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Die Gräuel sind vorbei, die Erinnerungen bleiben: 2. Kongress „Kindheiten im Zweiten Weltkrieg in Europa“

Erforscht seit Jahren die Folgen von Kriegserlebnissen: Prof. Gereon Heuft (Foto: FZ)

Münster – Eine 65-jährige Frau habe weinend vom Mikrofon weggeführt werden müssen. Und ein Mann bekannte mutig vor einigen Hundert Zuschauern, wie dringend er therapeutische Hilfe brauche - und keine geeignete finde. So berichtete das Deutsche Ärzteblatt über den ersten internationalen Kongress zum Thema „Die Generation der Kriegskinder und ihre Botschaft für Europa 60 Jahre nach Kriegsende“. Er deckte 2005 zuvor kaum beachtete seelische Verletzungen auf und erhielt daher bundesweit Aufmerksamkeit. Nun gibt es eine Neuauflage – sie findet in Münster statt.
„Es erscheint an der Zeit, eine Bestandsaufnahme der zwischenzeitlich erfolgten Forschungsergebnisse zu versuchen“, schreiben die Veranstalter im Programm zum 2. Internationalen Kongress „Kindheiten im Zweiten Weltkrieg in Europa“. Als Ausrichter haben sich die Akademie Franz Hitze Haus, eine Fortbildungseinrichtung des Bistums Münster, sowie ein Expertenteam um den Direktor der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie des Universitätsklinikums Münster, Prof. Gereon Heuft, zusammengetan. Als Schirmherrin konnten die Organisatoren die Ministerpräsidentin des Landes Nordrhein-Westfalen, Hannelore Kraft, gewinnen. Erwartet werden rund 300 Teilnehmer.
Das besondere Merkmal des Kongresses ist die breite interdisziplinäre Perspektive bei der Auseinandersetzung mit belastenden Kindheitserfahrungen im Zweiten Weltkrieg. In insgesamt 19 Symposien stellen 60 Referenten ihre aktuellen wissenschaftlichen Ergebnisse vor. Viele reisen aus anderen europäischen Staaten und aus Israel an. Der Fokus liegt auf den Geburtsjahrgängen 1928 bis 1948 und deren kriegsbedingten psychischen, sozialen und körperlichen Belastungen sowie auf den möglichen Spätfolgen im Alternsprozess. Mit diesem Ansatz möchte der Kongress auch dafür sensibilisieren, dass Kriege jeglicher Art  vergleichbare Langzeitfolgen für die Bevölkerung nach sich ziehen können.
„Insofern nimmt der Kongress für sich in Anspruch, Aussagen auch im Hinblick auf die aktuelle Situation der Menschen in Krisengebieten in aller Welt zu formulieren“, heißt es im Programmheft. Und weiter: „Denn auch wenn die Waffen schweigen, reichen die Schatten von kriegerischen Auseinandersetzungen noch lange in das Leben der Menschen hinein. Dies beunruhigt umso mehr, als die Schädigung von Kindern durch Konflikte, Kriege und Übergriffe aller Art weltweit kein Ende zu nehmen scheinen.“

Programm als Download

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