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Keimfrei, wenn der Seifenspender blinkt: Studie untersuchte, wie schon Kinder richtige Händehygiene lernen

Richtige Händehygiene sollte schon im Kindesalter gelernt werden (Foto: K. Klar)

Zufrieden über den Erfolg der Händehygiene-Studie: das Projektteam bei der Abschlussveranstaltung (v.l.n.r.: Dr. Siegfried Steltenkamp, Kristin Klar, M.Ed., Dr. Anna Katharina Hein, Prof. Ulrike Weyland und Prof. Karsten Becke; Foto: Samuel Houcken)

Münster (mfm/mw) - Glück gehabt: Gerade noch vor der Corona-Krise konnte ein Forschungsprojekt abgeschlossen werden, das durch die Pandemie zugleich noch wichtiger geworden ist. Es geht um richtiges Händewaschen: Wissenschaftler der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster haben im Kreis Steinfurt an 13 Grundschulen untersucht, wie sich schon im Kindesalter sorgfältige Händehygiene vermitteln lässt. Einbezogen waren 2.600 Schülerinnen und Schüler im Alter von sechs bis zehn Jahren. Nach Auswertung der Erfahrungen aus dem grenzübergreifenden deutsch-niederländischen-Projekt sagt das Team: „Das Händewaschverhalten ist sehr wohl steuerbar – wenn denn bestimmte Voraussetzungen gegeben sind.“

Wie wäscht man sich eigentlich die Hände? Merkwürdige Frage – das hat doch jede und jeder viele Tausend Male gemacht. Aber gerade weil sie es so oft machen, achten viele Kinder und Jugendliche nicht darauf, wie sie ihre Hände waschen. Auch macht es keinen Spaß und wird oft nur als eine „Pflichtübung“ gesehen. In einem von der EU geförderten deutsch-niederländischen Projekt haben Forscherinnen und Forscher aus Münster und Twente Schülern im Kreis Steinfurt über zwei Jahre hinweg theoretisch wie praktisch die Bedeutung des regelmäßigen, richtigen Händewaschens nahegebracht. Die Studie ist eingebettet in zwei große Forschungsverbünde, EurHealth-1Health und health-i-care, die sich in der EUREGIO mit Infektionsvorbeugung und Antibiotikaresistenzen auseinandersetzen. Die Pädagogin Kristin Klar zieht als Projektkoordinatorin eine durchweg positive Bilanz – die aber auf einigen unverzichtbaren Faktoren basiere.

Der zentrale Erfolgsfaktor ist demnach das Zusammenspiel von praktischer Intervention mit einer unterrichtsbegleitenden Wissensvermittlung. „Für eine nachhaltige Vermittlung von Fähigkeiten und Fertigkeiten braucht es drei Dinge“, erläutert Prof. Karsten Becker als Projektleiter vom Institut für Medizinische Mikrobiologie: „Erstens ein grundlegendes, kindgerecht aufbereitetes Wissen um die Bedeutung von Erregerübertragungen. Als Zweites kommen praktische Demonstrationen und Übungen hinzu. Und drittens spielt auch das Spenderdesign eine Rolle. Diese sollte die Motivation zum Händewaschen dauerhaft unterstützen und die Kinder zum richtigen Ablauf anleiten.“ Bei ihrem Projekt hatten die Forscher mit der Firma Ophardt kooperiert und mit dieser gemeinsam kindgerechte Seifenspender entwickelt. Deren Design und Funktionsweise unterstützen didaktische Ansätze: Während des Händewaschens blinken die Geräte und machen den Benutzer darauf aufmerksam, wann dieser Vorgang beendet werden kann.

Kinder lernen die Händehygiene nicht in wenigen Wochen. Theorie und Praxis müssen, so das Forscherteam, immer mal wieder wiederholt werden, damit der Vorgang wie ein Automatismus eingespielt ist. „Erst die regelmäßige Verbindung aus praktischer und theoretischer Intervention erzielt bei den Kindern ein nachhaltiges, habituelles Händewaschverhalten“, umschreibt Kristin Klar den Vorgang aus wissenschaftlicher Perspektive. Ein weiteres Erfolgsgeheimnis ist die „Ausdauer“. Dementsprechend haben die 13 am Projekt beteiligten Grundschulen nach dem Projektende weiterführende Unterrichtsmaterialien erhalten, womit sie weiterhin das Bewusstsein der Kinder für die richtige Händehygiene im Alltag stärken können. Die Grundlagen für die altersgerechten Materialien lieferten zum einen die Erkenntnisse münsterscher Mikrobiologen. Zum anderen wurde Expertise zur pädagogischen und didaktischen Gestaltung von Prof. Ulrike Weyland und Dr. Anna Katharina Hein (Institut für Erziehungswissenschaften der Universität Münster) und Prof. Lisette van Gemert-Pijnen (Center for eHealth & Wellbeing Research der Universität Twente) eingebracht.

Eine weitere wichtige Erfahrung aus dem Projekt ist, dass der Aufwand, um den Kindern das richtige Handling am keramischen Gegenüber beizubringen, überschaubar und damit leistbar ist – nicht unwichtig für deutsche Schulen, von denen viele unter Lehrermangel leiden. Die Kinder wirkten rege und mit viel Begeisterung mit. Ausnahmen bestätigen auch hier nur die Regel: Wenn die Teilnahme des Nachwuchses aufgrund einer Klassenfahrt oder sonstiger Ablenkungen absackte, vermerkten die Lehrer das in den anonymisierten Datenblättern – und lieferten so die Erklärung für die „Fehlzeiten“, die auch der Elektronik der Seifenspender nicht entgangen waren.

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