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Ein Institut, zwei Preisträger: DGHM ehrt bisherigen und amtierenden Direktor des Institutes für Hygiene
Münster (mfm/sw) – Die Deutsche Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie (DGHM) hat auf ihrer Jahrestagung gleich zwei ihrer Preise an Forscher der Universität Münster vergeben: Prof. Alexander Mellmann, leitender Krankenhaushygieniker der Universitätsklinik und seit Monatsbeginn neuer Direktor des Instituts für Hygiene, kann sich über den mit 5.000 Euro dotierten Hauptpreis der Fachgesellschaft freuen. Sein Vorgänger in der Leitungsfunktion, Prof. Helge Karch, wurde mit der Ferdinand-Cohn-Medaille ausgezeichnet. Jährlich ehrt die DGHM mit ihrem Hauptpreis Wissenschaftler, die auf dem Gebiet der Hygiene und Mikrobiologie langjährig hervorragende Forschung betreiben. Die Ferdinand-Cohn-Medaille wird hingegen ohne festen Turnus vergeben: „Sie ehrt Persönlichkeiten, die sich in herausragender Weise um die Mikrobiologie und/oder Hygiene verdient gemacht haben“, heißt es im Statut.
Die beiden Preisträger verbindet nicht nur die Würdigung durch ihre Fachkollegen: Nach dem Studium der Humanmedizin promovierte Mellmann unter Leitung von Helge Karch in Münster zum Dr. med. Seit Beginn seiner wissenschaftlichen Karriere widmet er sich Themen aus der molekularen Evolution und Epidemiologie von Krankheitserregern: Mellmann erforschte unter anderem das Infektionsgeschehen bei enterohämorrhagischen Escherichia coli, kurz: EHEC, und bei nosokomialen Krankheitserregern. Dazu zählen seine Arbeiten über die Entstehung und Verbreitung von multiresistenten Erregern (MRSA, VRE und MRGN). In der täglichen Krankenversorgung werden diese Erkenntnisse zur Erkennung von Ausbrüchen eben dieser Erreger in Kliniken genutzt. Seine Forschungen setzten aber nicht nur Meilensteine in der Krankenhaushygiene, sondern waren auch von fundamentaler Bedeutung für die Aufklärung der Infektionswege dieser Erreger inner- und außerhalb von Kliniken. Zudem gelang es dem münsterschen Wissenschaftler, neben EHEC O104:H4 eine Vielzahl von EHEC-Varianten, die das Hämolytisch-Urämische Syndrom (HUS) verursachen, zu beschreiben und in einer Referenzkollektion zusammenzufassen („HUSEC-Kollektion“).
Auch Prof. Helge Karch, von 2001 bis Februar 2019 Direktor des Instituts für Hygiene an der münsterschen Universitätsklinik, wurde in Göttingen zu einer Preisübergabe auf die Bühne gebeten. Die Ferdinand-Cohn-Medaille gilt dem wissenschaftlichen Gesamtwerk des gebürtigen Pfälzers. Karch widmete sich hauptsächlich der Feintypisierung von pathogenen Keimen und der Infektkettenaufklärung von Lebensmittel- und Krankenhausinfektionen. Dabei hat er zahlreiche EHEC-Ausbruchsstämme erforscht – und avancierte bei dem großen EHEC-Ausbruch 2011 mit 53 Toten, bei dem sein Institut binnen kürzester Zeit einen Schnelltest zum Nachweis des Ausbruchstammes entwickelte, in den Medien zum „EHEC-Papst“. Neben seinen Arbeiten auf diesem Gebiet hat sich der Mikrobiologe besonders mit der Verhütung von Krankenhausinfektionen beschäftigt und Pionierarbeit bei der interdisziplinären Verbindung von Human- und Veterinärmedizin geleistet, wofür ihm die Universität Gießen 2009 die Ehrendoktorwürde verlieh. Seine Forschung wurde bereits mit zahlreichen Preisen geehrt; unter anderem 1998 mit dem DGHM-Hauptpreis. Nun tritt sein ehemaliger Doktorand, Prof. Mellmann, in seine Fußstapfen.
Die DGHM, die rund 2.000 Mitglieder zählt, fördert den wissenschaftlichen Austausch auf den verschiedenen Teilgebieten der Mikrobiologie, Infektionsimmunologie, der Hygiene und des Gesundheitswesens. Ziel ist, alle auf diesen Gebieten tätigen Wissenschaftler in Deutschland zusammenzuführen und durch vernetzte Zusammenarbeit Forschung und Lehre zu fördern. Jährlich vergibt die Stiftung mehrere Preise, um qualifizierten Wissenschaftlern einen zusätzlichen Anreiz zu geben, ihre Forschung fortzuführen.