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Genmutation als Ursache für „unsterbliche“ Krebszellen entdeckt: Prof. Matthias Fischer erhält den Domagk-Preis der Universität Münster

Beim Festakt stellten sich zum Gruppenbild (v.l.) Prof. Dirk Domagk (Enkel des Stiftungsgründers), Prof. Johannes Wessels (Rektor der WWU Münster) Prof. Mathias Herrmann (Dekan) Prof. Eva Wardelmann (GDS-Vorsitzende), Prof. Matthias Fischer (Preisträger), Prof. Heribert Jürgens (Gastredner) und Dr. Karl Ziegelbauer (Bayer AG) (Foto: FZ/Marschalkowski)

Münster (mfm/sm) - Erfolgreich im Kampf gegen Krebs bei Kindern: Prof. Matthias Fischer von der Kölner Unikinderklinik erhält den Gerhard-Domagk-Preis 2016. Die Auszeichnung, ebenso wie die verleihende münstersche Stiftung, benannt nach dem großen Medizin-Nobelpreisträger, ehrt Wissenschaftler, die sich auf dem Gebiet der Krebsforschung hervorgetan haben. Fischer und sein Team erforschten den dritthäufigsten Tumor bei Kindern, das Neuroblastom – mit vielversprechenden Ergebnissen.
Neuroblastome finden sich im Nervensystem der meist noch sehr jungen Patienten. Die bösartige kindliche Erkrankung kann einen sehr unterschiedlichen Verlauf haben: In manchen Fällen wächst das Tumorgewebe aggressiv und unaufhaltsam immer weiter, in anderen hingegen bildet es sich spontan zurück. Die Wissenschaftler um Fischer entschlüsselten nun die Erbinformation der Krebszellen und machten die Entdeckung, dass bei Hochrisiko-Neuroblastomen verschiedene Veränderungen vorliegen. Diese bewirken allesamt, dass ein bestimmtes Gen – TERT, verantwortlich für genetische Informationen des Enzyms Telomerase – besonders aktiv ist.
Die Telomerase ist für die Stabilisierung der Chromosomenenden (Telomere) einer Zelle zuständig und wird auch als „molekulare Uhr der Zelle“ bezeichnet. Denn bei jeder Zellteilung verkürzen sich im Normalfall diese Telomere, bis sie irgendwann zu kurz sind, ein Wachstumsstopp einsetzt oder die Zelle abstirbt. Doch da die hochaktive Telomerase diesen Prozess aushebelt und die Chromosomenenden der Tumorzellen dann erhalten bleiben, werden letztere quasi „unsterblich“. Patienten mit der Genmutation haben daher aggressiv wachsende Neuroblastome und damit einhergehend schlechte Heilungschancen. Umgekehrt fehlt bei Tumoren, denen die behandelnden Ärzte eine gute Prognose bescheinigen, eine solche Aktivierung der Telomerase. Dies ist vermutlich der Grund für die Beobachtung, dass sich das schädliche Gewebe auch spontan zurückbilden kann.
Die Erkenntnisse Fischers können dazu beitragen, die Behandlung von Neuroblastomen zu verbessern. Sie erlauben  das präzise Voraussagen des Krankheitsverlaufs. und eröffnen den Weg für die Entwicklung zielgerichteter Therapien, die an den Mechanismen der Telomer-Stabilisierung ansetzen wie beispielsweise Telomerase hemmende Medikamente.
Der von der Gerhard-Domagk-Stiftung (GDS) in Kooperation mit der Universitätsgesellschaft der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) jährlich verliehene Preis ist mit 10.000 Euro dotiert. Die Hälfte davon übernimmt die Bayer Science and Education Foundation, da Prof. Gerhard Domagk lange das Forschungslabor des Weltkonzerns leitete. Akademische Heimat des Wissenschaftlers war die Medizinische Fakultät der WWU. Kurz vor Kriegsbeginn 1939 erhielt Domagk als erster und bisher einziger Pathologe den Medizin-Nobelpreis für seine Verdienste bei der Bekämpfung von Infektionskrankheiten. Da ihm die Krebsforschung aber ebenfalls ein großes Anliegen und er auch in diesem Bereich wissenschaftlich aktiv war, gründete er noch zu Lebzeiten die Stiftung „Krebsforschung Prof. Dr. Gerhard Domagk“, kurz Gerhard-Domagk-Stiftung, die sich zum Teil auch über Spenden finanziert.
Website Gerhard-Domagk-Stiftung

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