig unterstützen die Wissenschaftler die staatlichen Bemühungen um den Aufbau einer effizienten Krebsvorsorge. „Insbesondere in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara stellt Gebärmutterhalskrebs neben Brustkrebs die häufigste Krebsart überhaupt dar“, erläutert Lellé.
Sein Fazit nach zweiwöchigem Aufenthalt in der tansanischen Stadt Mbeya. „Solche Verhältnisse kann man sich als deutscher Frauenarzt schwer vorstellen.“ Eine erste Auswertung der Studie zeigt, dass nicht nur HIV-Infektionen sehr weit verbreitet sind. Sehr häufig wird bei den untersuchten Frauen auch bereits Gebärmutterhalskrebs in einem fortgeschrittenen Stadium festgestellt. Unter Anleitung von Professor Lellé konnten im Krankenhaus von Mbeya erstmals die relativ aufwändigen Operationen zur Behandlung von Gebärmutterhalskrebs durchgeführt werden.
Lellé dazu: „Das war eine absolute Herausforderung für jemanden wie mich, der von den Arbeitsbedingungen in einem deutschen Universitätsklinikum verwöhnt ist. Zwar waren die Ärzte sehr nett und ausgesprochen erfahren, aber wir mussten mit einfachsten Geräten und Instrumenten zurechtkommen“. Und selbst die konnten zeitweise nicht zum Einsatz kommen, denn, so der Gynäkologe weiter: „Häufig gab es Stromausfälle“.
Zu den von Lellé behandelten Patientinnen gehörte Magreth Shayunga, deren Sohn Peter als Fahrer für das Forschungsinstitut von Mbeya arbeitet. Sie war die erste Patientin, bei der durch eine Radikaloperation die krebskranke Gebärmutter erfolgreich entfernt werden konnte. Im Herbst wird Professor Lellé erneut als wissenschaftlicher Berater nach Tansania reisen und freut sich schon auf den Kontakt mit seinen Patientinnen und Kollegen.