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Kleiner Defekt mit großer Wirkung: Dr. Margot Wyrwoll erhält DGA-Publikationspreis für Entdeckung einer Infertilitätsursache

Preisträgerin Dr. Margot Wyrwoll (Foto: Marianne Wyrwoll)

Münster (mfm/mw) – Fast wäre es ein „Heimspiel“ geworden: Dr. Margot Wyrwoll aus dem Institut für Reproduktionsgenetik der Universität Münster wurde während der internationalen Tagung „Andrology 2020“ mit dem Publikationspreis der Deutschen Gesellschaft für Andrologie (DGA) ausgezeichnet. Die Konferenz hätte in Münster stattfinden sollen, musste coronabedingt aber online laufen. Ihren Award erhielt die Medizinerin mit einer Arbeit, in deren Fokus ein neu entdeckter Gendefekt steht: In mutierter Form kann das Gen M1AP zu einer Störung der Spermienbildung und damit zur männlicher Unfruchtbarkeit führen.

Mit 34 Autoren aus sieben Ländern stellt die Publikation mit dem Titel „Bi-allelic mutations in M1AP are a frequent cause of meiotic arrest and severely impaired spermatogenesis leading to male infertility“ ein Paradebeispiel internationaler und interdisziplinärer Kooperation dar. Den beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ist die Identifizierung und Charakterisierung eines neuen Gens gelungen, welches mit männlicher Infertilität, also Unfruchtbarkeit, im Zusammenhang steht: M1AP. Dieses Gen trägt die Erbinformation für das mit Meiosis 1 assoziierte Protein - schon der Name lässt eine relevante Funktion während der Ausbildung der Keimzellen vermuten. Obwohl es bisher kaum nähere Untersuchungen zu der entsprechenden Genfunktion gibt, bestärkt die Studie die Annahme einer unabdingbaren Rolle des Gens innerhalb der Reifeteilung (Meiose).

„Durch eine Vielzahl von Patienten, ein bereits zuvor beschriebenes Mausmodell und funktionelle Analysen konnte M1AP schon jetzt als klinisch validiert eingestuft werden. Deshalb wird es in unsere wachsende Liste von Genen, die für männliche Infertilität relevant sind, aufgenommen werden“, sagt Wyrwoll. Das hohe Evidenzlevel mache eine Integration der Sequenzierung des M1AP-Gens in die genetische Routinediagnostik unabdingbar, empfiehlt die 29-jährige Nachwuchswissenschaftlerin den klinischen Kollegen.

Der DGA-Publikationspreis wurde im Jahreskongresses der Fachgesellschaft erstmalig vergeben und ist mit einer Summe von 2000 Euro dotiert. Bewerben konnten sich Forscherinnen und Forscher, die im laufenden oder letzten Jahr eine andrologische Forschungsarbeit publiziert haben. Als Preisträgerin konnte Wyrwoll ihre Arbeit während des Kongresses dem internationalen Publikum noch einmal vorstellen. Darüber hinaus erhält die gebürtige Königswinterin die Möglichkeit, auf der nächsten DGA-Jahrestagung in Bonn ein Symposium zu einem andrologischen Thema zu gestalten. Die von Prof. Frank Tüttelmann geleitete Klinische Forschungsgruppe „Male Germ Cells“, in der Wyrwoll mitwirkt, wurde erst kürzlich von der Deutschen Forschungsgesellschaft um zusätzliche drei Jahre verlängert. Die DGA-Publikationspreis ist nun eine weitere Bestätigung der Arbeit dieser Gruppe, die sich die Erforschung und verbesserten Phänotypisierung männlicher Infertilität zum Ziel gesetzt hat.

Link zu PubMed

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