News

Gemeinsam gegen Kinder-Rheuma: Deutsch-amerikanische Forschungskooperation erarbeitet Biomarker-Standards

Priv.-Doz. Dr. Christoph Kessel - hier auf einer Fachtagung - will zusammen mit amerikanischen Kollegen die Diagnostik der juvenilen idiopathischen Arthritis verbessern (Foto: privat)

Münster (mfm/jg) – Krankheiten kennen keine Grenzen – das gilt auch für rheumatische Entzündungssyndrome. Daher ist es wichtig, die bereits vielversprechenden Behandlungs- und Diagnosemöglichkeiten der juvenilen idiopathischen Arthritis (JIA) – einer häufigen Rheuma-Erkrankung bei Kindern – in internationalen Kooperationen und Studien weiter zu verbessern. Das Problem dabei: Es fehlen einheitliche Messverfahren für die verwendeten Biomarker. Priv.-Doz. Dr. Christoph Kessel von der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster und Prof. Grant Schulert vom US-amerikanischen Cincinnati Children’s Hospital haben vor, das zu ändern: In einem ein Jahr lang laufenden Projekt wollen sie die Messverfahren kompatibel machen. Aufbauend auf ihre bisherigen Forschungsleistungen hat das Duo für sein Vorhaben von den europäischen und nordamerikanischen kinderrheumatologischen Vereinigungen den Collaborative Research Award mitsamt 30.000 US-Dollar Preisgeld erhalten.

„Die JIA macht sich durch Gelenkschmerzen, Gelenkentzündung sowie langanhaltende, wiederkehrende Fieberschübe bemerkbar. Gerade im Kindesalter kann das weitreichende negative Auswirkungen zur Folge haben“, beschreibt Christoph Kessel die Symptome der weltweit häufigsten Rheuma-Erkrankung bei Kindern. Dabei gebe es im Blut vielversprechende und gut messbare Biomarker: „Diese ermöglichen nicht nur eine Abgrenzung der JIA von anderen entzündlichen Krankheitsbildern, sondern auch eine gezielte Therapiesteuerung. Zudem können sie vor schwerwiegenden Komplikationen wie dem Makrophagen-Aktivierungssyndrom – einem Zytokinsturm-Syndrom – frühzeitig warnen“, so der Leiter der Arbeitsgruppe für translationale Entzündungsforschung in der münsterschen Uniklinik für Pädiatrische Rheumatologie und Immunologie. Aber: Für die Messung der Biomarker – es handelt sich um körpereigene Proteine – existieren bislang keine einheitlichen Verfahren und Referenzwerte. Die ohnehin wenigen Speziallabore, die die benötigte hochwertige Ausrüstung besitzen, gelangen in vielen Fällen zu unterschiedlichen Werten. Damit sei eine globale Zusammenarbeit, um Behandlungs- und Diagnosemöglichkeiten weiterzuentwickeln, stark erschwert.

Hier setzen Kessel und Schulert an. Ihre Ziele: Zum einen Umrechnungsfaktoren und Standards für die verschiedenen Messverfahren entwickeln, um die damit gewonnen Werte besser vergleichen zu können. Zum anderen Vorschläge für möglichst einheitlich zu verwendende Tests mit dem Potenzial, auch in breiterer Masse in der klinischen Routine eingesetzt zu werden – bestenfalls würde dies eine flächendeckende Biomarker-gesteuerte Behandlung und Diagnose der JIA ermöglichen. Das vor Augen untersuchen vier europäische und vier amerikanische Einrichtungen mit ihren jeweiligen Messverfahren identische Blutproben auf bis zu 20 verschiedene Blut-Biomarker; Prof. Schulert und Priv.-Doz. Kessel werten die Daten anschließend aus. In Münster ist neben dem Labor für Pädiatrische Rheumatologie und Immunologie auch das Zentrallabor der Uniklinik unter der Leitung von Dr. Bernhard Schlüter beteiligt.

„Innerhalb der kinderrheumatologischen Gemeinschaft ist man sich einig, dass ein solcher Studienansatz dringend benötigt wird, um die für sich genommen sehr vielversprechenden Biomarker wirklich in eine breite klinische Anwendung zu bekommen. Der Studienausgang ist natürlich noch offen, doch hat das Projekt das Potenzial, die gesteckten Ziele umzusetzen“, gibt sich Kessel zuversichtlich. Dass das auch die europäische Pediatric Rheumatology European Society (PReS) und die nordamerikanische Childhood Arthritis and Rheumatology Research Alliance (CARRA) so sehen, zeigt die Auszeichnung, die sie den Wissenschaftlern überreicht haben.

This could be interesting for you too: